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Neustart nach Insolvenz Homatherm-Dämmstoffwerk: Firma ist nach Insolvenz gerettet

Von Frank Schedwill 25.02.2017, 09:00
Der Sitz der Firma Homatherm in Berga
Der Sitz der Firma Homatherm in Berga Maik Schumann

Berga - Aufatmen in Berga: Der Weiterbetrieb des insolventen Dämmstoffwerks im Gewerbegebiet des Ortes ist offenbar gesichert. Läuft alles nach Plan, wird die neugegründete Homanit Building Materials GmbH und Co KG die Firma übernehmen und die Geschäfte unter der Marke Homatherm weiterführen. Das teilte das Unternehmen auf Anfrage mit.

Homanit Building Materials übernimmt Bergaer Firma

Homanit Building Materials ist eine hundertprozentige Tochter der Homanit GmbH, des europaweit führenden Produzenten für mitteldichte Holzfaserplatten (MDF). Homanit hat seinen Stammsitz in Herzberg im Harz. Die Firma, die zur Homann Holzwerkstoffe Gruppe gehört, betreibt ein Werk im Saarland und zwei Fabriken in Polen. Dort werden unter anderem MDF-Platten für die Möbel-, Bau- und Automobilindustrie produziert.

Homann nimmt nach eigenen Angaben mehrere Millionen Euro in die Hand, um das Werk in Berga zu erwerben. „Es müssen noch einige juristische Schritte abgearbeitet werden. Ich bin aber zuversichtlich, dass ab 1. März die neue Firma das Geschäft übernehmen kann. Die Gläubigerversammlung hat dieser Lösung bereits zugestimmt“, sagte Stephan Oberacher, der als Generalbevollmächtigter der Homann-Gruppe die Fabrik künftig leiten wird.

Der 50-Jährige, der aus der Spanplattenindustrie kommt, hat in den vergangenen Monaten bereits als Berater bei Homann gearbeitet. Er hat ein Konzept entwickelt, wie Homatherm saniert und profitabel gemacht werden kann. Geschäftsführer der Gesellschaft wird der langjährige Produktionsleiter Joachim Lippum. „Er soll mit seiner technischen Erfahrung dafür sorgen, dass das Logo ,Made in Germany' auch hält, was es verspricht“, so Oberacher. Er glaube, dass es sehr wohl möglich ist, Holzfaserdämmstoffe in Deutschland „ertragreich herzustellen“. Viele Kunden seien jedoch durch die Insolvenz verunsichert worden, und die Konkurrenz habe die Homatherm-Pleite eiskalt ausgenutzt. „Es herrscht ein knallharter Wettbewerb“, sagte er.

Homatherm will Herstellung für Füllungen für Türen verstärken

Homatherm will sich künftig breiter aufstellen: Neben der Produktion von Dämmplatten aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zellulose oder Holzfasern sollen verstärkt Füllungen für Türen hergestellt werden. „Wir haben einen Vertrag mit dem Weltmarktführer für Türen geschlossen. Allein im März wollen wir 700 Kubikmeter Türfüllungen bei Homatherm produzieren“, sagte Oberacher. Er verspricht durch die Holzfaserplatten einen besseren Schallschutz. Die Holzfaserplatten seien außerdem deutlich billiger als Spanplatten aus Holz, die bisher für Tür-Füllungen verwendet werden.

Ein weiteres Standbein soll die Raumakustik werden. Die Homatherm-Holzfaserplatten könnten beispielsweise dafür eingesetzt werden, um Großraumbüros von Unternehmen akustisch zu dämmen. „Mit den Türen und der Raumakustik haben wir künftig zwei Geschäftsfelder, die ganzjährig laufen. Denn bei dem bisher produzierten Sortiment habe es in den Wintermonaten immer eine Flaute gegeben. „In der Zeit deckt kaum jemand ein Dach und braucht somit auch keine Dämmstoffe“, sagte Oberacher. Der 50-Jährige will Homatherm künftig verstärkt international ausrichten: Lieferungen sollen auch nach Frankreich, Luxemburg, Belgien und Italien gehen. „Geplant ist, mit dem Großteil der derzeit 76 Beschäftigten weiterzuarbeiten.“ Mit der Übernahme würden nur sieben Stellen in Berga abgebaut. (mz)