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Hochschulen  Hochschulen : Das E-Bafög wird zum Reinfall

Von Walter Zöller 21.11.2016, 14:00
Mann schreibt an einem Laptop
Mann schreibt an einem Laptop dpa

Halle (Saale) - Das Gegenteil von gut ist oft gut gemeint. Und gut gemeint war die Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Studenten den Umgang mit dem seitenlangen Bafög-Antrag zu erleichtern. Seit dem 1. August 2016 ist eine Antragstellung auch auf elektronischem Weg möglich. Doch gut angenommen wird das Angebot nicht, das elektronische Bafög (E-Bafög) droht zu einem Reinfall zu werden. Das Verfahren ist kompliziert und unter Umständen für Schüler sowie Studenten mit Kosten verbunden.

Kein einziger elektronisch eingegangener Bafög-Antrag in Halle

„Bundesweit sind die Nutzerzahlen sehr gering“, sagt Thomas Faust, Sprecher des Studentenwerks Halle, das für die Uni Halle, die Kunsthochschule Burg Giebichenstein sowie die Hochschulen Anhalt und Merseburg zuständig ist. Wobei die Einordnung „sehr gering“ noch übertrieben wirkt. So verzeichnete das Studentenwerk, das rund 30. 000 Studenten im Süden Sachsen-Anhalts betreut, bislang nicht einen einzigen elektronisch eingegangenen Bafög-Antrag. Genauso sieht es im nordrhein-westfälischen Dortmund aus. Beim Studierendenwerk Bodensee waren es bis vor kurzem fünf Studenten, die den lästigen Papierkram mit dem E-Bafög umgehen wollten.

Dabei soll es für Studenten gerade zu diesem Papierkram nach dem Willen des Bildungsministeriums eine praktikable Alternative geben: Ausdrucken, Unterschreiben und Versenden der Formulare könnten dank des E-Bafög entfallen. Der Online-Antrag soll zugleich die Basis für eine elektronische Akte werden, die den Studenten eines nicht mehr fernen Tages während seiner ganzen Hochschul-Zeit begleitet.

De-Mail-Account oder eID-Funktion nötig

In der Wirklichkeit wird jedoch bereits die Tatsache zum Problem, dass auch der elektronische Antrag authentifiziert - also letztlich unterschrieben - sein muss. Das ist zum Beispiel möglich, wenn die Antragsteller im Besitz eines neuen Personalausweises mit einer Online-Funktion (eID-Funktion) sind. Dazu müssen sich Studenten ein entsprechendes Kartenlesegerät anschaffen.

Einige Bundesländer sind den Weg mit der eID-Funktion gegangen, andere wie auch Sachsen-Anhalt setzten auf De-Mails. Diese Technik soll ebenfalls rechtsverbindlich garantieren, dass der Student den Bafög-Antrag unterschrieben hat. Die De-Mail-Adresse ist aber nach Angaben des Studentenwerk-Sprechers Faust bei Studenten und bei deren Eltern kaum bekannt. Im Jahr 2015 hätten bundesweit nur 13 Prozent der Bundesbürger einen De-Mail-Account besessen.

Hochschulwechsel mit E-Bafög ebenfalls problematisch

Erschwerend kommt hinzu, dass beide Verfahren der elektronischen Antragstellung nicht kompatibel sind. Wechselt ein Student etwa von der Hochschule im hessischen Fulda zur Universität nach Halle, sind die elektronischen Bafög-Unterlagen nutzlos.

Das Bildungsministerium hielt sich auf MZ-Anfrage mit einer Bewertung zurück. Für das Wintersemester gebe es noch keine „belastbaren Zahlen“, wie viele Bafög-Anträge auf elektronischem Weg gestellt wurden. Das Studentenwerk in Halle hat eine größere Lösung im Blick - den Aufbau einer elektronischen Akte. Dort sollen auch die Bafög-Anträge elektronisch erfasst, gespeichert und verschlüsselt werden, so dass sie nach einem Hochschulwechsel eines Studenten mit einem anderen Bafög-Amt ausgetauscht werden können. Studenten werden sich aber in Geduld üben müssen. Die „Umsetzung einer durchgängig elektronischen Antragstellung“ kann, so das Studentenwerk, bis zu fünf Jahren dauern. (mz)