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Mordprozess Yangjie Li Mordprozess Yangjie Li in Dessau: Verhandlung gestoppt - Xenia I. bricht in Tränen aus

23.01.2017, 11:47
Xenia I. und Sebastian F. auf der Anklagebank
Xenia I. und Sebastian F. auf der Anklagebank Lutz Sebstian

Dessau - Im Prozess um den Tod der chinesischen Studentin Yangjie Li ist die Verhandlung am Montagmittag abgebrochen worden.

Die Mitangeklagte Xenia I. hatte zuvor ihre Aussagen mehrfach weinend unterbrechen müssen und sah sich zu keinen weiteren Ausführungen mehr in der Lage. Nun will Richterin Uda Schmidt am Dienstag versuchen, sie weiter zu befragen – vor allem zur Tatnacht. Xenia I.‘s Anwälte hatten allerdings durchblicken lassen, dass eine weitere Aussage noch beraten werden müsse.

Zuvor hatte Xenia I. am Montag weitere Details zur Beziehung mit dem ebenfalls angeklagten Sebastian F. geschildert. Demnach sollen die Probleme schon im Sommer 2014 begonnen haben. Nach einem ersten Übergriff habe sich die Gewalt und der sexuelle Missbrauch immer weiter gesteigert. Auch unabhängig davon, dass er sie zum Sex gezwungen habe, soll sie mehrfach geschlagen und getreten worden sein. Erzählt haben will Xenia I. niemandem davon.

Sebastian F. soll den Alltag von Xenia I. stark kontrolliert haben

Sebastian F. habe sie ab dem ersten Übergriff auch immer stärker kontrolliert: „Er wollte wissen, mit wem ich schreibe, was ich schreibe. Ich durfte nichts über Probleme erzählen“, sagte Xenia I. am Montag vor Gericht. Er habe ihr vorgeschrieben, dass sie sich beim Frauenarzt nicht untersuchen lässt, er habe ihr Handy kontrolliert und ihr gesagt, dass sie sich darum kümmern müsse, nicht erneut schwanger zu werden.

Xenia I. hatte einen Sohn mit in die Beziehung gebracht, im August 2014 wurde der gemeinsame Sohn geboren. Später wurde sie erneut schwanger, wovon sie bis zur Geburt des dritten Sohnes im Juni 2015 nichts mitbekommen haben will.

„Aus Angst habe ich die Anzeichen ignoriert.“ Es sei eine Sturzgeburt im Garten gewesen, danach habe Sebastian F. kaum mit ihr gesprochen. „Er hat mir vorher immer wieder gesagt, dass er kein drittes Kind haben will.“ Das Kind starb im Herbst 2015.

Als sie ihn verlassen wollte, soll Sebastian F. sie geschlagen haben

Xenia I. will ihrem Freund mehrfach gesagt haben, dass sie ihn verlässt. Er soll sie daraufhin bedroht und geschlagen haben. „Einmal hatte ich schon die Sachen gepackt. Aber er hat auf mich eingetreten, während die Kinder dabei waren.“

Warum Xenia I. bei ihrem Freund blieb, wollte Richterin Uda Schmidt wissen: „Aus Angst und weil ich ihn irgendwo trotzdem noch geliebt habe. Er konnte auch ganz anders sein.“

Xenia I. schilderte vor Gericht auch schwierige eigene Familienverhältnisse. Ihr Stiefvater soll sie nach eigenen Angaben mehrfach vergewaltigt haben, mit der Mutter gab es Streit. 2012 bekam sie ihr erstes Kind und zog nach der Geburt in ein Mutter-Kind-Heim. Dorthin brachte ihre Cousine das erste Mal auch Sebastian F. mit.

Beide sind wegen gemeinschaftlichen Mordes angeklagt

Xenia I. und Sebastian F. sind seit Ende November des gemeinschaftlichen Mordes und der Vergewaltigung an der Chinesin Yangjie Li angeklagt. Vorigen Montag hatte Xenia I. erstmalig ihr Schweigen gebrochen und ihren Ex-Freund schwer belastet.

Am Montag wird sie von Richterin Uda Schmidt befragt. Vor Verhandlungsbeginn hatten chinesische Studenten an Yangjie Li erinnert. Schwarz gekleidet, mit einer weißen Blume am Revers, forderten sie auf Zetteln „Gerechtigkeit für Yangjie Li“. (mz/lga)