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Pädophilen-Netzwerk gesprengt Pädophilen-Netzwerk gesprengt: Mann aus Aschersleben organisierte das Treffen

Von Hendrik Kranert-Rydzy 05.05.2014, 07:00
Einsatzkräfte sichern ein Fahrzeug von Verdächtigen. Das Auto wird dann akribisch unter die Lupe genommen.
Einsatzkräfte sichern ein Fahrzeug von Verdächtigen. Das Auto wird dann akribisch unter die Lupe genommen. frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben/Magdeburg/MZ - Bei den Ermittlungen gegen ein Netzwerk von Pädophilen fehlt es der Polizei noch an eindeutigen Beweisen. Nach der Festnahme von elf Verdächtigen am Sonnabend in Aschersleben gebe es zwar einen Anfangsverdacht wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und dem Besitz und der Verbreitung von Kinderpornografie, sagte der Chef der Kriminalpolizei der Direktion Nord, Holger Herrmann: „Dieser Anfangsverdacht reicht aber für Haftbefehle nicht aus, dafür brauchen wir einen dringenden Tatverdacht.“

Beweismaterial sichergestellt

Die zehn Männer und eine Frau waren zu einem Geheimtreffen nach Aschersleben gekommen. Die Polizei hatte sie nach einer Großrazzia festgesetzt. Sie kamen nach Vernehmungen und der Feststellung ihrer Identität wieder auf freien Fuß.
Die Verdächtigen sind zwischen 23 und 60 Jahren alt und stammen aus Aschersleben, Berlin, Dresden, Leipzig sowie aus Nordrhein-Westfalen.

Der überwiegende Teil habe pädophile Neigungen eingeräumt, Straftaten aber bestritten. Drei Männer sind Herrmann zufolge einschlägig wegen Kindesmissbrauchs und dem Besitz oder Handel mit Kinderpornografie vorbestraft. Bei diesen erfolgten Hausdurchsuchungen, wo Computer und Datenträger sichergestellt wurden. „Diese wurden aber noch nicht ausgewertet, es gibt dazu noch keine Beschlüsse der Staatsanwaltschaft“, so Herrmann.

Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) sprach trotz der noch dünnen Beweislage von „einem großen Erfolg unserer Polizei“. Es sei „sehr selten, dass solche Menschen den virtuellen Raum verlassen und sich in der realen Welt treffen“. Dies sei auch für die Polizei eine neue Erfahrung. Man dürfe aber „die Erwartungen nicht zu hoch hängen, es sind noch komplizierte Ermittlungen nötig“. Derzeit stehe die Polizei am Anfang ihrer Arbeit. Herrmann zufolge sei aber damit zu rechnen, dass sich die Ermittlungen erheblich ausweiten werden. Es gehe um mehrere hundert Verdächtige in verschiedenen Chatrooms.

Mädchen als Lockvogel eingesetzt

Das Treffen der Gruppe hatte ein Mann aus Aschersleben organisiert, der nach MZ-Informationen zu den einschlägig Vorbestraften gehört. Herrmann wollte sich dazu nicht äußern. Er erklärte aber, dass „vieles dafür spricht, dass er auch der Kopf des Netzwerkes ist“. Der Mann habe seine fünfjährige Nichte zudem als Lockvogel eingesetzt, um Kontakte zu weiteren Kindern anzubahnen. Die Polizei war nach einem Hinweis eines Journalisten auf die Spur der Gruppe gekommen, die sich in einem geschlossenen Internet-Chat über ihre pädophilen Neigungen ausgetauscht hatte.

Auch dieser Geländewagen wird sichergestellt. Der Fahrer und seine Begleitung werden vorläufig festgenommen.
Auch dieser Geländewagen wird sichergestellt. Der Fahrer und seine Begleitung werden vorläufig festgenommen.
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Holger Stahlknecht (CDU, r.), Innenminister des Landes Sachsen-Anhalt und Holger Herrmann, Leiter der Zentralen Kriminalitätsbekämpfung der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord, während einer Pressekonferenz am 5. Mai.
Holger Stahlknecht (CDU, r.), Innenminister des Landes Sachsen-Anhalt und Holger Herrmann, Leiter der Zentralen Kriminalitätsbekämpfung der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord, während einer Pressekonferenz am 5. Mai.
dpa Lizenz
Ein fünf Jahre altes Mädchen wurde in die Obhut des Jugendamtes übergeben.
Ein fünf Jahre altes Mädchen wurde in die Obhut des Jugendamtes übergeben.
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Ein Verdächtiger wird von Polizeibeamten abgeführt.
Ein Verdächtiger wird von Polizeibeamten abgeführt.
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