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Düsseldorf Wehrhahn: Verdächtiger Neonazi 17 Jahre nach Düsseldorf-Anschlag festgenommen

Von Gerhard Voogt 01.02.2017, 14:12
Der Eingangsbereich des S-Bahnhofs Wehrhahn in Düsseldorf nach dem Bombenanschlag vom Juli 2000
Der Eingangsbereich des S-Bahnhofs Wehrhahn in Düsseldorf nach dem Bombenanschlag vom Juli 2000 dpa

Düsseldorf - Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ führte eine DNA-Spur zu einem Fahndungserfolg für die Düsseldorfer Polizei: Fast 17 Jahre nach dem Bombenanschlag am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn mit überwiegend jüdischen Opfern hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen. Das teilten die Behörden am Mittwoch mit. Ein Richter habe Untersuchungshaft für einen 50-Jährigen aus Ratingen angeordnet. Weitere Details wollen die Behörden am Nachmittag bekanntgeben.

Am 27. Juli 2000 um 15.04 Uhr war am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn eine Rohrbombe explodiert. Gefüllt war sie mit dem Sprengstoff TNT. Ein Metallsplitter drang in den Bauch einer schwangeren Frau ein und tötete ihr ungeborenes Baby. Die Frau schwebte in Lebensgefahr. Der Splitterhagel reichte 100 Meter weit. Insgesamt wurden zehn Menschen verletzt - überwiegend jüdische Einwanderer. Die Opfer kamen vom Deutschunterricht an einer Sprachschule.

Im Sommer 2015, 15 Jahre nach dem Bombenanschlag, hatten sich für die Ermittler noch einmal neue Ansätze ergeben. Beweisstücke, darunter das deformierte Geländer, an dem die Bombe hing, sollten auf verwertbare DNA-Spuren untersucht werden. Der Geländerabschnitt, an dem die Bombe hing, war herausgeschnitten und als Asservat verwahrt worden. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, überführte eine DNA-Spur schließlich den mutmaßlichen Täter. Bei dem Mann soll es sich um einen als Neonazi bekannten Waffennarr handeln.

Weitere Details sollen in einer Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft am Nachmittag bekannt gegeben werden. Zuerst hatte „Spiegel Online“ darüber berichtet.

Fritz Behrens, zum Tatzeitpunkt im Jahr 2000 NRW-Innenminister, hofft, dass der Fall nun aufgeklärt ist. „Die Festnahme des mutmaßlichen Werhahn-Linien-Attentäters  ist eine gute Nachricht für NRW. Der Fall zeigt, dass die Polizei auch nach fast 17 Jahren intensiv ermittelt und sich Täter nicht in Sicherheit wiegen können. Die Untersuchungsmethoden der Polizei machen es möglich, auch nach vielen Jahren Beweise für eine Tat zu finden.“ Das Wehrhahn-Attentat habe im Jahr 2000 die Diskussion um das NPD-Verbot beflügelt, so Behrens. „Ich persönlich wäre froh, wenn das Attentat, das bislang zu den großen ungelösten Fällen meiner Amtszeit gehört, nun aufgeklärt wäre. Das war die Polizei den Opfern schuldig.“ (red mit dpa)