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TV-Vertrag 3. Liga TV-Vertrag: Was HFC und FCM zum Telekom-Deal sagen

Von Daniel George 28.01.2017, 08:00

Halle (Saale)/Magdeburg - Mario Kallnik schmunzelte. Und Jörg Sitte tat es ihm gleich. Gratulation zu den zusätzlichen 250.000 Euro, die der neuen Fernsehvertrag für die dritte Liga den Vereinen in die Kassen spülen wird? Sowohl der Geschäftsführer des 1. FC Magdeburg als auch der Vizepräsident des Halleschen FC arbeiten lange genug im Geschäft, um sich nicht locken zu lassen.

„Wir müssen bei der Bewertung vorsichtig sein“, sagt Kallnik. Und Sitte erklärt: „Da alle Drittligisten gleichermaßen an den designierten Mehreinnahmen partizipieren, ergibt sich für uns keine Verbesserung der Wettbewerbsposition.“ Kompliziert formuliert, aber wahr.

Telekom zahlt 16 Millionen für TV-Rechte

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat die Exklusiv-Rechte im Fernsehbereich ab der Saison 2018/2019 an die Telekom verkauft. Der neue Rechteinhaber wird alle 380 Ligaspiele sowie die Aufstiegsspiele von der Regionalliga zur dritten Liga übertragen - plus Zusammenfassungen. Der neue TV-Deal gilt für vier Jahre, einschließlich Saison 2021/2022.

Der „Kicker“ berichtete am Freitag über die Summe von 16 Millionen Euro, die die Telekom jährlich an den DFB überweisen würde. Allein das würde mindestens 800.000 Euro in die Kassen der Teams spülen. Weil die U-23-Teams nicht beteiligt werden, könnte es sogar noch mehr werden. Auch die ARD hat sich ein Rechtepaket gesichert. Das ist zwar kleiner als zuletzt. Doch im mittleren bis hohen siebenstelligen Bereich sollte es noch immer liegen.

Raiko Richter, Sportchef des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), erklärte in einem Radiointerview, dass die TV-Einnahmen pro Verein von derzeit etwa 750 000 Euro auf gut eine Million Euro steigen könnten. Ergebe eine Viertelmillion mehr pro Jahr. Toll, oder?

Wieso die Vereine zurückhaltend reagieren

Nein. Denn der neue TV-Vertrag ist mehr Schein als Sein. Ja: „Es spricht für das gestiegene Interesse und die hohe Wertigkeit der Liga, dass es künftig erstmals einen eigenen TV-Vertrag für die dritthöchste Spielklasse gibt“, wie HFC-Vizepräsident Sitte sagt. Doch werden eben alle Drittligisten gleichermaßen beteiligt. Kein Vorteil also. „Schon gar nicht im Vergleich zur zweiten Liga“, sagt Sitte.

Die Kluft zwischen den Spielklasse ist groß. Als Schlusslicht der Fernsehtabelle erhält Zweitliga-Aufsteiger Würzburg in dieser Saison mehr als fünf Millionen Euro. Bei Spitzenreiter Hannover 96 sind es sogar knapp zwölf Millionen. „Natürlich ist es schön, dass die Drittligisten mehr Geld durch den neuen TV-Vertrag erhalten sollen“, sagt Mario Kallnik, Geschäftsführer des FCM, aber: „Die Lücke zwischen zweiter und dritter Liga bleibt trotzdem riesig. Das ändert sich dadurch nicht.“ Weil auch die TV-Einnahmen der zweithöchsten Spielklasse, wo der Bezahlsender „Sky“ umfangreich live überträgt, stetig steigen.

Fans müssen Abo für Drittliga-Übertragungen abschließen

Und die Zuschauer? Die müssen Kunde des Telekom TV-Angebotes Entertain sein, um das Angebot kostenfrei nutzen zu können. Andere müssen zahlen. Wie viel, ist noch offen. Zum Vergleich: Das Monatsabo im Basketball kostet bei Telekom aktuell 14,95, im Eishockey sogar 16,95 Euro im Monat. Beide Ligen überträgt das Unternehmen live, liefert zudem eine umfangreiche Hintergrund-Berichterstattung.

„Wir hatten bis jetzt eine Wahnsinnspräsenz im Fernsehen“, weiß auch Jens Härtel, der Trainer des FCM. „Das ist sensationell, wie die dritte Liga beim MDR abgebildet wird. Wir hoffen, dass sich das positiv entwickelt. Für die Fans wird es aber vielleicht ein bisschen schwieriger, das Ganze zu verfolgen.“

Was der MDR künftig noch übertragen darf

MDR-Sportchef Richter erklärte zwar, die dritte Liga würde weiterhin eine große Rolle spielen. Allerdings darf die ARD in ihren dritten Programmen ab 2018 nur noch 86 der 380 Partien live ausstrahlen. Wenngleich die Highlight-Berichterstattung im gewohnten Umfang bestehen bleibt.

Doch bedeutet weniger Partien im frei empfangbaren Fernsehen auch mehr Zuschauer in den Stadien? „Welche Auswirkungen die veränderte Fernsehpräsenz auf das Konsumverhalten von Fans bei der Entscheidung zwischen Stadion und Couch haben könnte, hängt wohl nicht zuletzt von den noch nicht näher definierten Angeboten des Rechteverwerters Telekom ab“, meint Jörg Sitte. Davon also, wie die dritte Liga bei Telekom präsentiert wird und was sie den Fan kosten wird.
Bis das klar ist, kann viel passieren.

Und vor dem Rückrundenstart schielen der FCM als Zweiter und der HFC als Vierter nach oben. Und sollte der Zweitliga-Aufstieg am Saisonende tatsächlich gelingen, würde dort ohnehin erst einmal das ganz große Geld winken.