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Überfälle in Aschersleben und Gernrode Überfälle in Aschersleben und Gernrode: 32-Jähriger belastete vorm Tod seinen Komplizen

Von Marko Jeschor und Harald Vopel 18.03.2017, 10:45
Bewaffnete SEK-Kräfte besetzten am 8. März ein Grundstück am Ascherslebener Hangelsberg.
Bewaffnete SEK-Kräfte besetzten am 8. März ein Grundstück am Ascherslebener Hangelsberg. Frank Gehrmann

Aschersleben - Bei dem Anfang März am Hangelsberg in Aschersleben gefundenen Toten handelt es sich um einen 32-jährigen Mann aus Aschersleben, der sich gemeinsam mit einem 31-Jährigen wegen mehrerer Überfälle auf Supermärkte in Aschersleben und Gernrode vor dem Landgericht Magdeburg verantworten musste.

Landgerichtssprecher Christian Löffler bestätigte auf MZ-Anfrage, dass einer der Angeklagten gestorben sei. Der 32-Jährige hatte Ende Juli vergangenen Jahres mit seinem Komplizen versucht, den Edeka-Markt in der Eislebener Straße in Aschersleben zu überfallen. Er wurde allerdings erwischt.

Der zweifache Vater, der zuletzt als Hausmeister gearbeitet hatte, zeigte sich zum Prozessauftakt einige Tage vor seinem Tod geständig. Damit belastete der Mann erneut den 31-jährigen Hauptangeklagten, der einen weiteren Überfall in Gernrode einräumte, den Überfall auf den Penny-Markt in der Staßfurter Höhe im August jedoch nicht begangen haben will.

Der Hauptangeklagte war nach dem versuchten Überfall auf den Edeka-Markt zunächst zwar unerkannt geflüchtet, sein Komplize verriet nach seiner Verhaftung allerdings dessen Namen.

Drei Verdächtige weiter in Untersuchungshaft

Ob diese Aussage tatsächlich etwas mit dem Tod des 32-Jährigen zu tun hat, ist offen. Zwar hat die Polizei drei Tatverdächtige festgenommen, die schweigen zu den Vorwürfen allerdings beharrlich, wie Mike von Hoff von der zuständigen Polizeidirektion Nord in Magdeburg mitteilte. Die drei Männer aus dem Salzlandkreis sitzen weiter in Untersuchungshaft.

Nach dem Tod waren verschiedene Gerüchte im Umlauf. Einige aus dem Bekanntenkreis des Toten vermuteten, die Aussage vor Gericht sei dem 32-Jährigen zum Verhängnis geworden. Die „Bild“-Zeitung mutmaßte gar einen Mord unter Kleingärtnern. Andere sahen auch Verbindungen in die Rockerszene.

Polizei sieht keine Verbindung in Rockerszene

Zumindest letzteres kann die Polizei offenbar ausschließen. Man habe Verbindungen zwar geprüft, sagte Andreas von Koß vom ebenfalls zuständigen Landeskriminalamt. Szenetypische Motive, die in Verbindung mit Waffen- oder Drogenkriminalität stehen, könne man derzeit jedoch ausschließen.

Fakt ist jedoch auch, dass der Hauptangeklagte nach seinem vorerst letzten Überfall in Gernrode im vergangenen September vor dem mittlerweile geschlossenen Clubhaus der Chicanos, eines sogenannten Rocker- und Support-Clubs der Bandidos, in der Oberstraße in Aschersleben festgenommen worden war. In den Räumen fanden die Ermittler damals auch mehrere tausend Euro Bargeld sowie Kabelbinder und Klebeband.

Opfer sollen vor Gericht aussagen

Trotz des Todes wird der Prozess vor dem Landgericht gegen den Hauptangeklagten wie geplant fortgeführt, erklärte Löffler unterdessen weiter. Der zweite Prozesstag ist für kommenden Mittwoch angesetzt, dann sollen die ersten Opfer der Überfälle gehört werden. Zwar ist mit dem Tod das Verfahren gegen den 32-Jährigen automatisch beendet. Seine Aussagen könne die Strafkammer jedoch verwerten. Außerdem bestehe die Möglichkeit, die Vernehmungen nach dem versuchten Überfall mit der Anhörung der Vernehmungsbeamten beziehungsweise durch Verlesen der entsprechenden Protokolle einzuführen. (mz)