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Wanderweg in Alexisbad Bahnübergang der Harzer Schmalspurbahnen: An den Schienen ist Schluss

Von Sabine Herforth 15.01.2017, 08:45
Der Wanderweg führte bisher an dieser Stelle über die Gleise. Rein rechtlich ist das Betreten jedoch grundsätzlich nicht erlaubt.
Der Wanderweg führte bisher an dieser Stelle über die Gleise. Rein rechtlich ist das Betreten jedoch grundsätzlich nicht erlaubt. Chris Wohlfeld

Alexisbad - Für Wanderer, die sich von Alexisbad Richtung Friedrichsbrunn aufmachen oder aus der entgegengesetzten Richtung in den Ort wollen, endet der Weg neuerdings unerwartet. Wo bisher die Bahnschienen vor dem Friedenstal überquert wurden, verbietet nun ein Schild, die Anlage zu betreten.

Das entdeckte Horst Schöne, Vorsitzender des Harzklub-Zweigvereins Harzgerode, kürzlich und versteht die Welt nicht mehr. „Der Weg wird als solcher schon über 100 Jahre genutzt“, erklärt er. So lange werden auch an eben jener Stelle die Bahngleise überquert, weil ein Felsvorsprung die Wegführung dort zwangsläufig vorgibt. „So ist es auch von der Trassierung vor über 100 Jahren ausgewählt worden“, so Schöne.

Tafeln durch Verbotschilder ersetzt

Bisher sei das kein Problem gewesen. Der Verein, der zahlreiche Wanderwege ausschildert, hatte mit eigenen Tafeln deutlich auf die Gefahrenstelle hingewiesen - und das seit etwa 20 Jahren. Diese Tafeln fehlen nun, wurden durch die Verbotsschilder ersetzt. „Das ist für mich völlig widersinnig, ich kann das nicht nachvollziehen“, sagt Schöne.

Wer sich über die neu aufgestellten Verbotsschilder nicht hinwegsetzen will, für den endet die Reise hier. „Der Weg ist unveränderlich, weil der Felsen dort ist“, so Schöne.

Bahnübergang hat es laut HSB nie gegeben

Aus Sicht der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) ist die Situation jedoch eindeutig: „Dort hat es nie einen Bahnübergang gegeben“, klärt Dirk Bahnsen, Leiter der Unternehmenskommunikation, auf.

Dieser sei per Definition eine offiziell genehmigte Querung, die beispielsweise durch Andreaskreuze oder Ähnliches abgesichert ist.

Die Schienen an dieser Stelle zu überqueren sei deshalb grundsätzlich nicht erlaubt. „Wir haben den Wanderweg auch offiziell nicht auf unseren Karten“, fügt er an.

Horst Schöne sieht keine Notwendigkeit

Ganz anders sieht das Horst Schöne. „Ich kann das nicht begreifen. Wir sind jetzt seit über 120 Jahren aktiv“, sagt er. „Das entbehrt jeder Grundlage“, empört er sich, dass es bisher keine Notwendigkeit für diese Maßnahme gegeben habe.

Dass die Sicherheit gewährleistet werden müsse, sei selbstverständlich. Die Fakten, die die HSB nun schaffte, könnten jedoch nicht dem Allgemeinwohl dienen. Der Verein betreut 560 Schilder in dem 220 Kilometer umfassenden Wandernetz, das viele ähnliche Übergänge umfasst.

An anderer Stelle würden die Verbotsschilder seiner Meinung nach deutlich mehr Sinn machen. Nur wenige Meter weiter würden sich Wanderer dazu verleiten lassen einen nicht ausgewiesene Weg zu nutzen und dabei die Gleise sowie eine Eisenbahnbrücke nutzen.

Tafeln als Animation für Wanderer

„Dort hätte ich das sofort unterstützt“, betont er. Die zurückliegende Zusammenarbeit sei immer sehr gut gewesen, betont der Vereinsvorsitzende. Erst 2015 habe der Zweigverein an sämtlichen Haltestellen und Bahnhöfen die Infotafeln erneuert.

Die Haltestellen, zu denen auch der Wanderweg in Alexisbad führt, werden als Anschlusspunkte ausgewiesen. „Sie dienen dazu, die Menschen im Umfeld dazu zu animieren, wandern zu gehen und auch den Zug zu benutzen.“

Er vermutet, dass die Baumaßnahmen zur Erneuerung einer unmittelbar am Wanderweg befindlichen Brücke Anlass war, die Schilder aufzustellen. Durch die Arbeiten verengte sich der Weg weiter, weshalb Wanderer vermutlich zu nah ans Gleisbett kamen.

Passanten überquerten unerlaubt die Schienen

Tatsächlich waren Beobachtungen von HSB-Mitarbeitern ausschlaggebend für die Beschilderung, so Bahnsen. Sie hatten mehrfach bemerkt, wie Passanten unerlaubt die Schienen überquerten. Rein rechtlich sei das aber auch ohne entsprechende Hinweise gänzlich und deutschlandweit verboten, so Bahnsen.

Wie das Ganze 100 Jahre und länger gut gehen konnte, kann er sich nicht erklären. „Das ist schon zu Reichsbahnzeiten so gewesen, dass es kein Übergang war.“ Eine Lösung für die Misere gibt es aus Sicht des Unternehmens nicht.

„Wir dürfen keinen neuen Bahnübergang anlegen“, so Bahnsen. Geregelt ist dies im Eisenbahnkreuzungsgesetz, das generell festlegt, dass keine neuen Bahnübergänge errichtet werden dürfen. Die gesetzliche Vorgabe erlaube keinen Spielraum. In unmittelbarer Nähe gebe es zudem einen offiziellen Übergang mit den nötigen Sicherungsanlagen.

Gefährdung sieht Horst Schöne nicht

Genau diesen führt auch Horst Schöne an. Schließlich würden die Züge bereits mit akustischem Warnsignal und verminderter Geschwindigkeit einfahren. Eine Gefährdung an dem verbotenen Übergang sieht er nicht.

Wie es nun weitergeht, ist vorerst unklar. „Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll“, gibt er offen zu, dass er derzeit keine Antwort auf das Problem weiß. Die Beschwerden häuften sich zunehmend, so der Vereinsvorsitzende. Denn eine alternative Wegführung gibt es nicht. Allein deshalb will er sich mit der Situation nicht zufriedengeben. „Das kann ich so nicht hinnehmen.“ (mz)