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Erneuter Anschlag auf einen Bus Erneuter Anschlag auf einen Bus: Gibt es eine Parallele zu einem Angriff im Oktober?

Von Dirk Skrzypczak 02.01.2017, 15:30
Bei dem Brandanschlag im Oktober war ein Bus komplett ausgebrannt. Die Versicherung ersetzt der PNVG den Zeitwert des Fahrzeugs.
Bei dem Brandanschlag im Oktober war ein Bus komplett ausgebrannt. Die Versicherung ersetzt der PNVG den Zeitwert des Fahrzeugs. Peter Kramer

Mücheln/Merseburg - Für Bernd Drygalla aus Mücheln ist es die erste Schicht des neuen Jahres. 4.40 Uhr startet er normalerweise vom Arthur-Scheibner-Ring. Dort hat er seinen Bus in Abstimmung mit dem Nahverkehrsbetrieb PNVG geparkt, damit er das Fahrzeug nicht erst früh aus Merseburg holen muss. An diesem Montag geht Drygalla aber zeitiger zu Hause los, zehn Minuten sind es. „Das Winterwetter hat mich beschäftigt. Ich wollte pünktlich starten“, sagt er. Es ist ein Glücksfall, denn als er den Bus erreicht, schlägt der Qualm bereits nach oben.

„Ich habe meine Meldung abgesetzt und den Feuerlöscher gegriffen.“ Wenig später kommt die Feuerwehr zu Hilfe. Was Drygalla zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Gegen den Bus wurde ein Anschlag verübt. Auf einem der Hinterräder hatten Täter ein brennbares Material platziert und angezündet. Um welchen Stoff es sich handelt, wird wohl im Landeskriminalamt ermittelt.

Zweite Attacke innerhalb von zweieinhalb Monaten

Es ist die zweite Attacke innerhalb von zweieinhalb Monaten auf einen Bus der kommunalen PNVG. Am 10. Oktober war ein Bus, der auf einem Parkplatz in der Merseburger Straße in Braunsbedra stand, komplett abgefackelt. Auch hier war der Brand auf einem der Räder gelegt worden. Der Schaden betrug 80.000 Euro.

„Im Oktober sind wir noch von einem Einzelfall ausgegangen, zumal wir zuvor von Brandanschlägen gegen unsere Flotte verschont geblieben sind. Die jüngste Entwicklung lässt befürchten, dass es sich um gezielte Angriffe handelt, vielleicht ja von ein- und derselben Person“, sagt PNVG-Geschäftsführer Lothar Riese. Die Polizei hält sich mit Spekulationen zurück. „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir lediglich bestätigen, dass es sich um Brandstiftung handelt. Ansonsten haben wir bei beiden Fällen bisher nur eine Parallele: Es ist der gleiche Betrieb betroffen“, sagt Polizeisprecher Jürgen Müller. Die Ermittlungen zum Anschlag im Oktober werden aufgrund der Schwere der Tat unterdessen von einem Fachkommissariat der Polizeidirektion (PD) in Halle geführt. Abschließende Ergebnisse kann die PD noch nicht präsentieren. Man rechne auch damit, dass die Untersuchungen noch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, heißt es.

Belohnung von 2.000 Euro für sachdienliche Hinweise

Die PNVG hat unterdessen eine Belohnung von 2.000 Euro für sachdienliche Hinweise ausgelobt, die zur Ergreifung der Täter aus Mücheln führen. „Unser Busfahrer hat Schlimmeres verhindert, denn die Flammen waren noch nicht in den Fahrgastraum durchgedrungen. Nur wenige Minuten später wäre der Bus vielleicht nicht mehr zu retten gewesen“, sagt Riese. Der Dreiachser ist gerade einmal drei Wochen alt und hat als Kaufpreis 260.000 Euro gekostet. Er soll nun in einer Fachwerkstatt in Halle repariert werden und möglichst in der nächsten Woche wieder einsatzbereit sein.

Unterdessen wird in der PNVG beraten, ob es sinnvoll ist, Busse an den Wohnorten der Fahrer zu parken. Von den 70 Bussen des Unternehmens trifft das auf zwölf zu. Riese nennt wirtschaftliche Überlegungen als Grund, um unnötige Fahrten zum Betriebshof zu verhindern. „Im Geiseltal müssen wir wohl umdenken“, erklärt er. (mz)