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Hilfe für Neugeborene Frauenmilchbank in Halle (Saale): Uniklinik Halle sammelt Muttermilch-Spenden

14.03.2017, 12:14
Die kleine Lea-Sophie war ein Frühchen und erhielt als eines der ersten Babies gespendete Muttermilch.
Die kleine Lea-Sophie war ein Frühchen und erhielt als eines der ersten Babies gespendete Muttermilch. Uniklinikum Halle

Halle (Saale) - Fremde Muttermilch für das eigene Neugeborene - das gibt es jetzt erstmals an der Universitätsklinik in Halle. Seit dem 1. Januar 2017 gibt es hier wieder eine Frauenmilchbank.

Stillende Mütter können hier ihre überschüssige Milch an Frühchen und kranke Neugeborene spenden. „Für Säuglinge ist sie in der Regel die gesündeste Nahrung“, sagt Roland Haase, Leiter der Abteilung für Neonatologie und Kinderintensivmedizin. Sie enthalte wichtige Nährstoffe für die Entwicklung des Kindes, stärke die Immunabwehr und schütze vor schweren Infektionen, so der Kinderarzt.

Spendermütter werden gründlich untersucht

Oft können gerade Mütter von Frühchen nicht so viel Milch geben, wie ihre Kinder brauchen. Oder die Milch enthält Krankheitserreger. Dann soll die Spendermilch zum Einsatz kommen.

Ähnlich wie bei der Blutspende gelten auch bei der Muttermilchspende strenge Kriterien. Bevor eine Mutter zur Spenderin wird, wird sie umfassend auf Erkrankungen und die Milch auf Keime untersucht. Die Milch ist dann tiefgekühlt bei minus 20 Grad mehrere Monate haltbar. Vor der Weitergabe an Frühchen wird sie nochmals auf Keimbelastung untersucht.

Erste Muttermilch-Sammelstelle Deutschlands in Magdeburg

Das Spenden von Muttermilch ist nichts Neues. Die erste Frauenmilchsammelstelle Deutschlands entstand 1919 in Magdeburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg  wurden sie vor allem in der DDR eingerichtet - und deutschlandweit  von den siebziger Jahren an bis zum Ende des Jahrhunderts vielfach geschlossen. Haase macht dafür zwei Entwicklungen verantwortlich: Die Ersatznahrung für Säuglinge wurde immer beliebter; und viele Krankenhäuser mussten in den neunziger Jahren  die Frauenmilchbanken aus finanziellen Gründen aufgeben. Nach Angaben der European Milk Bank Association (Emba) gibt es in Deutschland aktuell 15 bis 20 solcher Frauenmilchbanken, 13 davon im Osten Deutschlands.

Muttermilch für bis zu 80 Säuglinge

Kinderarzt Haase geht davon aus, dass am Klinikum in Halle jährlich bis zu 80 Säuglinge mit  fremder Muttermilch versorgt werden könnten. Seit Eröffnung der Milchbank hat es zwei Spenderinnen gegeben. Versorgt wurden mit der Milch zwei Säuglinge.

„Wir sind allen Müttern für ihre Spende sehr dankbar, hilft ihre Milch doch vor allem Frühgeborenen oder krank geborenen Kindern“, sagt Kinderarzt Haase. (mz/jgü/wz)