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Hafenstraße 7 in Halle  Hausbesetzung Hafenstraße 7 in Halle: Wie geht es mit dem besetzten Haus weiter?

Von Anja Förtsch 08.01.2017, 08:00
Vor über einem Jahr übernahmen Hausbesetzer das Objekt in der Hafenstraße.
Vor über einem Jahr übernahmen Hausbesetzer das Objekt in der Hafenstraße. Lutz Winkler

Halle - Die Hafenstraße ist nicht gerade die schickste Straße in Halle. Die Hausnummer 7 schafft es trotzdem noch, aufzufallen. Was vielleicht an dem - zugegeben - etwas verwildert wirkenden Garten, dem martialischen Plastikkaninchen auf dem Eingangstor oder dem großen Transparent liegt, das an der Hauswand hängt. Im Haus selber strömt dem Besucher dann aber Gemütlichkeit entgegen.

Sofas, Beistelltische, Anrichten, Bücherregale, Kaffee; alles wirkt ein bisschen wie in Omas guter Stube und damit vor allem einladend.

Zwölf Jahre stand das Haus in der Hafenstraße  leer - bis Aktivisten es besetzten

Dabei stand das Haus noch bis vor einigen Monaten leer - zwölf Jahre lang: „Hier war praktisch nichts“, sagt Theresa Bauer. Sie ist Pressebeauftragte des Projekts „Wir brauchen Platz“, dessen Mitglieder am 5. Januar 2016 das Haus in der Hafenstraße besetzten.

Diese Aktion verlief organisierter und rationaler, als das Wort Besetzung vermuten lässt: Die Aktivisten, die sich zuvor schon lange in verschiedenen Initiativen engagierten, erzählen, dass sie monatelang bei der Stadtverwaltung nach einem Raum für ihre Arbeit fragten - erfolglos. Schließlich kündigten sie in einem Brief an die Stadt und an die Hallesche Wohnungsgesellschaft HWG an, in das Haus zu ziehen, das offiziell der Wohnungsgesellschaft gehört.

Einigung mit HWG: Unter diesen Bedingungen durften die Besetzer bleiben

Der tatsächliche Einzug verlief - bis auf den Umstand, dass ein paar Anwohner sehr überrascht reagierten - dann sehr entspannt, sagt Thomas Schade von der Initiative. „Die Kommunikation mit der HWG war von Anfang an sehr gut. Gleich in den ersten Tagen kam der damalige HWG-Chef Heinrich Wahlen auf einen Kaffee vorbei.“

Die schnell gefundene Abmachung: Die Initiative nutzt das Haus nur zu kulturellen Zwecken - und räumt es auf. „Die Arbeit, die uns hier erwartet hat, war unglaublich“, so Bauer: Kein Wasser, kein Strom, keine Heizung. Die Fenster zugemauert, das Grundstück und die Überreste der Gasometer im Garten der ehemaligen Gasanstalt komplett gefüllt mit Müll. „Wir geben regelmäßig Quartalsberichte und Listen mit Arbeitsstunden an die HWG. Mittlerweile sind wir bei weit über 2.000 Stunden.“

Wie die Nachbarn zum Besetzer-Haus in der Hafenstraße stehen.

Auch die Stimmung in der Nachbarschaft habe sich entspannt. „Anfangs waren schon einige Anwohner besorgt“, so Schade. „Aber wir haben alle Nachbarn immer wieder zum Sonntagskaffee eingeladen und standen immer zu Gesprächen bereit.“ Dadurch seien die Bedenken schnell zerstreut worden. „Manche Nachbarn kommen heute auch noch regelmäßig zu Veranstaltungen zu uns.“

Von denen gibt es einige: Sprachkurse, Lesekreise, interkulturelles Musizieren, Selbsthilfe- und Kreativwerkstätten, Tanz-, Yoga-, Fitness- und Theaterworkshops.

Befristeter Vertrag läuft aus: Wie geht es mit dem Besetzer-Haus weiter?

Ob das so bleibt, wird sich ab März zeigen: Dann beginnen die Gespräche mit der HWG, bevor die Duldung Ende September ausläuft. „Wir stecken jetzt schon viel mehr Arbeit in das Haus, als man eigentlich mit einem befristeten Vertrag möchte“, sagt Bauer. „Wir können uns gar nichts anderes vorstellen, als dass der Vertrag verlängert wird. Was hier kulturell passiert, könnte die Stadt nicht leisten.“

Auch seitens der HWG scheint man nicht unzufrieden: Die Gruppe habe die Auflagen aus der Gestattungsvereinbarung zur Nutzung für kulturelle und soziale Projekte „nachweislich umgesetzt“, so Unternehmenssprecher Steffen Schier. Dies sei allerdings auch die Grundvoraussetzung. Was eine künftige Nutzung angeht, klingt Schier reserviert. Der Vertrag laufe bis Ende September: „Dieser Zeitraum ist abzuwarten“, sagt er. (mz)