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Mordfall Yangjie Li Mordfall Yangjie Li in Dessau: Gutachter hält weitere Taten von Sebastian F. für möglich

03.04.2017, 16:17
Ein Gutachter attestiert Sebastian F. eine starke Persönlichkeitsstörung.
Ein Gutachter attestiert Sebastian F. eine starke Persönlichkeitsstörung. Garn

Dessau - Der Gutachter im Mordprozess Yangjie Li hält „weitere rechtswidrige Taten“ des Hauptangeklagten Sebastian F. für möglich, insbesondere Sexual- und Gewaltdelikte. Das wurde am Montag vor dem Landgericht in Dessau deutlich.

Wesentliche Nachreifungspotenziale sieht er nicht, erzieherische Maßnahmen würden nicht mehr greifen. „Er ist nicht unreif, sondern manifest gestört. Da kommt man mit Erziehung im Sinne des Jugendstrafrechts nicht mehr ran“, sagte Gutachter Bernd Langer.

Zu einer Rückfallprognose konnte Langer mit Blick auf das Alter des Angeklagten nicht sicher etwas sagen. Ebenso nicht, ob eine Therapie Veränderungen bei dem inzwischen 21-Jährigen bewirken könne.

Langer schätzte vor Gericht die Persönlichkeitsentwicklung des Hauptangeklagten als abgeschlossen ein. „Es handelt sich um eine schwere Persönlichkeitsstörung, die auch mit 30 noch manifest bleiben wird. Wesentliche Änderungen sind nicht möglich.“ In einem der Gespräche habe Sebastian F. über sich selbst gesagt: „Ich bin so, wie ich bin. Ich ändere mich nicht mehr.“

Gewalt und sexueller Missbrauch in der Kindheit

Langer hatte Sebastian F. zuvor als „ausgesprochen empathielosen Menschen“ charakterisiert. Sebastian F. zeige keine Schuldgefühle, Scham oder Reue.

Langer sagte auch aus: Sebastian F. habe in seiner Kindheit Gewalt durch den leiblicher Vater erlebt. Der war ebenfalls Polizist, ist inzwischen aber im Ruhestand. Im Prozess hatte der Mann die Aussage verweigert. F. wurde nach Angaben von Langer zudem als Siebenjähriger von einem 16-Jährigen sexuell missbraucht. Langer diagnostizierte bei dem Hauptangeklagten eine „kombinierte Persönlichkeitsstörung mit dissozialen, narzisstischen Merkmalen“.

Sebastian F. hat seit frühster Kindheit ein gestörtes Sozialverhalten

Der Gutachter erklärte, bei Sebastian F. habe es schon im frühesten Kindesalter eine Aufmerksamkeitshyperaktiviätsstörung in Verbindung mit gestörtem Sozialverhalten. „Er biss, kratzte und schlug Kinder.“ Sebastian F. musste auf eine Förderschule und dann auf Schule mit Ausgleichsklassen in Pretzsch. Es gab mehrere Klinikaufenthalte, zuletzt 2012. Sebastian F. hatte die Schule in der achten Klasse verlasen.

Sebastian F. ist gemeinsam mit seiner Ex-Freundin Xenia I. des Mordes und der Vergewaltigung der chinesischen Studentin Yangjie Li angeklagt. Die Tat aus dem Mai 2016 wird seit November 2016 vor dem Landgericht Dessau verhandelt.

Der Prozess wird am 18. April fortgesetzt. In der Woche darauf soll das Gutachten über Xenia I. vorgestellt werden. (mz/lg/sb)