Mordprozess Yangjie Li: Mordprozess Yangjie Li in Dessau: Gutachter fordert Jugendstrafrecht für Xenia I.

Dessau - Der Gutachter im Yangjie-Li-Prozess hat bei der Mitangeklagten Xenia I. die Anwendung des Jugendstrafrechts empfohlen. Bernd Langer hatte der 21-Jährigen am Montag vor dem Landgericht Dessau eine deutliche Reifeverzögerung festgestellt, zugleich aber deutlich gemacht, dass er in einem stabilen Umfeld Potenziale für eine Nachreifung sehe. Beim Mitangeklagten Sebastian F. hatte Langer vor zwei Wochen noch ausgesagt, bei dem 21-Jährigen spreche mehr für die Anwendung des Erwachsenenstrafrechts.

Der Gutachter attestierte der ebenfalls 21-Jährigen eine Traumatisierung durch einen sexuellen Missbrauch als Kind durch den Stiefvater. Xenia I. habe schwere Minderwertigkeitsgefühle, ein durchweg negatives Selbstbild und eine sich selbst schädigende und sich unterordnende Beziehungsgestaltung.

Die Beziehung zu Sebastian F. sei fast schon von Hörigkeit geprägt gewesen. Es habe eine emotionale und psychische Abhängigkeit gegeben und extreme Ängste vor Alleinsein und Verlassenwerden.

Auch zur Tatnacht selbst hat sich Xenia I. noch einmal gegenüber des Psychiaters geäußert: Erneut hat sie gesagt, dass sie nicht die ganze Zeit dabei war. Sie sei in der Wohnung gewesen, als Sebatian F. mit der Mülltonne ankam - mit den Worten: Er habe die Chinesin umgebracht. Xenia I. solle ihm den Weg zum Hinterhaus leuchten.

Xenia I. habe dem Psychiater auch berichtet, dass Sebastian F. versucht hatte, Yangjie Li in einem Wassereimer zu ertränken. Der Psychiater sagte aus, dass Xenia I. sich Feigheit vorwerfe. Langer selbst kommt zu der Einschätzung, dass sie die Möglichkeit gehabt hätte, Hilfe zu rufen. „Sie war voll steuerungsfähig und sie war sich auch über die Lage im Klaren.“ (mz)