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Mordprozess Yangjie Li Mordprozess Yangjie Li in Dessau: Xenia I. rechnet in einem Brief mit Sebastian F. ab

Von Lisa Garn 13.03.2017, 16:15
Xenia I. und Sebastian F. auf der Anklagebank
Xenia I. und Sebastian F. auf der Anklagebank Lutz Sebstian

Dessau - Als die zwei Videos im Gerichtssaal abgespielt werden, weint Xenia I. und hält sich die Ohren zu. Im Prozess um die getötete Studentin Yangjie Li sind am Montag am Landgericht Dessau zwei Dateien verdeckt gesichtet worden. Es handelte sich um private Videos, die die beiden Angeklagten Sebastian F. und Xenia I. beim Sex zeigen.

Im Saal 118 hatten sich die Richter und Anwälte am Richtertisch versammelt. Zu hören waren Atemgeräusche, die Stimmen des damaligen Paares, Anweisungen von Sebastian F. an Xenia I. und ihre zwischenzeitliche Weigerung, diesen zu folgen.

Xenia I.: „Ich werde dich nicht mehr schützen“

Am 21. Verhandlungstag, an dem keine Zeugen gehört wurden und der nach knapp 40 Minuten beendet war, hatte die Vorsitzende Richterin Uda Schmidt auch drei Briefe verlesen. Vom 15. Dezember 2016 stammt ein Brief von Xenia I., in dem sie mit ihrem Ex-Freund abrechnet.

„Ich werde dich nicht mehr schützen“, schreibt sie. „Ich habe dich immer geliebt. Jetzt ist Schluss.“ Dass er gegenüber ihrer Cousine eindeutige sexuelle Aufforderungen geäußert hatte, wie diese während des Prozesses als Zeugin vor Gericht erklärt hatte, war offenbar Teil eines Ablösungsprozesses von ihrem Freund.

„Behalte deine Lügen für dich. Es reicht schon, wenn ich dich im Gericht sehe“, formuliert Xenia I. in ihrem letzten Brief an Sebastian F. Sie schreibt auch von Schlägen und Vergewaltigungen in der Vergangenheit und dass er aufhören solle, ihr zu drohen. „Du bist krank.“ Sie habe lange genug gemacht, was er gewollt habe. Sie fordert ihn auch auf, seine Ringe abzunehmen.

Die Zellengenossin hatte Xenia I. offenbar Mut gemacht

Zwei Briefe wurden am 21. Prozesstag auch von Xenia I.s Zellengenossin verlesen. Sie hatte die Zeilen an Sebastian F. verfasst. Im ersten Schreiben vom September 2016 ist der Ton noch freundlich, sie bietet eine Brieffreundschaft an und bezeichnet Xenia I. als ihr „zweites Ich“, eine „Zwillingsschwester“.

Im zweiten Brief von Mitte Dezember, die beiden Frauen waren inzwischen enger befreundet, formulierte die Mitinsassin Vorwürfe an Sebastian F. Er habe Xenia I. „seelisch zerstört“. Ob er ihr gegenüber keine Schuldgefühle habe. Er solle alles zugeben und reinen Tisch machen.

„Du bist das Allerletzte (...) Du hast keine Ahnung, was du angerichtet hast.“ Sie richtet auch aus, dass Xenia I. keine Briefe mehr wünsche und alle von Sebastian F. zurück schicken werde. „Ich bin froh, dass ich ihr zur Trennung verholfen habe.“

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Am Dienstag werden das Gutachten zum Blutverteilungsmuster und das der Rechtsmedizinerin im Gericht gehört. (mz)