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Umbenennung Herder-Gymnasium Herder-Gymnasium Halle: Neue Hoffnung auf Hans-Dietrich Genscher

Von Detlef Färber 03.02.2017, 08:15
Darf sich eine der schönsten Schulen Halles nach ihrem berühmtesten Schüler benennen? Die Frage entscheidet sich am 22. Februar.
Darf sich eine der schönsten Schulen Halles nach ihrem berühmtesten Schüler benennen? Die Frage entscheidet sich am 22. Februar. Günter Bauer

Halle (Saale) - Halle gegen Genscher! Der Schock saß tief. Doch er währte nur einen Tag. Nach dem als Ablehnung zu wertenden Patt im Kulturausschuss des Stadtrats am Mittwoch hatte am Donnerstag der Bildungsausschuss in gleicher Angelegenheit das Wort. Und, anders als am Vortag, ohne große Diskussion gab dieses Gremium gestern Abend die Empfehlung an den Stadtrat, dem Beschluss der Hauptkonferenz der Schule zu folgen und die Umbenennung des Herdergymnasiums in Hans-Dietrich-Genscher-Gymnasium am 22. Februar zuzustimmen. Zum Antrag der Benennung des Bahnhofsvorplatzes nach Genscher hatte sich der Bildungsausschuss für nicht zuständig erklärt, nachdem dies der Kulturausschuss aber deutlich abgenickt hatte.

Damit scheint nach endlosen und chaotischen Diskussionen und einem flinken Überholmanöver der Stadt Magdeburg bei der Genscher-Ehrung jetzt auch in Halle der Bann gebrochen. Bei zwei Gegenstimmen aus der Linken-Fraktion und drei Enthaltungen im Bildungsausschuss zeichnen sich nun Mehrheiten für beide Anträge auch im Gesamt-Stadtrat ab - und damit auch eine präsentable Lösung in Genschers Heimatstadt noch vor seinem 90. Geburtstag und dem ersten Todestag Ende März.

Auch FDP meldete sich nach langer Zurückhaltung energisch zu Wort und kündigte eine Pro-Gescher-Demo vor der entscheidenden Stadtratssitzung an

Nach der Ablehnung - samt einer verstörenden Argumentation im Kulturausschuss - war die Irritation in Halle aber erst mal groß. Auch Genschers Partei meldete sich nach langer Zurückhaltung energisch zu Wort und kündigte eine Pro-Gescher-Demo vor der entscheidenden Stadtratssitzung an. Zudem argumentierte Katja Raab, ehemalige Stadträtin vom FDP-Kreisverband, die Stadtratsentscheidung dürfe hier nur „eine reine Formalie“ sein.

Sie habe zwar „den berechtigten Grund, abzusichern, dass sich eine Schule nicht mit einem gesellschaftlich gänzlich inakzeptablen Namen schmückt“. Doch immerhin habe hier im Herdergymnasium schon ein langer und sorgfältiger demokratischer Prozess stattgefunden - „mit klarer Entscheidung!“

Und tatsächlich hatten sowohl die Gesamtkonferenz als auch die große Mehrheit der Klassen in Einzelabstimmungen für eine Benennung nach dem ewigen deutschen Außenminister und berühmtesten Schüler in der 104 Jahre umfassenden Schulgeschichte gestimmt.

Schulleiter kann sich eine Benennung der noch namenlosen Aula in Genscher-Saal vorstellen

Dem war freilich eine lange Diskussionsphase vorausgegangen, deren Spuren man überall im Schulhaus entdecken kann: Als pro und kontra! Von der Gegenposition zeugt etwa ein witziger Cartoon, auf dem die berühmte, Batman nachempfundene „Genschman“-Figur auf die Schule herabschwebt und von oben mal kräftig auf den Tisch haut. „Jetzt kann nur noch einer helfen“, lautet der Begleittext. Den Hintergrund erläutert Schulleiter Günter Eckert, der zu denen gehört, die eine Umbenennung ablehnen, „weil Genscher sie nicht gewollt“ habe. Aber nicht nur deshalb: Er selbst, so Eckert, sei für eine Ehrung Genschers in der Stadt, halte sie aber für falsch als Schulname: wie bei jedem noch aktuellen, verstorbenen Politiker!

„Denn das würde uns in unserer Arbeit unfrei machen“, so Eckert, der damit auf die Projektarbeit mit Schülern anspielt, die auch sehr intensiv zum Werk des bisherigen Namenspatrons Herder geleistet werde. Allerdings kann sich der Schulleiter eine Benennung der noch namenlosen Aula in Genscher-Saal vorstellen. Auch einer Schülerin der elften Klasse wäre es lieber, wenn in der Kopfzeile ihres Abi-Zeugnisses noch der gleiche Schulname stehen könnte wie in ihren bisherigen Zeugnissen.

Doch ansonsten scheint die Hoffnung auf die Neuerung im Gymnasium weiter groß zu sein. „Wir haben viel mehr Bezug zu Genscher als zu Herder“, sagt etwa der Schüler Paul Stritzel, und sein Mitschüler Erik Dießner ergänzt, dass sich damit etwas ändern könnte: „Dass es die Schule voranbringt!“ Zudem habe man Genscher ja auch noch „persönlich kennengelernt“. (mz)