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Dicke Luft in Halles Rathaus Dicke Luft im Rathaus Halle: Mitarbeiter der Stadtverwaltung sind oft überlastet und unmotiviert

Von Silvia Zöller 10.04.2017, 06:47
Düstere Stimmung in der Stadtverwaltung: Viele Mitarbeiter sind nicht begeistert von ihrem Job, etliche werden bald in den Ruhestand gehen.
Düstere Stimmung in der Stadtverwaltung: Viele Mitarbeiter sind nicht begeistert von ihrem Job, etliche werden bald in den Ruhestand gehen. Meinicke

Halle (Saale) - Die Luft im Rathaus ist dünn: Es herrscht ein Klima der Angst, viele der rund 2.800 Mitarbeiter sind überlastet und unmotiviert. Wer kann, der geht: Bis zum Jahr 2021 wollen zwischen 500 und 800 Mitarbeiter ihren Schreibtisch räumen - sei es als Rentner oder als Vorruheständler. Das geht aus einem internen Bericht hervor, der der MZ vorliegt. Neu ist die schlechte Situation nicht: Im Vorjahr berichtete die MZ über den Rekord-Krankenstand, der 2016 bei neun Prozent lag.

Die Stadtverwaltung will nun in ihrem Personalentwicklungskonzept darauf eingehen und Lösungen für die Probleme finden. Allerdings: Das falle in die alleinige Zuständigkeit des Oberbürgermeisters, heißt es in einer Stellungnahme der Verwaltung auf einen Antrag der SPD-Fraktion. Denn sie hat beantragt, dass der Stadtrat über dieses Konzept abstimmt und regelmäßig informiert wird - so wie es unter der Regie von Wiegand-Vorgängerin Dagmar Szabados (SPD) üblich war.

Umfrage in der halleschen Stadtverwaltung: Viele Mitarbeiter fühlen sich überfordert

Ob es bei der Ablehnung des OBs in Sachen Mitspracherecht für die Personalplanung bleibt, ist jedoch die Frage: Der Ausschuss für Personalfragen stellte sich in seiner Sitzung am Mittwoch hinter den SPD-Antrag: „Es geht um eine Arbeitsgrundlage für diesen Ausschuss“, stimmte unter anderem Linken-Stadträtin Manuela Hinniger zu. Egbert Geier, Beigeordneter und Bürgermeister, versuchte zu beschwichtigen: Die Verwaltung werde informieren, wenn es Neues in Sachen Fortschreibung der Personalentwicklung geben sollte. Aber eben nur mündlich im Ausschuss, was den Ratsmitgliedern zu wenig war. Sie forderten schriftliche Berichte.

Die Situation im Ratshof ist schon eine Diskussion wert: Wie aus einem internen Bericht aus dem Jahr 2015 hervorgeht, gibt es etliche Baustellen in den halleschen Amtsstuben am Markt. Mehr als die Hälfte, 57 Prozent aller Befragten in der Stadtverwaltung, fühlen sich überfordert. Ursache dafür sind unter anderem die Zunahme des Arbeitspensums, psychische Belastung, zu hohe Anforderungen - aber gleichzeitig fehlende berufliche Chancen.

Die Mitarbeiter wünschen sich, dass freie Stellen zügig wiederbesetzt werden und so die Arbeit besser verteilt wird, dass sie mehr Informationen und mehr Entscheidungskompetenz erhalten. Mehr Anerkennung und modernere Technik fehlten ebenso im Rathaus wie die Wertschätzung der Verwaltungsspitze. Klar war damals auch das Ergebnis einer Umfrage: 41 Prozent der Mitarbeiter können die Stadt Halle als Arbeitgeber nur in geringem Maß oder gar nicht empfehlen. 51 Prozent gaben an, in den letzten zwölf Monaten nie oder nur selten von ihrer Arbeit begeistert gewesen zu sein.

Kampagne „Mach was für Halle“ wirbt um Nachwuchs in der Verwaltung

Hinzu kommt, dass die Mitarbeiter der Stadtverwaltung immer älter werden und nun bei einem Schnitt um die 47 Jahre angekommen sind. Bereits 2011 wurde dies im Rathaus bei der Personalplanung zur kommenden Aufgabe erkoren, ebenso auch das Problem, dass knapp ein Drittel der Führungskräfte bis 2020 in den Ruhestand geht. Kurios: Damals gab es eine Entscheidung im Stadtrat, der der Fortschreibung des Personalentwicklungskonzepts zustimmte, nachdem der Stadtrat auch 2008 ein solches Konzept beschlossen hatte. Damals hieß die Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados.

Wie die Lage im Rathaus aus Sicht von Bernd Wiegand ist, dazu wollte der Oberbürgermeister gegenüber der MZ keine Stellungnahme abgeben: „An politisch motivierten Spekulationen beteiligt sich die Stadt nicht“, so Pressesprecher Drago Bock. Dass jedoch noch viel Handlungsbedarf besteht, ergab sich aus dem, was die Fachbereichsleiterin Personal der Stadtverwaltung und dem Ausschuss auflistete: So sollen 2017 erstmals wieder Beamte vom mittleren Dienst in den gehobenen aufsteigen können.

Um Nachwuchs werde mit der Kampagne „Mach was für Halle“ geworben - und für das Wohlbefinden der Mitarbeiter liege nun auch die Broschüre „Gesund durch das Jahr 2017“ vor.  (mz)