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Sensationsfund Sensationsfund in Halle (Saale): Bibliothek der Martin-Luther-Universität entdeckt uralte Karte

Von Janine Gürtler 28.03.2017, 09:02
Martin Scheuplein leitet die Kartensammlung der ULB in Halle.
Martin Scheuplein leitet die Kartensammlung der ULB in Halle. Maike Glöckner

Halle (Saale) - Es ist ein einmaliger Fund an der Uni in Halle: Mitarbeiter Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (ULB) haben in ihrem Archiv das Fragment einer Karte aus dem 16. Jahrhundert entdeckt. Sie zeigt verschiedene Szenen und Orte aus der Bibel. „Das ist ein echtes Unikat“, sagt Martin Scheuplein, Leiter der Kartensammlung der ULB.

Bisher waren weltweit nur zwei Teile des insgesamt zwölfteiligen Werks „Karte des Heiligen Landes" des niederländischen Künstlers Herman van Borculo bekannt, darunter eines in der British Library in London. Nun hat auch Halle einen der Schätze.

An Bibel angelehnte Karte ist schätzungsweise mehrere hunderttausend Euro wert

Anders als Landkarten dient die „Karte des Heiligen Landes" aber nicht zur Navigation: „Stattdessen werden auf ihr wichtige Szenen und Orte der Bibel illustriert", erklärt Scheuplein. Solche fiktiven Karten seien häufig eingesetzt worden, um Erzählungen zu illustrieren oder Pilgerreisen zu beschreiben.

Ein Indiz dafür ist laut Scheuplin, dass die auf der Karte gezeigten Menschen genauso groß wie die Orte dargestellt werden und die Entfernungen der Orte untereinander geografisch nicht korrekt seien. „Als Wegweiser kann man die Karte sicher nicht benutzen."

Wie hoch der Wert des Fundstückes ist, kann Scheuplein nur schätzen: „Angesichts der Seltenheit dieser Karten ist sie unbezahlbar." Würde man den Wert jedoch für eine Versicherung angeben, läge er sicherlich bei mehreren hunderttausend Euro, so der Geograph.

Karte zeigt auch Szene mit Jesus

Das Kartenfragment ist in etwa so groß wie ein DIN-A3-Blatt und in historischem Niederländisch und Latein gehalten. Zu sehen ist zum Beispiel eine Szene, in der Jesus einen Taubstummen heilt oder die Legende des Heiligen Georgs, der einen Drachen tötet.

An einigen Zeichnungen finden sich zusätzlich Hinweise auf die entsprechenden Stellen in der Bibel. „Typisch für die damalige Zeit ist auch, dass die Karten nicht nach Norden ausgerichtet sind, sondern nach Osten - zum Heiligen Land", so Scheuplein.

Wertvolle Karte schlummerte im Archiv der Unibibliothek in Halle (Saale)

Die Bibliotheks-Mitarbeiter fanden das einzigartige Fragment bei einer Inventur in der Kartensammlung der ULB. Daraufhin begannen sie Nachforschungen - auch mit Hilfe eines Experten für historische Karten aus Amsterdam. Der fand heraus, dass es dabei um einen Teil von Borculos Werk handelt. Sie wurde wahrscheinlich um das Jahr 1540 angefertigt.

„Wir werden nun weiter daran forschen“, kündigt Scheuplin an. Natürlich gemeinsam mit der British Library in London und dem Experten aus Amsterdam. „Es ist auch denkbar, dass weitere Fragmente weltweit auftauchen.“ Dann sei eine virtuelle Zusammenführung der Kartenteile auf einer Webseite denkbar. Bis dahin wird die Karte der ULB Halle jedoch erst einmal im Tresorraum gesichert. (mz)