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Ehrung für Hans-Dietrich Genscher Ehrung für Hans-Dietrich Genscher: "Einmalig für Halle"

Von Silvia Zöller 17.01.2017, 08:00
Nur eine nächtliche Guerilla-Aktion: die Genscher-Straße in Halle
Nur eine nächtliche Guerilla-Aktion: die Genscher-Straße in Halle TV Halle

Halle (Saale) - Ein Spaßvogel hat am Wochenende Nägel mit Köpfen gemacht und ein Straßenschild in Halle-Ost kurzerhand mit „H.-D. Genscher-Straße“ überklebt. Und damit gezeigt, was viele Hallenser auch wollen: Eine öffentliche Ehrung des früheren Außenministers in seiner Heimatstadt, zum Beispiel durch die Umbenennung des Bahnhofsvorplatzes oder der Delitzscher Straße. Doch auch zehn Monate nach seinem Tod gibt es in Halle lediglich eine Kontroverse im Stadtrat zu dem Thema - aber noch keine Entscheidung.

„Das ist lächerlich, so schwer kann es nicht sein, sich für einen Platz oder eine Straße zu entscheiden“, ärgert sich unter anderem Simone Heinemann-Merz, Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt und Kardiologin in Halle, über die Diskussionen ohne Ende. Genscher, den sie persönlich kennen gelernt hat, sei für sie eine „schwer beeindruckende Person, ein Politiker mit Visionen“, dem eine Ehrung in Halle gebühre.

„Peinlich“ - das ist das Urteil des halleschen Rechtsanwalts Christoph Berndt über die Diskussionen um die Ehrung. Genscher sei ein verdienter Sohn der Stadt und ein Türöffner gewesen.

Klaus Rauen: Durch Genscher direkte Kontakte zum damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl

Einer, der es wissen muss, kann dem nur zustimmen: der frühere Oberbürgermeister Klaus Rauen. Durch Genscher hatte er unter anderem direkte Kontakte zum damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl oder zu mehreren Außenministern, mit denen Genscher Halle besuchte. Und hat dabei vieles für die Stadt bewegt: Rauen nennt zum Beispiel Schecks für die Sanierung der Franckeschen Stiftungen. „Immer, wenn es eine Chance gab, Halle in den Mittelpunkt zu rücken, war er dabei“, erinnert sich Rauen an den Mann, der „einmalig für die Stadt war“. Dass es nun Diskussionen um eine Ehrung für Genscher gibt, hält er für kleinkariert.

Die Liberalen haben nun auch wieder die Umbenennung des Flughafens Leipzig/Halle ins Gespräch gebracht. „Wir haben Briefe mit dieser Anregung an die Aufsichtsräte, Bürgermeister, den Ministerpräsidenten und weitere Verantwortliche geschrieben“, so Kreisvorsitzender Frank Sitta. Rückmeldungen dazu gebe es noch nicht, so Sitta.

Matthias Brenner: Genscher sollte unbedingt geehrt werden

Diesen Vorschlag hält NT-Intendant Matthias Brenner für „nicht reizlos“, rät aber dennoch davon ab: Denn mit dem Namen „Hans-Dietrich-Genscher-Airport“ könne der Beisatz Halle womöglich hinten runter fallen. Brenner findet, dass Genscher, der eine gute Außenpolitik gemacht habe, unbedingt geehrt werden soll - aber das in der Stadt Halle selbst. Unterstützt wird er in dieser Meinung von Uni-Rektor Sträter: „Ich würde es sehr begrüßen, wenn es zügig eine Entscheidung für eine angemessene Ehrung von Hans-Dietrich Genscher gibt.“ Die Uni hat dies für sich längst erledigt und Genscher 1992 zum Ehrensenator ernannt.

Grundsätzlich für eine Ehrung ist auch der evangelische Superintendent Hans-Jürgen Kant: „Aber es muss kein Schnellschuss sein; besser ist es, die Sache gründlich zu durchdenken“, sagt er. Bis zu Genschers 90. Geburtstag im März müsse nicht zwingend eine Schule oder Straße umbenannt werden, so Kant.

Staatsministerin Cornelia Pieper plant die Gründung eines Genscherhaus-Freundeskreises

Da hat jedoch Christine Gehring, stellvertretende Direktorin des Dorint-Hotels, wo es eine Genscher-Suite gibt, von ihren Gästen etwas anderes gehört: „Immer wieder wird da Unverständnis geäußert, warum Genscher in seiner Heimatstadt Halle noch immer nicht geehrt worden ist.“ Dafür tut sich hinter den FDP-Kulissen etwas: Die frühere Staatsministerin Cornelia Pieper plant die Gründung eines Genscherhaus-Freundeskreises und auch eine Geburtstagsfeier in Halle anlässlich Genschers 90. Geburtstages am 21. März.

Straße, Bus, Medaillen und zahllose Ehrungen für Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher

In seinem Geburtshaus in Reideburg, dem Genscher-Haus, wird eine Dauerausstellung zur Teilung und Einheit Deutschlands gezeigt. Und auch ein Bus der Havag erinnert an den berühmten Sohn der Stadt - nicht nur mit der Namensgebung des Busses, sondern auch mit einem gelben Polster, das an den gelben Pullunder erinnert, den Genscher häufig getragen hat. Außerdem ist Genscher auch Ehrenbürger der Stadt Halle.

Auf der Ostseeinsel Usedom gibt es in dem Dorf Loddin bereits eine Hans-Dietrich-Genscher-Straße, ebenso in der Hauptstadt von Namibia, in Windhoek. Eher unromantisch ist die Genscher-Straße im Landsberger Industriegebiet.

Eine Bronzemedaille hat der aus Bulgarien stammende hallesche Künstler Rossen Andreev für Genscher gestaltet, den er persönlich „sehr verehrt“. Zunächst hat der jedoch nur ein Exemplar gegossen. Im Laufe seines Lebens ist Genscher mit zahllosen Orden, Ehrungen und Auszeichnungen bedacht worden. (mz)

Simone Heinemann-Merz
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Andreas Stedtler
Klaus Rauen
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Günter Bauer
Matthias Brenner
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Hans-Jürgen Kant
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