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Der Ehrgeizige Der Ehrgeizige: Jens Bühligen wollte eigentlich nie Oberbürgermeister werden

Von Undine Freyberg 22.05.2017, 15:11
Jens Bühligen regiert als Oberbürgermeister die wichtigste Stadt im Landkreis.
Jens Bühligen regiert als Oberbürgermeister die wichtigste Stadt im Landkreis. Peter Wölk

Merseburg - Er kommt immer mal mit überraschenden Vorschlägen um die Ecke. Der Aufbau des Merseburger Kindersports vor einigen Jahren war so einer, oder auch, dass Migrantenkinder gerechter auf die Merseburger Grundschulen verteilt werden sollen, wie es derzeit diskutiert wird. Dass er das zweistündige kostenfreie Parken (was mittlerweile aufgehoben wurde) im Alleingang beschlossen hat, nehmen ihm einige Stadträte heute noch übel. Bürger und Gäste der Stadt hatte dieses Geschenk allerdings gefreut.

Der Mann, der seit rund neun Jahren an der Spitze der Stadt Merseburg steht, wollte eigentlich nie Oberbürgermeister werden. Heute wendet er all seine Kraft auf, um seine Stadt für die Menschen, die hier leben lebens- und liebenswert zu machen, oder das Erreichte zu erhalten. Obwohl in Zeiten von Liquiditätssicherungskonzept und vorläufiger Haushaltsführung eher Pflicht als Kür angesagt sind, und nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen können. So wie bei ihm selbst vor vielen Jahren.

CDU-Mann Jens Bühligen - erst Beigeordneter, dann Oberbürgermeister in Merseburg

„Ich habe Jura studiert und wäre gern als Jurist in ein Wirtschaftsunternehmen eingetreten“, erzählt der 50-jährige CDU-Mann, der während des Studiums in Berlin gekellnert, als Page in zwei Westberliner Hotels gearbeitet und auch das legendäre „The Wall“-Konzert von Pink Floyd auf dem Potsdamer Platz erlebt hat. Bühligen hat als Staatsanwalt gearbeitet und in dieser Funktion während seines Referendariats Anklagen im Landgericht Halle verlesen. Er fand Strafrecht zwar spannend, ging dann aber doch in eine hallesche Wirtschaftskanzlei.

„Dann wurde 2001 ein Beigeordneter für Merseburg gesucht und ich habe mich beworben.“ Er hatte sich kaum Chancen ausgerechnet, gewann aber die Wahl und arbeitete plötzlich in der Verwaltung, die damals noch vier Dezernate und 16 Ämter hatte. „Die Stadt dachte ja damals noch, dass sie mal ganz groß werden würde, was nicht passierte.“

Dass er sich je um den Posten des OB bewerben würde, hätte er nicht gedacht, schließlich saß Reinhard Rumprecht (parteilos) fest im Sattel. Der Tag, an dem mit Durchsuchungsbeschluss sogar die Stadtverwaltung durchsucht wurde, weil es Kinderpornografie-Vorwürfe gegen den damaligen OB gab, sei kein guter Tag gewesen. „Ich dachte zunächst tatsächlich, dass jemand die in einigen Monaten anstehende OB-Wahl sabotieren wollte.“ So war es nicht.

Stadtrat Merseburg und Jens Bühligen zeitweilig auf Kriegsfuß

Bühligen amtierte als OB und stellte sich dann auch zur regulären Wahl. „Und da hat mich dann der Ehrgeiz gepackt.“ In der Stichwahl setzte er sich knapp gegen SPD-Mann Steffen Eichner durch und war damit damals der jüngste Oberbürgermeister von Sachsen-Anhalt. In der Folge gab es Zeiten des Krieges zwischen Bühligen und dem Stadtrat, die allerdings Diplomatie und konstruktiver Zusammenarbeit gewichen sind. In dieser Zeit sei viel geschafft worden. 2015 wurde Bühligen im Amt bestätigt.

Bleibt bei so viel Job, noch freie Zeit? Bühligen: „Als Oberbürgermeister bin ich 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr im Dienst. Ich mag zwar mal an einem anderen Ort sein, aber gedanklich bin ich immer hier.“ (mz)