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Peter Fitzek  Peter Fitzek vor Gericht: Warum Geschädigte mit dem "König von Mitteldeutschland" sanft umgehen

Von Steffen Könau 16.11.2016, 18:37
Peter Fitzek vor Gericht
Peter Fitzek vor Gericht Steffen Könau

Halle (Saale) - Eine dicke Backe unter einer tiefen Schramme, darüber das übliche freundliche Lächeln. Zum Fortsetzungstermin im Untreue-Prozess gegen den selbst ernannten König von Deutschland erscheint der Angeklagte Peter Fitzek leicht verwandelt, aber in aufgeräumter Stimmung. „Eine Folge der Haftbedingungen“, sagt Fitzek auf die Frage nach der unübersehbaren Verletzung im Gesicht. Und schmunzelt: Nein, er sei in der Haftanstalt beim Joggen gestürzt und mit dem Gesicht auf eine Kante gefallen. „Heute ist es aber schon wieder gut“, versichert er, „das sah am Freitag noch ganz anders aus.“

Unterstützer für Peter Fitzek sind immer anwesend

Erleichterung im Zuschauerraum, wo neben Freundin Annett auch Fitzeks Mutter und die stets anwesende Schar seiner Unterstützer Platz genommen haben. In einer Verhandlungspause darf Peter Fitzek, an Prozesstagen immer noch mit einer Fußfessel im Saal, Mutter und Freundin sogar kurz drücken und ein paar private Worte mit ihnen wechseln.

Familientreffen im Gerichtssaal auch während der Verhandlung. Die geschädigten Anleger der sogenannten Kooperationskasse, mit der der gebürtige Hallenser hatte „alternative Staatsstrukturen für eine bessere Zukunft“ aufbauen wollen, zeigen sich überwiegend milde mit dem 51-Jährigen, dem sie zum Teil hohe sechsstellige Summen allein gegen die Zusicherung überlassen hatten, damit Gutes zu tun.

Die Geschädigten sind nicht etwa Abgehängte und Ungebildete

Und es sind nicht etwa Abgehängte und Ungebildete, die im Zeugenstand platznehmen. Klaus M. zum Beispiel ist Gymnasiallehrer. Als ihm sein Bruder während der Euro-Krise von einer Gelegenheit berichtet, Geld „außerhalb des Euro-Systems sicher zu parken“, ist der 52-Jährige begeistert. Zumal ihn Fitzeks Versprechen überzeugt, das Geld „zum Aufbau eines neuen, freiheitlichen Deutschlands“ zu verwenden. M. fragt nicht viel, er überweist 5.000 Euro. Dass im Kapitalüberlassungsvertrag, den er unterschreiben muss, vermerkt ist, dass er sein Geld nur zurückerhalte, wenn es die Kassenlage der Kooperationskasse erlaubt, versteht er. „Ja, ich wusste, dass die Interessen des Vereins höher stehen als meine.“ Gestört habe ihn das nicht. „Und ich habe immer noch das Gefühl, dass da keine kriminellen Absichten dahintersteckten.“

Einige geben Peter Fitzek keine Schuld

Allerdings ist zumindest ein Teil des Geldes weg, bei seinem Bruder wohl auch, geredet wurde darüber nie. Wie Fitzeks Kapitalüberlasser ohnehin wenig Redebedarf hatten. Maria W., die dem späteren „König“ noch vor Gründung seines Reiches 300.000 Euro überwies, tat das auf Empfehlung eines Bekannten aus der Esoterikszene. Sie habe damals einen Bauernhof kaufen wollen, aber keinen gefunden. Dann habe sie mit Fitzek telefoniert, der überzeugend von Plänen berichtete, gentechnikfreien Biolandbau betreiben zu wollen. M., 79 Jahre alt und Augenärztin im Ruhestand, unterzeichnete einen Kapitalüberlassungsvertrag. Und überwies, was sie hatte.

Während die Frau aus Nordrhein-Westfalen rund 200.000 Euro zurückerhielt und wegen des Rests Klage einreichte, nachdem sie unruhig geworden war, hat der Münchner Softwareprogrammierer Florian F. seine Anlage im Königreich irgendwann abgeschrieben. Er sei anfangs begeistert gewesen von den Menschen, die er bei Seminaren in Wittenberg getroffen habe, erzählt er. Obwohl die „Staatsgründung“ für ihn eher eine „amüsante Unterhaltungsveranstaltung“ gewesen sei. Irgendwann verlangte er Geld zurück, bekam auch etwas. „Dann kam nichts mehr und ich habe versucht, das zu vergessen.“ Fitzek jedenfalls gibt er keine Schuld. „Ich fand seine Ideen förderungswürdig und ich habe auch schon vorher gewusst, dass das Geld weg sein kann.“

So sieht das auch die Diplom-Geologin Charlotte B., die sich der Wittenberger Fitzek-Gemeinschaft bis heute eng verbunden fühlt. 14.000 Euro hat sie Peter Fitzek überlassen, für den „Aufbau einer Struktur im ganzheitlichen Sinne“, wie sie sagt. Die fünf Jahre Frist bis zur möglichen Rückzahlung laufen nun im kommenden Monat ab, aber sie rechne nicht damit, dass da noch was kommt. „Durch die Durchsuchungsaktionen und die Beschlagnahme aller Werte durch den Abwickler ist ja nichts mehr da“, sagt sie. Immer noch fest überzeugt: „Peter Fitzek hätte mir das Geld zurückgegeben.“

Der Abwickler des „Königreiches“ wird in der kommenden Woche vor Gericht aussagen. (mz)