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Mordfall in Leipzig Mordfall in Leipzig: DNA-Spuren von Sebastian F. an Leichensack entdeckt

Von Ralf Böhme 21.06.2017, 17:00
Justizbeamte führen Sebastian F. zur Verhandlung in den  Gerichtssaal in Dessau.
Justizbeamte führen Sebastian F. zur Verhandlung in den  Gerichtssaal in Dessau. Lutz Sebastian/Archiv

Dessau/Halle (Saale) - Zwei Tote, ein genetischer Fingerabdruck. Diese neue Erkenntnis bringt möglicherweise die beiden spektakulärsten Mordfälle in der Region noch einmal mächtig durcheinander. Ermittler haben nämlich die DNA-Spur von Sebastian F., der in Dessau-Roßlau die chinesische Studentin Yangjie Li umgebracht haben soll, im Zusammenhang mit einem weiteren Toten erneut isolieren können.

Dabei geht es um den Mord an dem Dolmetscher Farhad S. - ein aktueller Fall am Landgericht Leipzig, in dem ein Mann und zwei Frauen aus Syrien angeklagt sind.  Ein Gerichtssprecher bestätigte der MZ am Mittwoch, dass der Hinweis auf Sebastian F. auf einem Leichensack identifiziert wurde.

Die Neuigkeit nährt unter anderem in sozialen Netzwerken viele Spekulationen - bis hin zu der Frage, ob es sich bei Sebastian F. unter Umständen sogar um einen Serienmörder handeln könnte.  Die Staatsanwaltschaft in Leipzig bezweifelt diese Annahme jedoch.  
Fakt ist: Der überraschende DNA-Fund  hat die Verteidigung der Syrer veranlasst, mehrere Anträge zu stellen. Demnach soll, so der Gerichtssprecher,  Sebastian F. in Leipzig befragt werden. In den Zeugenstand gehöre nach Auffassung der Verteidigung aber auch die Gerichtsmedizin Halle, wo der tote Dolmetscher untersucht wurde. Und auch die Ermittlungsbeamten, die im Zusammenhang mit dem Leichenfund im Einsatz gewesen sind, müssten Fragen beantworten.

Zugleich legte der Gerichtssprecher Wert auf die Feststellung:  „Die Kammer hat noch nicht entschieden, ob sie die Anträge zulässt.“ Grund der Zurückhaltung sei das Teilgeständnis eines der drei Angeklagten. Auch seine beiden mutmaßlichen Komplizen wollen dem Gerichtssprecher zufolge sich in der nächsten Verhandlung am 4. Juli  äußern. Sollten sie die Beteiligung an dem Dolmetscher-Mord einräumen, entstehe juristisch eine neue Situation.

Unabhängig davon bleibt die  DNA von Sebastian F., die im Vorjahr den Ermittlern auf der Suche nach Tatverdächtigen im Mordfall Yangjie Li zum Durchbruch verhalf, vorerst ein Mysterium.  Selbst  wenn der 21-Jährige aus Dessau nicht in den Leipziger Dolmetscher-Mordfall verwickelt ist, fehlt  noch die  Antwort  auf die Frage: Wie kommt sein  genetischer Fingerabdruck auf den Sack, mit dem die Leiche des Dolmetschers Farhad S. vom Fundort Burg (Jerichower Land) abtransportiert worden ist?  Die Gerichtsmedizin in Halle hüllt sich dazu  in Schweigen. Zu einem laufenden Verfahren sage man nichts, hieß es lapidar. (mz)