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Mordfall Yangjie Li Mordfall Yangjie Li in Dessau: Wurde der Leichnam in einer Mülltonne aus dem Haus gebracht?

Von Ralf Böhme 06.03.2017, 17:30
Am Antiquitätengeschäft in der Johannisstraße befindet sich der Eingang zum Haus mit dem mutmaßlichen Tatort.
Am Antiquitätengeschäft in der Johannisstraße befindet sich der Eingang zum Haus mit dem mutmaßlichen Tatort. Lutz Sebastian

Dessau - Sein Kugelschreiber flitzt nur so über das Papier. Jetzt spricht er mit seinem Verteidiger, viel mehr als nur einen Satz. Und immer wieder schaut er zu der jungen Frau im Zeugenstand. Erstmals im Mordprozess um den Tod der chinesischen Studentin Yangjie Li hat der angeklagte Sebastian F. am Montag richtig Regung gezeigt.

Das ist ein Riesenunterschied zu den ersten drei Monaten der  Verhandlung am Landgericht Dessau-Roßlau. Die ganze Zeit immer nur Poker-Face, Schweigen, Arme vor der Brust verschränkt - bröckelt nun langsam die Abwehrhaltung? Der Grund seiner  ungewöhnlichen Aktivität: eine Zeugin aus Aschersleben, die Sebastian F.  über Jahre sehr gut kennt.  Es ist eine heute 20-jährige Frau mit roten Haaren und Brille. Die Beiden haben sich 2012 über einen Internetdienst kennengelernt, erfährt Richterin Uda Schmidt. Das Fazit ihrer Beziehung fällt inzwischen freilich ernüchternd aus: „Er wollte einen Menschen aus mir machen, der ich nicht war.“

Mordfall Yangjie Li: Angeklagter Sebastian F. als „sprunghaft und launisch“ vor Gericht beschrieben

Für Sebastian F., sagt die Zeugin, war sie nur „Pia“. So habe er sie genannt, obwohl ihr Name in Wirklichkeit anders ist. Später beschreibt sie ihn auf Nachfrage als „sprunghaft und launisch“, als einen, der mit immer neuen Lügen-Geschichten aufwartet. Manchmal soll sich wohl die ganze Welt nur um ihn drehen. Beispielsweise, berichtet „Pia“, habe sie es einmal als „sehr verletzend“ empfunden, wie sich Sebastian F. beim  sexuellen Kontakt in Szene setzte. Dabei  habe er sogar  während des Beischlafs telefoniert - mit Xenia I., seine damalige   Lebensgefährtin, die mit ihm gemeinschaftlich die Chinesin entführt, vergewaltigt und umgebracht haben soll.

Auch sonst spielt das Handy eine zentrale Rolle.  „SMS waren das wichtigste Verständigungsmittel.“ Bis zu 30 Kurznachrichten habe sie in einer Nacht von ihm bekommen. Im Gegenzug schickt die Zeugin mitunter Nacktfotos an Sebastian F., „mit der Bitte sie zu löschen“.

Unterdessen ist die Polizei bei der Untersuchung der Mülltonnen des Mord-Hauses in der Dessauer Johannisstraße voran gekommen. Nach einem Teilgeständnis der Mitangeklagten Xenia I. hatte die Kripo alle Behälter beschlagnahmt. Nun ist es der  Tatort-Gruppe des Landeskriminalamtes gelungen, eine fünf Zentimeter lange und 1,5 Zentimeter breite Ablagerung auf der Plastik sichtbar zu machen.

Wurde die ermordete Yangjie Li in einer Mülltonne abtransportiert?

Das sagte eine Kommissarin des Landeskriminalamtes aus und lieferte damit am 19. Prozesstag ein weiteres wichtiges Puzzleteil für die Rekonstruktion der grausamen Tat im Mai 2016. Stammt die blutige Stelle von Yangjie Li, könnte das die These erhärten, dass die Täter ihr Opfer in einer der Mülltonnen aus dem Haus gebracht und dann versteckt haben. (mz)