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Chemiepark Chemiepark Bitterfeld-Wolfen: Drohne soll zukünftig die Werkfeuerwehr unterstützen

Von Michael Maul 29.04.2017, 10:00
Man sieht der Drohne nicht an, was alles für Technik in ihr steckt. Sie kann analysieren, fotografieren und auch Videos aufnehmen. Ihr Erfinder Yorck Rackow steuert sie.
Man sieht der Drohne nicht an, was alles für Technik in ihr steckt. Sie kann analysieren, fotografieren und auch Videos aufnehmen. Ihr Erfinder Yorck Rackow steuert sie. Michael Maul

Bitterfeld - Alarm im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen. Eine ohrenbetäubende Explosion zerreißt die Stille. Kesselwagen stehen in Flammen. Eine Person wird vermisst. Solch ein Szenario will niemand erleben. Aber vorbereitet muss man darauf sein. Die Kameraden der Securitas Werkfeuerwehr sind im Ernstfall zuerst gefordert.

Doch jetzt haben sie einen fliegenden Wunderhelfer an ihrer Seite: eine technisch hochgerüstete Drohne, die bei Bränden und Havarien die Aufklärungsarbeit revolutioniert. Ein Jahr nach der ersten Vorstellung des Prototyps ist das Fluggerät jetzt erstmals rund um die Uhr einsatzbereit.

Drohne soll bei Bränden und Havarien eingesetzt werden

Erfunden hat das wohl weltweit einmalige Wunderwerk ein Mann aus den eigenen Reihen der Wehr - Tüftler Yorck Rackow. Schon seit seiner Jugend bastelt er Flugmodelle und probiert technische Neuerungen aus. „Das macht mir Spaß“, sagt der 41-Jährige.

Am Fliegenden Auge im Chemiepark hat er zwei Jahre gearbeitet, bevor die Fünf-Kilo-Maschine in die Luft aufsteigen konnte. Das Problem: Rackow war nicht nur der Erbauer der Drohne, sondern auch der einzige, der sie bedienen konnte. Doch inzwischen hat er drei weitere Feuerwehrleute ausgebildet. So kann das Fluggerät nun jederzeit aufsteigen.

Drohne für den Chemiepark in Bitterfeld-Wolfen

„Die Drohne steht in der Einsatzstelle der Werkfeuerwehr an der Zörbiger Straße“, erklärt Yorck Rackow. Im Ernstfall soll das rund 40.000 Euro teure Fluggerät automatisch mit den Koordinaten der Einsatzstelle gefüttert werden und sofort losfliegen.

„Noch bevor die Kameraden in ihre Einsatzwagen steigen, sendet sie schon Bilder von der Unglücksstelle in die Leitstelle“, beschreibt Rackow den Vorteil des Droheneinsatzes. „Bei solchen Havarien kommt es oft auf Sekunden an, zumal wenn Menschen in Gefahr sind.“

Drohne sendet Bilder von der Unglücksstelle

Da das Fluggerät mit Sensoren unterschiedlichster Art, einer Wärmebildkamera und anderen Messeinrichtungen ausgerüstet ist, könne es zum Beispiel die Lage einer Person zeigen, die am Boden wegen des dichten Qualm nur schwer zu finden sei.

Die eingebaute Kamera wiederum könnte einen brennenden Kesselwagen filmen und zugleich anzeigen, welche chemischen Stoffe sich darin befinden. „So etwas ist für die Brandbekämpfer enorm wichtig, denn nicht alle Flammen kann man mit Wasser löschen.“

Chemische Stoffe können analysiert werden

Die Effektivität der Gefahrenabwehr werde dadurch enorm verbessert, betont Ronny Schwarz, der Bereichsleiter und Prokurist des Bitterfelder Stützpunktes der Firma Securitas. Es sei ein Glücksfall, dass ein solch versierter Tüftler in ihren Reihen arbeitet. Rackow selbst sieht sich allerdings nicht als Ausnahmefall.

„Da ich mich schon lange mit Flugmodellen beschäftige, war es logisch, nun auch Drohnen und ihre Möglichkeiten zu untersuchen“, sagt der studierte Maschinenbauingenieur. „Aber ich wollte nicht nur Aufnahmen von der Landschaft machen, sondern die Geräte so gestalten, dass sie zum Nutzen vieler Menschen eingesetzt werden können.“

Und so wurde die technische Ausstattung des entstehenden Modells immer umfangreicher - und damit auch die Einsatzmöglichkeiten. „Unsere Drohne ist kein Spielzeug, wie man es schon im Baumarkt kaufen kann. Da steckt eine Menge Technik drin.“

Mit der Drohne kann auch nach Vermissten gesucht werden

So könne sie die Zusammensetzung von Gasgemischen in der Luft analysieren, Fotos von Einsatzstellen anfertigen oder mit der Wärmebildkamera nach Tieren suchen. Dadurch eröffnen sich ganz neue Einsatzgebiete: „Wir könnten der Landwirtschaft bei der Ernte helfen, im Feld versteckte Rehe aufspüren oder die Polizei bei der Suche nach Vermissten unterstützen“, nennt Rackow Beispiele.

Inzwischen bastelt er bereits an einer zweiten Drohne. Obwohl der Prototyp seit seiner Inbetriebnahme noch nie zu einem scharfen Einsatz abheben musste. Dafür hat sie aber viele Übungs- und Lernflüge absolviert. (mz)

Entwickelt hat die Drohne der Bitterfelder Feuerwehrmann Yorck Rackow. Die fast fünf Kilogramm schwere Maschine hat vier Zweipropeller-Motoren von je 400 Watt Leistung.

Damit kann man die Video- und Wärmebildkamera, die Gasanalysetechnik und die Batterien rund 20 Minuten in der Luft halten.

Die Analyse von Abgasen lässt Rückschlüsse auf giftige Stoffe zu. Sie fliegt und arbeitet - und kein Feuerwehrmann muss sein Leben riskieren. (mz)