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Finanzsituation der 3. Liga 3. Liga: Wieso viele Klubs Finanzprobleme haben

Von Christoph Karpe 16.02.2017, 11:04

Halle (Saale) - Lange grummelten die Vorgänge im Hintergrund. Jetzt platzte die Blase. Der VfR Aalen, aktuell mit vier Punkten Rückstand auf den Halleschen FC Neunter der Drittliga-Tabelle, wird einen Insolvenzantrag stellen. Der Verein bezifferte seinen Schuldenstand mit 3,6 Millionen Euro, dazu droht eine Steuernachzahlung von 500.000 Euro.

„Seit Jahren kämpft der VfR Aalen mit defizitären Haushalten“, sagte Präsidiumssprecher Roland Vogt. „Diese drohende Steuerrückzahlung bringt das Fass zum Überlaufen, wir werden durch die Summe der Altlasten und deren Folgen endgültig erdrückt.“ Also wird die Reißleine gezogen.

Wann stellt der VfR Aalen den Insolvenzantrag?

Die Folgen: Dem Klub werden wahrscheinlich neun Punkte für die laufende Saison abgezogen. Aalen fiele damit auf den ersten Abstiegsplatz. Der Spielbetrieb soll allerdings weitergehen. Der Verein hofft, sich trotz des Handicaps retten zu können. Und laut Vereinsangaben will man auch die Lizenz für die nächste Saison beantragen. Wird der Insolvenzantrag erst nach dem letzten Spieltag gestellt, werden die Punkte für die kommende Saison abgezogen.

Doch Aalen ist nur die Spitze des Eisberges. Zahlreiche Klubs der dritten Liga sind verschuldet oder hängen am Tropf von Gönnern. Wie etwa Hansa Rostock, der Gegner des HFC am Sonntag. Die letzte Saison stand der einstige Bundesligist nur durch, weil er seine Geschäftsstelle verkaufte. Trotzdem liefen fast 882.000 Euro Minus auf.

Hansa Rostock am Tropf eines Investors

Um die Lizenz für die laufende Spielzeit zu bekommen, wurde vom Hauptinvestor Rolf Elgeti (Obotritia Capital) ein weiteres Darlehen aufgenommen. Das dritte. Elgeti gab zuvor schon Darlehen für das Stadion und die Geschäftsstelle. Die „Außenschulden“ beim Investor sollen mittlerweile 15 Millionen Euro betragen. Obotritia Capital hält inzwischen 45 Prozent der Anteile an der Spielbetriebsgesellschaft, Hansa den Rest. Ein Modell, das auch HFC-Präsident Michael Schädlich nachvollziehen kann. „Wenn zu uns ein Investor käme und für eine Million Euro bürgen würde, könnte man ein Handlungszeichen geben.“

Das drängendste Ziel des norddeutschen Traditionsklubs ist der Aufstieg. Deshalb wurde in der Winterpause alles auf eine Karte gesetzt und der Kader noch einmal aufgepeppt. Mit namhaften und teuren Spielern wie Christopher Quiring (Union Berlin), Tim Väyrynen (Dresden) oder auch Münster-Regisseur Amaury Bischoff. „Sicherlich wäre ein Aufstieg in die zweite Liga hilfreich, um die Schuldenlast zu reduzieren“, sagt Hansas Finanzvorstand Christian Hüneburg. Elgetis Meinung: „Ein signifikantes Abbauen der Schulden erscheint mir in der dritten Liga nicht realistisch.“ Hansa liegt sieben Punkte hinter dem HFC.

Die Reihe der aktuellen Schuldenklubs ist lang

Trotzdem droht der Liga durch Klubs, die über ihre Verhältnisse leben, eine Wettbewerbsverzerrung. Viele häufen Schulden an, machen durch eine Insolvenz - meist tun diesen Schritt neue Vorstände, die die Altschulden nicht zu verantworten haben - einen Schuldenschnitt. Die Gläubiger bekommen nur einen Teil der Außenstände. Und der Verein kann einen neuen Anlauf starten.

Die Reihe der aktuellen Schuldenklubs ist lang. Rot-Weiß Erfurt hat die vergangene Saison mit 1,3 Millionen Euro Verlust abgeschlossen. Die Gesamtschulden liegen bei 5,3 Millionen, der Etat bei nur 2,6 Millionen. Der MSV Duisburg hatte vor knapp einem Jahr, zu Zweitliga-Zeiten, noch 8,1 Millionen Euro Schulden. In Chemnitz schlossen vor wenigen Wochen Sponsoren und die Stadt ein Loch von zwei Millionen Euro.

„Manchmal korrespondiert der Wunsch nach dem Aufstieg nicht mit den materiellen Gegebenheiten“, sagt HFC-Chef Schädlich. Wütend auf die Zocker zu zeigen, das mag er nicht: „Wir halten das Risiko in Grenzen und arbeiten daran, die Braut HFC für den Bräutigam Sponsor attraktiver zu machen.“