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Gefahr für Natur und Gesundheit? Stromtrasse Suedostlink: Protest in Mücheln wird lauter

Von Diana Dünschel 23.03.2017, 06:00
Cornelia Fischer (l.) von der 1. Bürgerinitiative Langeneichstädt protestiert mit diesem Banner gegen die geplante Stromtrasse.
Cornelia Fischer (l.) von der 1. Bürgerinitiative Langeneichstädt protestiert mit diesem Banner gegen die geplante Stromtrasse. Peter Wölk

Mücheln - Cornelia Fischer hat ein Bettuch an ihrem Kleinbus befestigt und das Auto direkt neben dem Infomobil von Netzbetreiber 50Hertz geparkt, das Mittwochmorgen auf dem Gelände von Rewe in Mücheln auf einer Infotour Station macht. „Langeneichstädts einzig grüne Aue lassen wir uns nicht verbaue!“ steht auf ihrem Protestbanner, und als grüner Hingucker schmückt eine bunt bepflanzte Blumenschale das Autodach.

Mücheln protestiert gegen die geplante Erdkabel-Stromtrasse Suedostlink

Die Langeneichstädterin ist gegen die geplante Erdkabel-Stromtrasse Suedostlink, die einmal Windenergie von Wolmirstedt nach Landshut in Bayern transportieren soll und nach dem Willen von 50Hertz vorzugsweise westlich des Geiseltalsees verläuft und dabei Müchelner Ortsteile quert. Auch Langeneichstädt.

„Es handelt sich um einen kleinen, eng umrissenen, naturbelassenen Landschaftsraum, die sogenannten Wiesen“, begründet Cornelia Fischer als Vertreterin der 1. Bürgerinitiative Langeneichstädt ihren Protest.

„Rings um Langeneichstädt ist agrargenutztes Land, kein Wald für Naturliebhaber. Wohin wendet sich der erholungsuchende Bürger, wenn er zu Fuß ist? Er geht in die Wiesen. Als Kinder haben wir hier oft Feste gefeiert. Trockenhänge, Feuchtwiesen, ein Bach und alte Laubbäume wie Weiden versprechen Ruhe und Entspannung. Flora und Fauna sind speziell und erfreuen Auge und Herz“, sagt sie.

Bürger befürchten, dass die Stromtrasse die Naturlandschaft zerstört und der Gesundheit schadet

„Wenn das Erdkabel hier verläuft, dann darf dort kein Baum und kein Strauch mehr wachsen wegen der Wurzelbildung. Dann ist die Schneise für alle Zeit sichtbar und zerstört damit den Charakter der Landschaft.“

So wie Cornelia Fischer haben viele Besucher des Infostands Bedenken gegen das Projekt. Jana Conrad aus Wünsch befürchtet gesundheitliche Schäden für ihre Kinder. Ganz in ihrer Nähe gebe es bereits die Freileitungs-Stromtrasse und die ICE-Strecke. Die junge Frau fühlt sich hilflos. „Man ist als einzelner Bürger klein. Man hat keine Handhabe, etwas dagegen zu tun.“

Auch der Gröster Ortsbürgermeister Maik Weichert (parteilos) macht sich Sorgen. Die Wärme des Kabels verändere nachweislich die Oberflächentemperatur des Bodens. „Wer weiß, wie die Natur darauf reagiert“, sagt er.

Das letzte Wort über den Verlaufder Stromtrasse ist laut Netzbetreiber 50Hertz längst nicht gesprochen

Axel Happe, Sprecher von 50Hertz, beantwortet mit seinem Team zwei Stunden lang alle Fragen. Ihm geht es darum, die bei der Bundesnetzagentur jetzt eingereichte Vorzugsvariante vorzustellen. Das letzte Wort über den Verlauf sei längst nicht gesprochen, so seine Auskunft.

Das passiere unter weiterer Einbeziehung der Bürger. Im Frühsommer veranstalte die Bundesnetzagentur eine Antragskonferenz. Dort bestehe die Möglichkeit, sich zu äußern. Geplant ist die Inbetriebnahme des Suedostlinks für 2025. (mz)