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Mord in Halle Mord an Mariya N. in Halle: Warum die Suche nach ihrem Mörder bis heute erfolglos blieb

Von Steffen Könau 06.02.2017, 08:40
Ein Gedenkstein aus Marmor erinnert am Tatort des Mordes an Mariya Nakovska an das Geschehen vom späten Abend des 6. Februar 2014.
Ein Gedenkstein aus Marmor erinnert am Tatort des Mordes an Mariya Nakovska an das Geschehen vom späten Abend des 6. Februar 2014. Andreas Stedtler Lizenz

Halle (Saale) - Für Klaus Wiechmann ist es bis heute kein Fall wie jeder andere. Auch drei Jahre nach dem Mord an der 29-jährigen Studentin Mariya Nakovska auf einem Weg am Rande der Ziegelwieseninsel hat der Staatsanwalt die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass der Mörder der Bulgarin doch noch gefasst wird. „Wir haben noch einige Spuren, die abzuprüfen sind“, sagt Wiechmann. Aber der Tonfall des erfahrenen Strafverfolgers verrät schon: Es sind wenige und sie sind wenig erfolgversprechend.

Handydaten werden noch ausgewertet

Vor allem Daten aus der Funkzellenüberwachung, die nach der Tat veranlasst worden war, könnten doch noch einen Erfolg bringen. Mehrere in Tatortnähe ermittelte Handys gehören Nutzern, die sich nicht mehr in Deutschland befinden.

Offen sind auch noch einige Rechtshilfe-Ersuchen nach Russland, Schweden und Polen, wohin Kommilitonen von Mariya N. zurückgekehrt waren, ehe die Ermittler der Soko-Neuwerk mit ihnen sprechen konnten.

Sonderkommission zum Mordfall Mariya N. aufgelöst

Mittlerweile ist die Sonderkommission aufgelöst, auch wenn die Ermittlungen formal noch nicht eingestellt sind. 3.000 DNA-Proben wurden genommen, tausende Handynutzer ermittelt. Ergebnislos. „Formal ist das Verfahren noch anhängig“, beschreibt Klaus Wiechmann.

Allerdings mangele es an neuen Ermittlungsansätzen. „Es ist alles gemacht worden und bald ist der Punkt erreicht, wo man sagen muss, dass wir unserem Mann so nicht näher kommen.“

Psychogramm des Mörders von Mariya N.

Dabei ist der Mann, der am späten Abend des 6. Februar 2014 zuschlug, den Fahndern dank der Arbeit der Profiler des LKA Sachsen recht gut bekannt. Er sei mit größter Wahrscheinlichkeit zwischen 20 und 35 Jahre alt, sportlich, ein kräftiger Typ, stressfest und in der Lage, auch unter hoher seelischer Belastung pragmatisch zu handeln.

Es handele sich zudem höchstwahrscheinlich nicht um einen Zugereisten, der Halle nach der Tat wieder verlassen hat. In nur drei Kilometern Umkreis vermuten die Profiler den „Ankerpunkt“ des mutmaßlichen Mörders - den Ort, an dem er vielleicht bis heute lebt.

Viel spreche dafür, dass der Mann am Tattag wie Mariya Nakovska zu Fuß ging, ein harmloser Spaziergänger oder Jogger, der Mariya von hinten überwältigt, weil die Gelegenheit sich ergibt. Nur drei bis fünf Minuten dauert es, dann ist Mariya tot.

Dunkler Weg am Mühlgraben als „idealer Tatort“

Zum Tatzeitpunkt, einem Winterabend gegen 22 Uhr, ist es finster auf dem namenlosen Weg zwischen Mühlgraben und Universitätsportplatz, der es für Spaziergänger und Jogger schon am frühen Abend zur Mutprobe macht, hier entlangzulaufen.

Dort, wo die Passage liegt, die die LKA-Spezialisten später „Tunnel“ und „idealen Tatort“ nennen werden, reißt der Mann die junge Frau erst um und ihr dann Jogginghose und Slip bis in die Kniekehlen. Mariyas pinkfarbener Kopfhörer wird später im Gebüsch gefunden, auch ihr Handy. Mit einem Fingerabdruck auf dem Display - in den Akten Spur T07.1 genannt. Der Abdruck eines Teils eines Daumenballens, der nicht Mariyas ist, konnte bis heute niemandem zugeordnet werden.

Stadt Halle sieht keinen Grund zum Handeln: Der Weg an der Peißnitz ist bis heute unbeleuchtet.

Auch die Situation auf dem offiziell namenlosen Weg entlang des Ufers der Ziegelwieseninsel ist unverändert. 448 Meter lang, auch wegen der fehlenden Beleuchtung nach Einbruch der Dunkelheit wenig genutzt, „wie ein Tunnel“ wirkend und durch einen Zaun auf der einen und den Mühlgraben auf der anderen Seite so begrenzt, dass niemand fliehen könne, der auf einen Angreifer treffe: So wenig anziehend beschrieben ihn die LKA-Gutachter.

Forderungen, den immerhin als äußeren Durchgangsweg zwischen Mühlwegviertel und Stadtzentrum dienenden „Tunnel“ mit einer Straßenbeleuchtung zu versehen, blieben ungehört.

Stadt Halle gibt bis heute keine offizielle Stellungnahme zu Gründen der Verweigerung

Die Stadtverwaltung argumentierte, dass die im Gutachten des Landeskriminalamtes Sachsen getroffene Beschreibung als „idealer Tatort“ nicht zutreffend sei.

Kein Grund zum Handeln also für das Rathaus, das zwar noch weiter abgelegene Wege auf der Peißnitzinsel asphaltieren lassen will, weil es die Fluthilfekassen hergeben, im Fall der fehlenden Beleuchtung aber lange nicht einmal zu einer öffentlichen Stellungnahme zu den Gründen der Verweigerung bereit war.

Statement der Stadt Halle: „Lampen haben nichts mit Sicherheit zu tun.”

Es habe dort nie Lampen gegeben. Lampen hätten auch nichts mit der Sicherheit zu tun, hieß es. Doch werde ein Beleuchtungskonzept für das gesamte Stadtgebiet zu erarbeiten, heißt es auch drei Jahre dem Mord an Mariya N. „Dem Stadtrat wird das Konzept im März vorgelegt“, erklärt Stadtsprecher Drago Bock. Ob der Weg am Mühlgraben dann besser beleuchtet werde, „entscheidet der Stadtrat“.

Einen Zusammenhang der Installation neuer Leuchten mit höherer Leistung im Südpark mit der Sicherheitssituation bestreitet Bock.

Informationen, die bessere Beleuchtung diene einer Erhöhung des Sicherheitsgefühls in dem Viertel, das im vergangenen Jahr als Kriminalitätsschwerpunkt ins Licht der Öffentlichkeit rückte, seien falsch, so der Stadtsprecher. (mz)

Ein Gedenkstein am Weg: für Mariya
Ein Gedenkstein am Weg: für Mariya
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