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Prozess gegen Peter Fitzek Prozess gegen Peter Fitzek: Das Königreich Deutschland und die verschwundenen Gelder

Von Steffen Könau 23.11.2016, 12:00
Peter Fitzek muss mehr als zwei Jahre in Haft.
Peter Fitzek muss mehr als zwei Jahre in Haft. dpa

Halle (Saale)/Wittenberg - Stefan Oppermann weiß, wie solche Dinge laufen. „Man muss Vermögenswerte sofort sichern, sonst bekommen die Beine“, sagt er. Vor zwei Jahren bestellte die Bundesanstalt für Finanzaufsicht den Anwalt aus Nürnberg zum Abwickler eines Gewirrs aus Vereinen, Stiftungen und Privatpersonen rund um das „Königreich Deutschland“, das der gebürtige Hallenser Peter Fitzek auf dem Gelände eines ehemaligen Krankenhauses am Rande von Wittenberg ausgerufen hatte.

Peter Fitzek, Gründer des Königreichs Deutschlands: Was vom König übrig blieb

Nun sitzt Oppermann, 57, Anzug und Goldring, im Zeugenstand vor dem Landgericht Halle und beschreibt, was von der Herrlichkeit der „neuen Strukturen“, die Peter Fitzek hatte aufbauen wollen, übrig war, als er daran ging - geschützt von einem Großaufgebot der Polizei -, vorhandene Vermögensgegenstände sicherzustellen.

„1 047 Euro rechnen wir der Reichsbank zu“, sagt er. Die, einst hochherrschaftlich im Zentrum Wittenbergs residierend, gilt im laufenden Verfahren wegen Untreue als eine Art Rechtsnachfolger der von Peter Fitzek zuvor gegründeten Kooperationskasse.

Mit der, so die Anklage, soll der 51-Jährige von mehr als 500 Kapitalüberlassern mehr als 1,7 Millionen Euro eingesammelt haben. Und aus ihr habe er später etwa 1,3 Millionen Euro per Barabhebung entnommen, ohne belegen zu können, wohin das Geld anschließend floss.

Oppermann, der alle mutmaßlichen Gläubiger des Königreiches angeschrieben hat, kommt auf noch viel höhere Summen. 2,79 Millionen Euro hätten Anleger eingezahlt, haben seine Mitarbeiter errechnet.

Längst nicht alle aber wollen ihr Geld zurück. Besitzer von mehr als einer halben Million Euro teilten dem Abwickler mit, dass sie auf ihre Forderungen verzichten. Weitere 330 000 Euro wurden nachträglich zur Schenkung an das Königreich erklärt. Und von den Eigentümern weiterer 1,15 Millionen Euro kamen Oppermanns Briefe als unzustellbar zurück oder es erfolgte einfach keine Reaktion.

Nach dem Königreich Deutschland: 750 000 Euro müssten noch zurückgezahlt werden

Bleiben nach derzeitigem Stand rund 750 000 Euro, die der Abwickler an die Kapitalüberlasser zurückgeben müsste - darunter ein Rentner, der seine Ersparnisse für eine Zusatzrente in Höhe von 60 000 Euro nach Wittenberg überwiesen hatte.

Nur wovon? Zwar hat Oppermann am Tag seines Amtsantritts durch eine auf Insolvenzverwertungen spezialisierte Firma zwei 40-Tonner mit Wertsachen aus den Immobilien des Königreiches abtransportieren lassen. Aber die Erlöse aus dem Verkauf per Online-Auktion sind bescheiden: Nur 68 000 Euro kamen zusammen.

Und davon können nur eben jene 1 047 Euro den Gläubigern der sogenannten Reichsbank zugute kommen. Ein Desaster für die, die ihr Geld bei Fitzek sicher wähnten, weil der Menschenfänger aus Wittenberg ihnen in der Euro-Krise eine Investition in wertbeständige Sachwerte versprochen hatte.

Königreich Deutschland von Peter Fitzek: Früheres Staatsgebiet als Ladenhüter

Ausgerechnet die allerdings hängen Stefan Oppermann auch zwei Jahre nach seinem Amtsantritt noch an. Das ehemals als „Staatsgebiet“ dienende Krankenhausgelände habe kurz davor gestanden, als Flüchtlingsunterkunft ertragskräftig verwertet werden zu können, beschreibt der Abwickler. Die Hoffnung aber zerschlug sich. Jetzt gebe es zwar Kaufangebote, die lägen aber zu niedrig, so dass es bis zum Verkauf noch dauern könne.

So lange will Stefan Oppermann die verbliebenen Königstreuen weiter mietfrei auf dem abgelegenen Gelände wohnen lassen. „Sie nutzen das Gelände, aber sie halten es in Ordnung und erledigen sogar Gartenarbeiten“, lobt der Anwalt. Das erhalte Werte, weshalb es ihn auch nicht störe, dass am Eingang immer noch die Insignien des Königreiches prangen. „Lasse ich die entfernen, sind sie doch am nächsten Tag sowieso wieder da.“ (mz)

Alle Informationen zum Prozess finden Sie auf unserer Themenseite Peter Fitzek.