Pädophilen-Netzwerk gesprengt Pädophilen-Netzwerk gesprengt: Mann aus Aschersleben organisierte das Treffen
Aschersleben/Magdeburg/MZ - Bei den Ermittlungen gegen ein Netzwerk von Pädophilen fehlt es der Polizei noch an eindeutigen Beweisen. Nach der Festnahme von elf Verdächtigen am Sonnabend in Aschersleben gebe es zwar einen Anfangsverdacht wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und dem Besitz und der Verbreitung von Kinderpornografie, sagte der Chef der Kriminalpolizei der Direktion Nord, Holger Herrmann: „Dieser Anfangsverdacht reicht aber für Haftbefehle nicht aus, dafür brauchen wir einen dringenden Tatverdacht.“
Beweismaterial sichergestellt
Die zehn Männer und eine Frau waren zu einem Geheimtreffen nach Aschersleben gekommen. Die Polizei hatte sie nach einer Großrazzia festgesetzt. Sie kamen nach Vernehmungen und der Feststellung ihrer Identität wieder auf freien Fuß.
Die Verdächtigen sind zwischen 23 und 60 Jahren alt und stammen aus Aschersleben, Berlin, Dresden, Leipzig sowie aus Nordrhein-Westfalen.
Der überwiegende Teil habe pädophile Neigungen eingeräumt, Straftaten aber bestritten. Drei Männer sind Herrmann zufolge einschlägig wegen Kindesmissbrauchs und dem Besitz oder Handel mit Kinderpornografie vorbestraft. Bei diesen erfolgten Hausdurchsuchungen, wo Computer und Datenträger sichergestellt wurden. „Diese wurden aber noch nicht ausgewertet, es gibt dazu noch keine Beschlüsse der Staatsanwaltschaft“, so Herrmann.
Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) sprach trotz der noch dünnen Beweislage von „einem großen Erfolg unserer Polizei“. Es sei „sehr selten, dass solche Menschen den virtuellen Raum verlassen und sich in der realen Welt treffen“. Dies sei auch für die Polizei eine neue Erfahrung. Man dürfe aber „die Erwartungen nicht zu hoch hängen, es sind noch komplizierte Ermittlungen nötig“. Derzeit stehe die Polizei am Anfang ihrer Arbeit. Herrmann zufolge sei aber damit zu rechnen, dass sich die Ermittlungen erheblich ausweiten werden. Es gehe um mehrere hundert Verdächtige in verschiedenen Chatrooms.
Mädchen als Lockvogel eingesetzt
Das Treffen der Gruppe hatte ein Mann aus Aschersleben organisiert, der nach MZ-Informationen zu den einschlägig Vorbestraften gehört. Herrmann wollte sich dazu nicht äußern. Er erklärte aber, dass „vieles dafür spricht, dass er auch der Kopf des Netzwerkes ist“. Der Mann habe seine fünfjährige Nichte zudem als Lockvogel eingesetzt, um Kontakte zu weiteren Kindern anzubahnen. Die Polizei war nach einem Hinweis eines Journalisten auf die Spur der Gruppe gekommen, die sich in einem geschlossenen Internet-Chat über ihre pädophilen Neigungen ausgetauscht hatte.