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Geisterderby FCM gegen HFC im leeren Stadion: MDCC-Arena wegen hüpfender Fans geschlossen

Von Daniel George 24.11.2016, 20:00

Magdeburg - Es ist ein Novum im deutschen Profifußball. Der 1. FC Magdeburg hat sich entschlossen, das Spiel gegen den Halleschen FC an diesem Samstag ohne Zuschauer auszutragen. Das teilte am Donnerstag FCM-Geschäftsführer Mario Kallnik mit. Für die Magdeburger Fans soll laut MDR ein Public Viewing am Stadion organisiert werden. 

Ausgerechnet die Fans des zuschauerstärksten Vereins der dritten Liga bedrohen die Zukunft des Klubs. Hüpfende Zuschauer hatten die Stadion-Konstruktion in so starke Schwingungen versetzt, dass Fachleute sich Sorgen um die Standsicherheit machen. Am Mittwochnachmittag wurde dem FCM vom Bauamt der Stadt Magdeburg eine Nutzungsuntersagungs-Verfügung für alle Tribünen zugestellt. Tags darauf erklärte der Klub den Zuschauer-Ausschluss.

Die Vorfreude auf das Heimderby hat sich damit aufgelöst. Stattdessen regiert beim 1. FC Magdeburg nun Existenzangst. „Das ist ein nie dagewesener und unerträglicher Zustand“, sagte Kallnik. Aber: „Wir sehen uns zu diesem Schritt im Sinne der Sicherheit der Stadionbesucher verpflichtet.“

Mindestens 50 Jahre ohne Probleme nutzbar

Nur wie kann es sein, dass ein 27.000 Zuschauer fassendes Stadion, ausgelegt für Profi-Fußball, hüpfenden Fans nicht Stand hält? 2006 für rund 31 Millionen Euro fertiggestellt, sollte die Arena für mindestens 50 Jahre ohne Probleme nutzbar sein, das Fünffache an realer Belastung aushalten. Doch bereits im Juli dieses Jahres äußerte sich die Stadt als Eigentümer besorgt bezüglich der Stadion-Statik.

Gleichzeitig rhythmisch hüpfende Fans würden die Konstruktion derart stark beanspruchen, dass lediglich eine Standzeit von siebeneinhalb Jahren bleibe. Eine im Bereich der Schwingungs-Forschung renommierte Bauberatung aus Bochum kam sogar zu dem Ergebnis der akuten Gefährdung. Untersuchungen vor allem am „Block U“, der Nordtribüne, hätten das ergeben.

Auch der 1.FC Nürnberg hatte mit Problemen zu kämpfen

Wurde beim Bau des Stadions also gepfuscht? Lutz Trümper, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Magdeburg, schloss Fehler kategorisch aus. „Die Bereiche waren als Sitzplatztraversen ausgelegt“, erklärte er. „Selbst beim Bau der deutschen WM-Stadien wurden solche Schwingungen damals nicht bedacht.“ Und tatsächlich hatte beispielsweise der 1. FC Nürnberg 2011 ebenfalls mit dem Hüpf-Problem zu kämpfen. Die Ultras mussten damals aus dem Oberrang der Nordkurve umziehen, der Verein investierte 1,8 Millionen Euro für Nachbesserungen.

Das endgültige Gutachten für die Magdeburger Arena wird im Dezember erwartet, die nötigen baulichen Veränderungen würden üblicherweise ein Jahr dauern, so Trümper. Die Kosten seien noch nicht abzusehen. Dem FCM gehen pro zuschauerlosem Heimspiel schätzungsweise Einnahmen im mittleren sechsstelligen Bereich verloren. Über eine ganze Saison ist das nicht zu verkraften.

Trümper kritisiert Kallnik und den FCM

Den Schritt, das Derby gegen den HFC am Samstag ohne Zuschauer stattfinden zu lassen, kritisierte Trümper scharf: „Ich halte die Entscheidung des Clubs für grundlegend falsch. Damit ruinieren sie ihren eigenen Klub. Dann findet kein Heimspiel in dieser Saison mehr mit Zuschauern statt.“ Das habe er FCM-Chef Kallnik auch in zwei Telefonaten mitgeteilt.

Die Lösung? Dem FCM als Veranstalter stehe es frei, ein Konzept anzubieten, um Gefahren für die öffentliche Sicherheit auszuschließen. „Wir können nur an den gesunden Menschenverstand appellieren“, sagte Trümper. „Es kann sich doch niemand durch Hüpfen in Lebensgefahr bringen wollen.“ Erste Gespräche zwischen Stadt, Verein und Fanvertretern sollen am Freitag stattfinden. Sport