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Teurer Zugverkehr Teurer Zugverkehr: Brückenbau mit Hindernissen

Von Sebastian Münster 09.01.2017, 13:15
Das Junihochwasser 2013 hat der Flutgrabenbrücke übel mitgespielt. Das Genehmigungsverfahren für die Reparatur zieht sich bis heute hin.
Das Junihochwasser 2013 hat der Flutgrabenbrücke übel mitgespielt. Das Genehmigungsverfahren für die Reparatur zieht sich bis heute hin. TorstenGerbank

Zeitz/Berlin - Ganze Straßenzüge evakuiert, abgesperrte Bundesstraßen, abgeschnittene Gleise, es gibt Stromausfälle, in Unternehmen steht die Produktion still, Rettungskräfte und Kreisverwaltung bilden Krisenstäbe, der Elsterpegel erreicht mit 6,50 Meter den höchsten Pegel aller Zeiten: Das Junihochwasser 2013 hatte auch in Zeitz ein bis dahin ungekanntes Ausmaß. Die Hauptlebensader des Zeitzer Industrie- und Chemieparks ist deshalb bis heute abgeschnitten. Die kaputte Flutgrabenbrücke bei Tröglitz ist bis heute nicht repariert worden. Der Baustart wurde mehrfach verschoben. Zuletzt sollte es im September 2016 losgehen. Doch getan hat sich nichts.

Die Deutsche Regionaleisenbahn GmbH (DRE), die den Schienenabschnitt von der Deutschen Bahn gepachtet hat, nennt Probleme beim Genehmigungsverfahren als Ursache. Um schnell voranzukommen, hat sich das Unternehmen für ein sogenanntes Planverzichtsverfahren entschieden. Konkret heißt das, dass das Unternehmen an Stelle des Landesverwaltungsamtes in Halle (LVA) alle nötigen Papiere für die Baumaßnahme selbst einholt und bei der Behörde zur Genehmigung einreicht. Die Alternative wäre ein Planfeststellungsverfahren durch das LVA selbst. Das ist aber meist extrem langwierig. Dass es nun auch auf dem „schnellen“ Wege seit mehr als drei Jahren nur schleppend vorwärts geht, liegt nach Auskunft von Unternehmenssprecher Jochen Reitstätter daran, dass eine Einigung mit dem Pächter einer Landwirtschaftsfläche noch aussteht, über die eine Baustraße errichtet werden soll.

Bauarbeiten noch im ersten Halbjahr?

Los gehen sollen die Bauarbeiten nach aktueller Planung dennoch im ersten Halbjahr dieses Jahres. Ebenfalls noch in diesem Jahr soll die Bahnbrücke schließlich instandgesetzt sein.

Die hundertprozentige Förderung der Kosten zur Beseitigung von Flutschäden wurden dem Unternehmen nach eigenem Bekunden bereits bewilligt. 2015 bezifferte Jochen Reitstätter den Schaden an der Brücke gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung mit bis zu drei Millionen Euro. Ein Neubau der Flutgrabenüberführung ist nicht geplant. „Konkret werden zwei von acht Pfeilern erneuert, ein Pfeiler und ein Widerlager instandgesetzt. Ebenso wird die Gleisanlage auf der Brücke neu gebaut“, so Reitstätter weiter.

Für die Unternehmen des Industrieparks sind die Gleise überlebensnotwendig. Die für die Produktion notwendigen Ammoniaklieferungen kann die Firma Radici wegen gesetzlicher Regelungen zum Transport von Gefahrgut in gewünschter Menge nur per Schiene empfangen, wie Jens Metzner erklärt. Umso zufriedener war der Werkleiter auch, dass binnen zwei Monaten eine eigentlich schon stillgelegte Ersatzstrecke über Altenburg und Meuselwitz reaktiviert werden konnte. Der Betrieb dieser Schienen seit bald dreieinhalb Jahren verursacht allerdings Mehrkosten. Wie viel genau, ist unklar, sagt Arvid Friebe. Der für die Standortentwicklung zuständige Mitarbeiter der Infra-Zeitz Servicegesellschaft schätzt den Betrag auf eine halbe Million Euro pro Jahr.

Das liegt auch daran, dass die Züge nach Zeitz, die sonst den Güterbahnhof der Elsterstadt passierten, nun in Leipzig umgekoppelt werden müssen. Die Strecke aus Richtung Meuselwitz verfügt außerdem nicht mehr über die vorgeschriebenen Signalanlagen und Schranken – beispielsweise dort, wo die Gleise die Bundesstraße 180 kreuzen. Deshalb müsse zusätzliches Personal „mitfahren und – um die Schranke zu ersetzen – die Fahne schwenken“, so Friebe. Eine Frist, bis wann der Übergangsbetrieb auf der Ersatzstrecke erlaubt ist, habe die Deutsche Bahn nicht gesetzt, so Jochen Reitstätter von der DRE GmbH. Dennoch wolle das Unternehmen die kaputte Flutgrabenbrücke schnellstmöglich reparieren, um die Transportkosten für die Unternehmen des Zeitzer Industrieparks wieder zu senken. (mz)