Flughafen Leipzig/Halle: Flughafen Leipzig/Halle: Antonov 22 sorgt für Krach in der Nacht

Schkeuditz - Nächtlichen Fluglärm sind die Anrainer des Airport Leipzig/Halle gewohnt und haben sich zumeist damit auch arrangiert. Doch kurz vor und zu Weihnachten sind Einwohner in einigen angrenzenden Orten fast aus dem Bett gefallen. Spät abends donnerten schwere Propellermaschinen über ihre Häuser und verursachten Lärm, der mit dem Krach eines Rasenmähers zu vergleichen ist. Was war das?

Die Antwort: sehr wahrscheinlich eine Antonov 22 (AN 22) - eine uralte Transportmaschine. Aktuell sind die Flieger für die Bundeswehr im Einsatz, ergab eine Nachfrage beim Bundesverteidigungsministerium.

Sie fliegen nach Gao im afrikanischen Staat Mali. Dort läuft die UN-Mission Minusma, die zur Stabilisierung des Landes beitragen soll. Die Soldaten haben ein robustes Mandat, das auch den Einsatz von Waffen gegen Islamisten erlaubt. Die Bundeswehr beteiligt sich mit bis zu 650 Soldaten, doch das Mandat soll auf 1 000 Einsatzkräfte aufgestockt werden.

Aktuell wird schweres Gerät wie der Hubschrauber Tiger und die Drohne Heron nach Mali verlegt. Dafür besitzt die Bundeswehr aber keine geeigneten Flugzeuge. Der Militärtransporter vom Typ Transall kann nur acht Tonnen transportieren.

Also werden bereits seit Jahren Antonovs von der russischen Airline Volga Dnepr und der ukrainischen Gesellschaft Antonov Airlines gechartert. Meist finden die Flüge mit der AN 124 statt.Bei der AN 22 handelt es sich um einen Vorgängertyp. Von diesem wurden zwischen 1965 und Februar 1976 knapp 70 Maschinen gebaut. Das heißt, die Flieger sind mindestens 40 Jahre alt.

Über eine Heckklappe können sie bis zu 80 Tonnen laden. Wie die meisten Militärtransporter ist das Flugzeug mit seinen 14 Reifen auch für den Einsatz auf Behelfspisten ausgelegt und kommt mit einer Startrollstrecke von 1 460 Metern aus. Allerdings sind die vier Propellertriebwerke sehr viel lauter als ein Düsenantrieb.

Laut Statistik des Deutschen Lärmschutzdienstes, einem Verein gegen Fluglärm, wurde am 12. Dezember im Leipziger Stadtteil Stahmeln ein Lärmpegel von 65 Dezibel erreicht. Veröffentlicht hat die Daten der Lärmschutz-Aktivist Lutz Weickert. Er wandt sich auch an die Leipziger Bundestagsabgeordneten Daniela Kolbe (SPD) und Thomas Feist (CDU) unter anderem mit der Frage, warum diese Flüge nachts stattfinden müssen.

Der Bundestag muss der Mandatserweiterung zustimmen. Wer selbst eine Hörprobe machen möchte: Am Freitag um 18 Uhr soll planmäßig die nächste AN 22 am Flughafen Leipzig/Halle landen.

Auch ohne die Flüge im Auftrag der Bundeswehr nimmt die nächtliche Lärmbelastung am Flughafen zu. Das Express-Paketgeschäft der Post-Tochter DHL boomt. Das europäische Drehkreuz verzeichnete am 2. Dezember einen neuen Rekord. Der Lärmschutzdienst zählte 148 nächtliche Starts und Landungen, davon 99 in der Nachtkernzeit von 0 bis 5 Uhr. Der DHL-Standort wurde zuletzt deutlich erweitert, so dass eine weitere Zunahme der Frachtflüge wahrscheinlich ist. (mz)