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Rückbau in Zeitz-Ost Zeitz: Mieter sind nicht austauschbar. Abriss von Plattenbauten löst Probleme der Altstadt nicht.

Von Sebastian Münster 10.02.2017, 11:35
B. Schiffers
B. Schiffers Privat

Zeitz/Weimar - Der Rückbau von Wohnungen in Zeitz-Ost wird die Probleme der Altstadt nicht lösen. Das sagte der Architekt und Stadtplaner Bertram Schiffers auf MZ-Nachfrage. In seiner Doktorarbeit hat sich der heute bei der Internationalen Bauausstellung Thüringen tätige Experte rund ein Jahr lang mit der Stadt Zeitz beschäftigt.

Warum der Rückbau in Zeitz-Ost die Wohnsituatin in der Altstadt  nicht löst

Alle durch die Industrialisierung gewachsenen Städte haben vorwiegend vermietete Mehrfamilienhäuser aus der Gründerzeit, die durch Wegzug von Leerstand bedroht sind, so Schiffers. Häufigste Strategie der Verwaltungen sei es, den Eigentümern der Gebäude die Stadtumbaupläne zu erklären. Dieses „Haustürgeschäft“ sei Hauptaufgabe eines Quartiers- oder Citymanagers, der auch bei der Beantragung von Fördermitteln hilft.

„Das Problem ist, dass das den Wohnungsbestand natürlich vergrößert.“ Ohnehin seien die Mieter verschiedener Stadtteile laut Erfahrung des Experten nicht austauschbar. „Es gibt Leute, die gerne in der Altstadt wohnen, und Leute, die in der Platte bleiben wollen.“ Aus diesem Grund sei der Abriss von Leerstand allein auch nicht zielführend, so Schiffers.

Der Aufkauf und die Entwicklung von Altbaubeständen sei deshalb eine weitere Strategie, die Straßenzüge und Stadtteile beleben könne. „Wenn Häuser keinen Gewinn mehr abwerfen, dann wird Stadtumbau zur öffentlichen Aufgabe“, so Schiffers.

In kleinen Quartieren Hoffnungen zu wecken, führe im besten Fall zu mehr Engagement benachbarter Privateigentümer. Dazu ist auch eine Menge Kommunikation notwendig, so der Experte für Stadtplanung. „Das ist langwierig und mühsam und dazu fehlen einer Stadtverwaltung oft die Ressourcen.“

Die Stadt sei als Wohnort dennoch attraktiv

Zeitz attestiert der Experte Potenzial. „Die Stadt muss sich als attraktive Wohngegend im wachsenden Großraum Leipzig positionieren“, findet Schiffers. Die gute Bahnanbindung gebe das her. Und auch landschaftlich hat der Forscher die Elsterstadt reizvoll in Erinnerung.

Auch die große Zahl historischer Industriebrachen kann für diejenigen, die günstig große Mietflächen suchen, interessant sein. „Wenn in Leipzig alles dicht ist, schauen viele weiter weg.“ Eine einfache Lösung gebe es aber nicht, so der Experte.

(mz)