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Insolventer Fahrrad-Bauer Mifa: Unternehmerfamilie Puello will Fahrrad-Bauer aus Sangerhausen retten

Von Steffen Höhne 06.05.2017, 15:02
Im neuen Mifa-Werk warten bereits die ersten Fahrräder auf ihre Auslieferung.
Im neuen Mifa-Werk warten bereits die ersten Fahrräder auf ihre Auslieferung. Schumann

Sangerhausen - Für den insolventen Fahrrad-Hersteller Mifa zeichnet sich eine Perspektive ab. Die bayerische Unternehmerfamilie Puello will die Traditionsfirma übernehmen. Der Investor kommt aus der Fahrradbranche und möchte nach MZ-Informationen künftig nur noch hochwertige Markenräder und E-Bikes in Sangerhausen fertigen. Geplant ist eine sogenannte Erlebnis-Manufaktur, bei der die Kunden die Herstellung der Räder auch verfolgen können.

Neues Mifa-Werk in Sangerhausen: Heinrich von Nathusius bestätigt Gespräche zum Verkauf

Der bisherige Eigentümer Heinrich von Nathusius bestätigt Gespräche zum Verkauf des neuen Werkes. Die Familie Puello und Insolvenzverwalter Lucas Flöther äußerten sich nicht.

Die Unternehmerin Susanne Puello und ihr Mann Felix Puello bauten den Fahrrad-Hersteller Winora Group aus Schweinfurt in den vergangenen beiden Jahrzehnten zu einem international führenden Anbieter für Fahrräder und E-Bikes auf, der bekannte Marken wie Haibike produziert. Susanne Puello ist Urenkelin des Firmengründers, seit 2002 gehört Winora jedoch zum niederländischen Fahrrad-Konzern Accell. Ende März 2017 trat Puello überraschend als Geschäftsführerin zurück. Als Anlass für das Ausscheiden nannte sie „unüberbrückbare Differenzen“ mit Accell über die Firmenausrichtung. In die Verhandlungen mit Mifa ist das Ehepaar Puello aber offenbar nicht involviert. Das soll über die Familie laufen. Eine endgültige Entscheidung zum Kauf ist nicht gefallen.

Im laufenden Investorenprozess war auch die Deutsche Post an Mifa interessiert, berichten mit den Vorgängen vertraute Personen. Diese wollte nur die Sparte Elektro-Fahrräder, um ihre Postboten damit auszustatten. Der Logistik-Riese baut inzwischen auch Elektro-Postfahrzeuge in eigenen Produktionsstätten.

Die Familie von Nathusius hatte den Fahrradbauer erst 2014 aus der Pleite gerettet, musste Anfang 2016 jedoch erneut Insolvenz für Mifa anmelden. Vor allem durch den Bau eines 17 Millionen Euro teuren Werkes sind die Kosten aus dem Ruder gelaufen. Heinrich von Nathusius ist durchaus bereit, die neue Produktionsstätte zu verkaufen: „Ich bin positiv gestimmt, wenn unsere Anschaffungskosten beglichen werden“, sagte von Nathusius der MZ. Die Gespräche mit der Familie Puello dazu laufen aber offenbar nur stockend. Von Nathusius schließt auch nicht aus, selbst noch einmal den Neustart mit der Mifa zu wagen. Er glaubt weiter an sein Konzept einer industriellen Produktion von Fahrrädern. Doch mit den Bau von Billigrädern etwa für Discounter wie Aldi wurde bisher kein Geld verdient.

Mifa in Sangerhausen: 370 Jobs während der Insolvenz abgebaut

Die Mehrzahl der Mifa-Gläubiger bevorzugt aber Puello als Investor. Die landeseigene Investitionsbank Sachsen-Anhalt soll ausgezahlte Fördermittel für die neue Produktionsstätte in Höhe von 922.000 Euro von der Familie von Nathusius zurückgefordert haben. Die Subventionen waren an 500 Arbeitsplätze im Unternehmen gebunden. Doch während der Insolvenz wurden inzwischen 370 Jobs abgebaut. Von Nathusius legte nach eigenen Worten gegen die Rückzahlung der Fördermittel Widerspruch ein. (mz)