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Mädchen in Leipzig entführt Haftbefehl gegen 36-Jährigen: Mutmaßlicher Entführer stammt aus Weißenfels

Von Christiane Rasch 08.06.2017, 13:49
Nach der Entführung einer Zwölfjährigen: Der mutmaßliche Täter wird festgenommen.
Nach der Entführung einer Zwölfjährigen: Der mutmaßliche Täter wird festgenommen. Lucas S.

Lützen/Leipzig - Gegen den Mann, der am Mittwoch ein Mädchen in Leipzig entführt haben soll, ist am Donnerstagnachmittag Haftbefehl erlassen wurden. Der Tatvorwurf umfasst Freiheitsberaubung in Verbindung mit einem Sexualdelikt und Körperverletzung.

Der 36-Jährige, der am Mittwoch ein Mädchen in Leipzig entführt haben soll, ist vorbestraft. 2015 sei er wegen des Erwerbs und Besitzes von Kinderpornografie zu einer Geldstrafe verurteilt worden.

Das teilte die Staatsanwaltschaft Leipzig am Donnerstag mit. Zudem wurde bekannt, dass der Mann ursprünglich aus Weißenfels stammt. Das erklärte der Sprecher der Polizeidirektion Leipzig auf Nachfrage der MZ.

Der Mann wurde am Mittwochabend nahe Söhesten, einem Ortsteil von Lützen (Burgenlandkreis), festgenommen und soll noch heute dem Haftrichter vorgeführt werden. In dem weißen Transporter, mit dem der Mann unterwegs war, befand sich das zwölf Jahre alte mutmaßliche Entführungsopfer, das von den Polizisten befreit werden konnte.

Das Mädchen hatte wenige Stunden zuvor einen Notruf aus dem Inneren des Wagens abgesetzt und die Polizei so auf die Fährte des Mannes gebracht. Es soll heute noch einmal befragt werden. Bei einer ersten Befragung am Mittwochabend sei das Kind „erstaunlich gefasst“ gewesen, so ein Polizeisprecher.

Entführung in Leipzig: Mann hat bereits ausgesagt

Der Mann ist bereits vernommen worden, aus ermittlungstaktischen Gründen wollte sich die Polizei aber nicht zu Details  äußern. Auf Nachfrage sagte ein Polizeisprecher, dass  der Verdächtige in der Vergangenheit in der Region um Lützen gewohnt hat.

Laut Leipziger Polizei ist der Mann Deutscher und entspricht damit nicht dem Tätermuster der angeblichen Kindesentführungen, die im Sommer des vergangenen Jahres in Sachsen-Anhalt für Aufsehen gesorgt hatten.

In dieser Zeit gab es in mehrere Meldungen, denen zufolge Kinder von südländisch aussehenden Männern in weißen Transportern entführt worden sein sollen. Zumeist wurden diese Meldungen im Internet über Soziale Netzwerke verbreitet. Bei den meisten Fällen handelte es sich aber um Falschmeldungen, sagte eine Polizeisprecherin in Halle.

Entführungen von Kindern und Jugendlichen sorgen in Deutschland immer wieder für Schlagzeilen. Häufig ist sexueller Missbrauch das Motiv. Seltener ist dagegen Kidnapping, um Lösegeld zu erpressen. Einige spektakuläre Fälle aus jüngerer Zeit:

Juli 2016: Wegen der Morde an den kleinen Jungen Elias (6) und Mohamed (4) verurteilt das Landgericht Potsdam einen 33-Jährigen zu lebenslanger Haft. Der Wachmann hatte 2015 Elias in Potsdam und Mohamed vor der zentralen Anlaufstelle für Flüchtlinge in Berlin entführt, sie missbraucht und getötet.

August 2015: Die 17 Jahre alte Unternehmertochter Anneli-Marie aus einem Dorf bei Meißen (Sachsen) wird entführt. Die Täter fordern von der Familie 1,2 Millionen Euro. Die Leiche der jungen Frau wird einige Tage später entdeckt. Das Dresdner Landgericht verurteilt einen der Entführer zu lebenslanger Haft, sein Komplize erhält achteinhalb Jahre.

Februar 2014: Die zwölf Jahre alte Franziska wird in Neuburg a.d. Donau (Bayern) entführt, vergewaltigt und erschlagen. Ihr Mörder erhält lebenslange Haft.

April 2013: Ein Kidnapper bringt in Fellbach (Baden-Württemberg) einen Siebenjährigen in seine Gewalt und fordert Lösegeld. Er lässt das Kind nach mehreren Stunden frei, nachdem er die erste Rate erhalten hat. Der Mann wird zu sieben Jahren Haft verurteilt.

September 2010: Der zehnjährige Mirco aus Grefrath (Nordrhein-Westfalen) wird entführt, missbraucht und umgebracht. Seine Leiche wird erst im Januar 2011 entdeckt. Der Täter erhält lebenslange Haft.

April 2006: Der zweijährige Millionärs-Enkel Moritz B. fällt Erpressern in die Hände. Die Kidnapper fordern Lösegeld. Die Polizei kann Moritz befreien. Drei Männer werden zu Haftstrafen zwischen zwölf und sieben Jahren verurteilt. 

Ob es bei dem aktuellen Fall in Leipzig Verbindungen zu anderen angeblichen Entführungsfällen gibt, blieb am Donnerstag zunächst offen.

„Wir befassen uns jetzt erst einmal konkret mit diesem einen Fall“, so der Leipziger Polizeisprecher. „Ob es sich dabei um einen Einzelfall handelt, oder der mutmaßliche Täter bereits in der Vergangenheit Versuche unternommen hat, wird dabei natürlich untersucht.“ (mz)