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Wetterfrosch auf Schienen : Wozu Halles Straßenbahnen Klimadaten sammeln

Von Detlef Färber 14.07.2017, 12:00
Passend zum Thema eine grüne Straßenbahn: Drei Züge der Havag fahren auch als Klimadatensammler auf allen Linien durch Halle.
Passend zum Thema eine grüne Straßenbahn: Drei Züge der Havag fahren auch als Klimadatensammler auf allen Linien durch Halle. Stadtwerke

Halle (Saale) - Von unten sehen sie aus wie die großen Mikrofone aus der Radio-Steinzeit: Zwei runde Dinger, die auf dem Dach der Straßenbahn über der Fahrerkabine installiert sind. Doch wie so oft ist das, was man sieht, auch hier nicht die ganze Wahrheit, denn unterm Dach gibt es weitere High-Tech-Installationen zum Zweck einer Langzeitanalyse.

Es geht um das hiesige Stadtklima, das der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Potsdam und das hallesche Landesamt für Umweltschutz (LAU) in Kooperation mit dem Halleschen Verkehrsbetrieb (Havag) schon seit 2014 in einer Studie untersuchen. Gemessen werden Temperatur und Luftfeuchtigkeit, erläutert die DWD-Projektbearbeiterin und Diplomgeologin Kristin Hoffmann: und das noch bis Ende des Jahres.

Wozu Straßenbahnen in Halle (Saale) Klimadaten sammeln

Mit insgesamt drei mobilen Messstationen, die allesamt auf Straßenbahnen montiert sind, sind die Datensammler nun auf dem ganzen Streckennetz der Havag unterwegs: Wetterfrösche auf Schienen also - doch nicht in dem Sinne, dass die erhobenen Daten etwa in die Wetterprognosen der Abendnachrichten eingehen würden, erläutert Kristin Hoffmann.

Denn hier gehe es ausschließlich um rückwirkende und langfristige Beobachtungen einzelner Wetterphänomene, die zusammen das Klima bilden. Und also letztlich um den Klimawandel in einer Beispielstadt (außer in Halle untersucht der DWD in einem solch aufwendigen Projekt noch das Klima in Hannover, München und Stuttgart).

Wie läuft der Klimawandel in Halle (Saale): Was Fachleute und auch die Stadt selbst mit den Daten anfangen können

Das Ergebnis der halleschen Studie soll übrigens im Herbst 2018 vorliegen. Gespannt auf das, was die Klima-Experten aus der schier unendlichen halleschen Datenflut herauslesen, sind neben den Fachleuten des LAU übrigens auch etliche Akteure der Stadtentwicklung in Halle, sagt Peter Kolbert, der als Projektleiter von Seiten der Havag der Ansprechpartner vor Ort in dieser Sache ist. „Mit Hilfe der Daten werden Prognosen gestellt“, so Kolbert. Die könnten auch helfen, Weichenstellungen in der Stadtplanung - etwa bei der Erstellung von Bebauungsplänen - vorzubereiten.

Von Belang sein könne die verfeinerte Langfristbeobachtung der Temperaturentwicklung und die darauf fußende Trendprognose auch sonst für mancherlei, meint Kolbert - und nennt die künftigen Verbräuche von Strom, Wasser und Fernwärme, auf die sich auch die regionalen Versorger aus dem Stadtwerke-Konzern einzustellen hätten.

Und, so Kolbert, durchaus auch die Havag selbst. Denn bei weniger Tagen mit Regen und mehr Tagen mit sommerlichen Temperaturen müsse auch damit gerechnet werden, dass Kunden „öfter mal aufs Rad umsteigen“.

Über eine besonders interessante Frage, die im Herbst 2018 die Studienergebnisse beantworten könnten, darf übrigens jetzt schon gerätselt werden. Wo ist Halles Schmelztiegel? Welcher Ort in der Stadt ist im Schnitt der heißeste? Das Rennen soll noch nicht entschieden sein. (mz)