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Mordprozess Yangjie Li Mordprozess Yangjie Li in Dessau: Ist Sebastian F. etwa zwei Jahre in seiner Entwicklung zurück

28.02.2017, 12:19
Sebastian F. auf der Anklagebank.
Sebastian F. auf der Anklagebank. Lutz Sebastian

Dessau - Schluchzend und mit Tränen in den Augen hat der Stiefvater des wegen Mordes angeklagten Sebastian F. soeben den Verhandlungssaal verlassen. Zum Schluss bat er die Nebenklage: „Übermitteln sie, wie unendlich traurig wir sind über das Schicksal der getöteten Yangjie Li …“

Dann hastete der Mann, lange Jahre Chef des Polizeireviers Dessau-Roßlau und jetzt seit Monaten krankgeschrieben, davon. Entschieden hatte er sich während der zweistündigen Befragung durch das Gericht, Staatsanwaltschaft, Nebenkläger und Verteidigung von der Gewalttat distanziert, der die 25-jährige Studentin im Mai vergangenen Jahr zum Opfer fiel.

Leidet Sebastian F. an einer akuten ADHS-Störung?

In vielen Passagen macht der Zeuge deutlich, wie sehr sich auch sein Leben durch den Sexualmord verändert habe. Vor allem die Darstellung des Falles in den Medien setze ihm zu, sagte er am Dienstag. So sehr, dass er in einer vorbereiteten Erklärung mitteilte, dass ihm sogar Zweifel am Rechtsstaat gekommen seien.

Drei Punkte konnte die Befragung auf alle Fälle erhellen. Erstens: Sebastian F. ist möglicherweise wegen einer akuten ADHS-Störung etwa zwei Jahre in seiner Entwicklung zurück.  Zweitens wohl die Gewissheit: Sebastian F. nahm zumindest zeitweise starke Medikamente, um die Krankheit in den Griff zu bekommen. Drittens: Seine leibliche Mutter, gleichfalls eine Polizeibeamtin, war für ihn die wichtigste Person. Ihr ordnete er sich offenbar bedingungslos unter. Täglich fanden teils sehr lange Telefonate statt. (mz)

Im Yang­jie-​Li-​Pro­zess wurde nun der Stiefvater des angeklagten Sebastian F. befragt
Im Yang­jie-​Li-​Pro­zess wurde nun der Stiefvater des angeklagten Sebastian F. befragt
Nicolas Ottersbach