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Marketing-Coup MEC Saale Bulls: Das Eishockey-Atelier des Johannes Ehemann

Von Christian Elsaesser 13.07.2017, 08:37
Johannes Ehemann richtet seine Ausstellung im Stadtcenter Rolltreppe ein.
Johannes Ehemann richtet seine Ausstellung im Stadtcenter Rolltreppe ein. Eckehard Schulz

Halle (Saale) - Mitunter nehmen Vertragsverhandlungen ganz und gar kuriose Verläufe. So war es auch, als sich die Saale Bulls vor einigen Monaten mit Johannes Ehemann zusammengesetzt hatten. Der Eishockey-Oberligist wollte den Stürmer gern halten. Also gab Präsident Daniel Mischner ein ungewöhnliches Versprechen: „Ich habe ihm gesagt: ,Wenn du unterschreibst, dann helfen wir dir auch bei der Malerei.‘“

Es war ein launiger Spruch, aus dem Satz wurde auch kein offizieller Vertragsinhalt. Und doch: Mischner hielt Wort. Und so öffnet am Wochenende ein Projekt seine Pforten, das in der Sport-Landschaft einmalig ist: ein Eishockey-Verein eröffnet eine Kunstgalerie. „So etwas“, sagt selbst Ehemann, „gibt es in Deutschland kein zweites Mal.“

Johannes Ehemann ist ein hochtalentierter Künstler. In jeder freien Minute steht er an der Leinwand und malt. Also ließ Daniel Mischner seine Kontakte spielen. Die Saale Bulls mieteten im Stadtcenter Rolltreppe mitten in der Innenstadt eine kleine Ladenfläche an. Und dort wird Johannes Ehemann seine Werke ausstellen. „Am Samstag geht es los“, erzählt er. Einen Monat lang wird der Künstler selbst jeden Tag in seiner Galerie stehen. Wobei Galerie - das ist ja nur ein Teil: „Es soll eine Mischung sein - Galerie, aber auch Atelier.“ Heißt: Er wird dort auch malen.

Präsident ist Fan der Bilder

Wer Daniel Mischner dieser Tage auf die Galerie als Marketing-Aktion der Saale Bulls anspricht, erntet dennoch einen eher ungläubigen Blick. Das, so betont der Vereinspräsident, sei gar nicht vordergründig gewesen bei der Idee. „Uns ging es wirklich zu allererst darum, Johannes zu unterstützen“, sagt er. „Ich mag seine Kunst wirklich gerne und habe mir selbst schon drei seiner Bilder gekauft.“

Publikumsnaher Verein

Man darf Mischner diesen hehren Anspruch wirklich abnehmen. Junge Eishockey-Spieler zu formen, ihnen auch die Möglichkeit einzuräumen, sich beruflich weiter zu entwickeln - das alles ist ja Alltag für eine Vereinsführung in der dritten Eishockey-Liga. Meistens geht es dabei um Ausbildungs- oder Studienplätze. Doch dieses Projekt ist völlig anders - und fraglos ist es eben auch ein PR-Coup, den der Mitteldeutsche Eishockey Club damit gelandet hat.

Im Marketing-Sprech würde man es neudeutsch als „Unique Selling Point“ bezeichnen - ein Alleinstellungsmerkmal. Durchaus passend für einen Verein, der gern etwas anders daherkommt - immer etwas kreativer als andere. Vor allem aber immer bewusst publikumsnah. Nun also dieser Weg. Ein Verein, der in einer bizarr übervermarkteten Sportwelt einen Kontra- und Ruhepunkt setzt - als Kunstmäzen.

Bilder auch in Mailand

Das ist umso glaubwürdiger, wenn der Künstler eben zugleich Teil der Mannschaft ist. „Eishockey“, betont Johannes Ehemann, „steht für mich im Mittelpunkt.“ Er ist Profi, hier verdient er sein Geld. Aber auch die Kunst ist längst ein Geschäftsfaktor geworden für ihn. Inzwischen gestaltet er auch Schuhe und T-Shirts, kann sich vor Bestellungen aktuell kaum retten.

Im Urlaub war er in Paris und Mailand. In Italien hat er tatsächlich eine Galerie aufgetan, die einige seiner Bilder zeigen und zum Verkauf anbieten will. „Es ist eine kleine Verkaufsgalerie, gerade einmal 100 Meter vom Mailänder Dom entfernt“, erzählt er.

Aus der italienischen Metropole hat er übrigens auch die Idee für sein jüngstes Werk mitgebracht. In einem Hinterhof fand er einen mehr oder weniger verlassenen Neptunbrunnen. Das Bild, das er inspiriert davon gemalt hat, stellt er ebenfalls ab Samstag in seiner kleinen Eishockey-Galerie aus. Ein Werk, das sich - soviel sei verraten - allein durch seine Farben abhebt. „Ich wollte mal etwas Neues versuchen“, sagt Johannes Ehemann.

Ein Motto, das für ihn und seinen Eishockey-Verein dieser Tage gleichermaßen gilt.

Am Samstag um 17 Uhr öffnet Johannes Ehemann die Türen zur Eishockey-Galerie im Stadtcenter Rolltreppe in der Innenstadt. (mz)