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Nasa setzt auf Strom Nasa setzt auf Strom: Einführung von E-Bussen in Halle rückt näher

Von Robert Briest 14.11.2016, 10:00
Busse der Linie 21
Busse der Linie 21 Holger John

Halle (Saale) - Nasa – das klingt noch immer nach Entdeckungen, Abenteuer und Fortschritt. Hierzulande steht die Abkürzung zwar nicht für die US-amerikanische Raumfahrtbehörde, sondern für die deutlich bodenständigere Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH, doch auf die trifft aktuell zumindest die dritte Assoziation zu: der Fortschritt. Im Auftrag des Landesverkehrsministeriums untersuchte die Nasa jüngst die Möglichkeit, E-Busse auf ausgewählten Linien einzuführen. Für Halle nahmen sie die Linie 21 von Kröllwitz nach Neustadt unter die Lupe.

Das Ergebnis: eine klare Empfehlung, dort von Diesel- auf Elektromotoren umzustellen. Der Einsatz von E-Bussen sei ohne betriebliche Anpassungen möglich: „Es ergeben sich unter Berücksichtigung der Förderung wirtschaftliche Vorteil bei Anschaffung und Betrieb des Elektrobussystems“, heißt es in der Studie, die zudem die positive ökologische Wirkung unterstreicht.

E-Busse im halleschen Linienverkehr

Damit sind die ersten E-Busse im halleschen Linienverkehr ein gutes Stück näher gerückt. Auch wenn sich der für E-Mobilität bei den Stadtwerken zuständige Mitarbeiter Peter Kolbert noch in Zurückhaltung übt: „Es ist erstmal eine Machbarkeitsstudie. Die sieht allerdings keine objektiven Gründe, die gegen E-Busse sprechen.“ Für die Havag würde nun die betriebswirtschaftliche Prüfung anstehen. Und für die gibt es noch eine große Unbekannte: die Förderung durch das Land, ohne die sich der Technologiewechsel wohl noch nicht rechnen würde. Das Verkehrsministerium erarbeitet derzeit auf Grundlage der Nasa-Studie eine entsprechende Förderrichtlinie.

Kolbert erwartet, dass diese bis zum Frühjahr vorliegt. Nach seinen Kenntnissen will das Land bei der Anschaffung der Busse 80 Prozent der Mehrkosten eines E-Busses gegenüber einem Dieselbus übernehmen. Den gibt es aktuell für etwa 200.000 Euro. E-Busse kosten grob das Doppelte, weil sie bisher nur in kleiner Stückzahl produziert werden und sich noch immer eher in einem Entwicklungsstadium befinden. Die Havag müsste also knapp 40.000 Euro mehr pro Fahrzeug ausgeben. Hinzu käme die Infrastruktur zum Laden der Busse. Hier wäre auf alle Fälle eine sechsstellige Summe erforderlich.

Was die Nasa-Studie empfiehlt

Die Nasa-Studie empfiehlt, dass die drei E-Busse auf der Linie 21 jeweils am Endpunkt Kröllwitz zwischengeladen werden. Die Technik würde dabei etwas an die Straßenbahn erinnern, beschreibt Kolbert. Es würde ein kurzes Stück Oberleitung eingerichtet, allerdings mit zwei Leitungen. Der Bus würde dort dann mit einem Pantografen, einem Stromabnehmer, andocken und kurz wieder aufladen, bevor er sich erneut auf die 54 Kilometer lange Schleife begibt. Die vollständige Aufladung des Akkus soll dann nachts per Stecker im Betriebshof erfolgen.

Die Havag hatte die Linie 21 aufgrund ihres Profils für die Studie angemeldet. Auf dem Weg von Kröllwitz zum Bruchsee in Neustadt führt sie sowohl durch Wald- als auch durch Wohngebiet. Zudem ist in Kröllwitz wegen der Straßenbahnendhaltestellen bereits ein Trafo vorhanden. Kolbert verspricht sich von den E-Bussen langfristig geringere Betriebskosten, vor allem aber deutlich weniger Lärm- und Schadstoffemission. Sollte auch die betriebswirtschaftliche Prüfung keine Einwände bringen und alle Anschaffungen wie geplant funktionieren, könnten die ersten Elektrobusse 2018 durch Halle rollen, schätzt Kolbert.

E-Bus-Einsatz auch auf anderen Strecken der Nasa

Danach würde man dann natürlich auch prüfen, ob der Einsatz auch auf anderen Strecken sinnvoll ist. Dafür gebe es aber jetzt noch keinen Zeitplan. „Die Einführung von E-Bussen ist ein weitreichender Wechsel, deutlich größer als es etwa eine Umstellung von Diesel- auf Gasantrieb wäre. Die Infrastruktur muss geschaffen, das Personal ausgebildet werden.“

Auch beim Verkehrsministerium sieht man die E-Busse deshalb eher als langfristige Ersatztechnologie: „Aufgrund des notwendigen zeitlichen Vorlaufes für den Aufbau eines Elektrobussystems ist, eine kurzfristige Umstellung ganzer Stadtverkehre nicht zu erwarten“, sagt Ministeriumssprecher Peter Mennicke. Mittelfristig sei daher zunächst die Zielsetzung, einzelne Linien umzustellen. (mz)