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Belebung für Zeitz? Belebung für Zeitz?: Investor kauft alte Nudelfabrik

Von Sebastian Münster 11.05.2017, 08:23
Zuletzt wurde die „Nudel“ als Möbelhaus genutzt.
Zuletzt wurde die „Nudel“ als Möbelhaus genutzt. Hartmut Krimmer

Zeitz/Leipzig - Was für die meisten abbruchreif ist, sind für Mathias Mahnke und seine Frau Birgit schlafende Schätze, die mit genügend Fantasie zu neuem Leben erweckt werden können.

Der Heidelberger Unternehmensberater und seine Frau sind die neuen Eigentümer der ehemaligen Nudelfabrik in der Zeitzer Unterstadt. Der Fabrikkomplex an Paul-Roland-Straße und Neuer Werkstraße liegt seit Jahren brach. Ein Teil davon wurde zuletzt vor vielen Jahren als Möbelhaus genutzt.

Nudelfabrik Zeitz: Platz für Kreativwirtschaft

Mathias Mahnke will den altehrwürdigen Industriebau nun wieder mit Leben füllen. Und er ist sich sicher, dass das klappen kann. Es ist nicht die erste Brache, die der Investor kauft: Im Leipziger Westen besitzt der Heidelberger bereits seit vielen Jahren Wohnhäuser und Fabrikbauten.

Sein jüngtes Projekt: Die 1915 erbaute Dietzold-Fabrik, in der zunächst Nägel und Schrauben und zu DDR-Zeiten Elektroschaltgeräte und schließlich auch Tütensuppen hergestellt worden sind. 2010 brannte das lange leerstehende Gebäude aus. 2013 kaufte es Mahnke. Heute haben Künstler hier ihre Ateliers. Ein Restaurant mit Freisitz entsteht. Eine Dachterrasse ist geplant.

Aber kann man Leipzig wirklich mit Zeitz vergleichen?

Aber kann man Leipzig wirklich mit Zeitz vergleichen? „Warum denn nicht?“, fragt Mahnke. Er wolle die Nudelfabrik „niederschwellig nutzbar“ machen, so der Investor. Konkret heißt das, die Räumlichkeiten so simpel wie möglich für diejenigen verfügbar zu machen, die viel Platz zu günstigen Mietkonditionen suchen. In Mahnkes Augen ist das vor allem die Kreativwirtschaft: Künstler, Designer, Agenturen.

Der 52-Jährige weiß: Der Leipziger Westen wächst, die Immobilienpreise steigen dank des Zuzugs in die Messestadt. Davon ist Zeitz weit entfernt. „Wir kriegen die Bude nur voll, wenn sich hier ein Cluster bildet.“ Das heißt, Mathias Mahnke hofft auf erste Wagemutige – auch aus Leipzig –, denen Nachahmer folgen.

Für den Investor vergibt Zeitz mit der Beseitigung der bahnhofsnahen Brache eine Chance

Aufmerksam geworden sei Mahnke auf Zeitz durch den Leipziger Verein „Haushalten“, der sich vor allem um sogenannte Wächterhäuser kümmert. Dabei werden ratlosen Eigentümern leerer Häuser Zwischenmieter vermittelt, die nach Flächen für Ideen suchen. Die Vereinsmitglieder verfolgen die Entwicklung in Zeitz kritisch, so Mahnke. Und auch der neue Fabrikeigentümer glaubt, dass zu oft der Abriss als einzig mögliche Option gilt.

Jüngter Dorn im Auge ist Mathias Mahnke der geplante Abriss der Puppenwagenfabrik an der Schädestraße. Für den Investor vergibt Zeitz mit der Beseitigung der bahnhofsnahen Brache eine Chance: „Leipzig ist nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Brachen so erfolgreich“, spielt der 52-Jährige erneut auf die nahe gelegene Großstadt an.

Zunächst soll die Nudelfabrik gegen Eindringlinge gesichert werden

Zunächst soll die Nudelfabrik gegen Eindringlinge gesichert und das Dach gedichtet werden. Alles, was zu Geld gemacht werden kann, sei ohnehin schon gestohlen worden, so Mahnke. Derzeit werden einige wild gewachsenen Bäume im Außenbereich des Komplexes entfernt. Den Innenhof der Fabrik will Mathias Mahnke „grün lassen“. Erstes Leben zieht bereits im Juli ein: Dann wird ein holländisches Künstlerkollektiv die Fabrik einen Monat lang als Spielwiese nutzen, um das Gebäude schließlich für eine Ausstellung zu öffnen.

Zu Gast waren die Künstler in vergangenen Jahren bereits in einer Leipziger Brache von Mathias Mahnke. Zugänglich sein für Besucher werden Kunstwerke sowie die gesamte Fabrik im Rahmen der 5. Tage der Industriekultur Leipzig vom 11. bis 13. August.

Infos zu den in Zeitz gastierenden Künstlern unter www.ipihan.com (mz)