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Nach Ausstrahlung im TV Nach Ausstrahlung im TV: 80 Hinweise zur Leiche in Kiste

Von Michael Hübner 06.04.2017, 16:49
In dieser Kiste wurde der Leichnam entdeckt.
In dieser Kiste wurde der Leichnam entdeckt. Polizei

Vockerode - ZDF-Moderator Rudi Cerne macht es spannend. Erst der letzte Fall von „Aktenzeichen XY ungelöst“ am Mittwochabend - die Sendung lockt seit 50 Jahren ein Millionenpublikum vor die TV-Geräte - beschäftigt sich mit dem noch unbekannten Toten, der in einer Metallkiste bei Vockerode in der Elbe gefunden wurde.

Cerne, der TV-Experte in Sachen Verbrechen, spricht von einem „unheimlichen Mordfall“. Die Kripo hat durch akribische und vor allem Fleißarbeit eine ungewöhnlich gute Spurenlage: Trotzdem muss Staatsanwalt Olaf Braun live im Münchener Studio einräumen: „Wir tappen im Dunkeln“.

Im ZDF präsentiert er Fakten: Der Tote hatte ein auffälliges Tattoo mit dem Namenszug „Michaela“, eine gebrochene Nase - die Verletzung stammt nicht vom Tötungsdelikt - und eine charakteristische Kopfform mit einer Delle.

Seine Zähne waren in so schlechtem Zustand, dass er vermutlich nie einen Zahnarzt besucht haben kann. Das, so kommentieren es die TV-Macher, deute daraufhin, dass er nicht reich gewesen sei.

Schlimm für die echten Ermittler: Auch mit Hilfe der Zähne ist so eine Identifizierung nicht möglich. Und so weiß die Polizei auch ein knappes Jahr nach der Entdeckung der verwesten Leiche nicht, um wen es sich bei dem Toten handelt.

Bringt die Öffentlichkeitsfahndung mit dem Bild einer Gesichtsrekonstruktion im Fernsehen endlich Ergebnisse? Die Kripo gibt sich am Donnerstagmorgen sehr optimistisch. „Wir haben 80 Hinweise telefonisch oder per Mail erhalten“, sagt Polizeisprecher Maik Strömer.

Dabei gehe es praktisch um alle offenen Fragen, um die Identität des Ermordeten und um den verdächtigen BMW, der an der Elbbrücke Vockerode auffiel. Hier sollen zwei Männer - so hat das ZDF das Verbrechen im Film mit Schauspielern rekonstruiert - die Kiste in den Fluss geworfen haben.
Das gilt als sicher, weil an dem Behältnis Kratzspuren gefunden wurden, die eindeutig dem Geländer zuzuordnen sind.

Die Kiste, die auch im Bergbau verwendet wird, gehörte offensichtlich einmal Albert Glück oder Glückl. Nicht sicher ist aber, ob tatsächlich nur zwei Männer für den Transport der Kiste, die mit dem grausigen Inhalt über 100 Kilogramm wog, ausreichten. Wochen später entdeckt ein Paddler - „Ach, du meine Fresse“, lässt das ZDF den Mann sagen - den grausigen Fund im Fluss.

Der Tote ist nur bekleidet mit einer Shorts- wahrscheinlich gekauft bei C&A - und einem Slip mit Bärchen-Aufdruck, am Finger hat er einen Ring mit der Gravur „Michaela“ - die Schreibweise der offensichtlichen Herzdame gibt es nur im Deutschen oder im Tschechischen, nicht aber in den Balkanstaaten, wo der Mann geboren wurde.

Die Polizei hofft, dass sich ein Juwelier an den Ring, der fachgerecht gelötet wurde, erinnert. Die Reparaturkosten waren höher als der Wert des Schmuckstücks. (mz)