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Unbegleitete Minderjährige Unbegleitete Minderjährige: Flüchtlinge kommen nach Möhlau

Von Ulf Rostalsky 06.12.2016, 17:55
Eingang des Ex-Pionierlagers bei Möhlau.
Eingang des Ex-Pionierlagers bei Möhlau. Klitzsch

Möhlau - Im Gräfenhainichener Ortsteil Möhlau werden wieder Flüchtlinge untergebracht. Das bestätigte Wittenbergs Vize-Landrat Jörg Hartmann (CDU) auf Nachfrage. Demnach plane „ein Dritter“ die Unterbringung und Betreuung sogenannter Umas. Dabei handelt es sich um unbegleitete minderjährige Ausländer. Personen also, die noch keine 18 Jahre alt sind und mit ungeklärtem Flüchtlingsstatus in Deutschland leben.

„In Anbetracht des Bedarfs müssen wir handeln“, sagt Hartmann weiter. Einen konkreten Zeitpunkt der Unterbringung in Möhlau nennt er allerdings nicht. Auch mit Details zum Ort der Unterbringung und zur Personenanzahl hält er sich mit Verweis auf derzeit laufende Verhandlungen zurück.

Nach MZ-Informationen sollen im ehemaligen Pionierlager „German Titow“ bis zu zwölf minderjährige Ausländer einziehen. Die Einrichtung am Möhlauer Ortsrand wurde nach der Wende als Schullandheim betrieben und zum 31. Dezember 2003 vom Landkreis Wittenberg geschlossen.

„Ich sage nichts zur Unterbringung. Aber es ist eine Schande, dass ein Ortsbürgermeister vom Kreis über die Pläne nicht informiert wird.“ Marek Pannicke (Linke) hat „vom Buschfunk erfahren“, dass in Möhlau Flüchtlinge einziehen werden. „Das Thema nimmt Fahrt auf im Ort“, sagt der Ortsbürgermeister weiter. Auch er kann mit Details nicht aufwarten. „So geht das einfach nicht.“

Den Sachverhalt der Unterbringung von minderjährigen Ausländern bestätigt Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico Schilling (CDU). „Ich habe die Information erhalten.“ Der Rathauschef verweist darauf, dass nicht die Stadt, vielmehr der Landkreis in der Pflicht sei. „Er ist für die Unterbringung verantwortlich, nicht wir.“

In Möhlau ist das Thema Flüchtlinge und Asylbewerber nicht ohne. In einer ehemaligen Sowjetkaserne waren seit Anfang der 1990er Jahre mitunter Hunderte Personen untergebracht. Die Gemeinschaftsunterkunft wurde Ende 2012 geräumt, nachdem der Kreis den Vertrag mit dem Betreiber gekündigt und auf einen Neustart in Vockerode gesetzt hatte.

Unbegleitete minderjährige Ausländer wären zwar für Möhlau neu. In der Einheitsgemeinde Gräfenhainichen gibt es sie aber schon. So leben bereits im Tornauer „Haus Eisenhammer“ der Salus gGmbH Angehörige der entsprechenden Personengruppe.

Laut Magdeburger Innenministeriums lebten mit Stand 1. Juli im gesamten Land 1 151 unbegleitete minderjährige Ausländer. 95 Prozent davon waren männlich. Die größte Altersgruppe stellten die 15- bis 18-Jährigen. Im Kreis Wittenberg waren 90 Kinder und Jugendliche unter anderen in Tornau, Pretzsch und Wartenburg untergebracht. (mz)

In einer früheren Version des Textes hatte es geheißen, dass 58 Kinder und Jugendliche im Kreis Wittenberg untergebracht sind. Die derzeite Zahl ist allerdings 90 Jugendliche.