1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Wittenberg
  6. >
  7. Elb-Leiche Vockerode: Leiche in Elbe bei Vockerode gefunden: Woher stammt der Tote aus der Kiste?

Elb-Leiche Vockerode Leiche in Elbe bei Vockerode gefunden: Woher stammt der Tote aus der Kiste?

14.11.2016, 10:00
Die Rekonstruktion der Gesichtsweichteile erfolgte durch das Landeskriminalamt des Landes Sachsen-Anhalt.
Die Rekonstruktion der Gesichtsweichteile erfolgte durch das Landeskriminalamt des Landes Sachsen-Anhalt. Landeskriminalamt

Vockerode - Seit Monaten tappen die Ermittler im Dunkeln, ein Geheimnis liegt über dem gruseligen Fund nahe der Vockeroder Autobahnbrücke über die Elbe. Mehr als vier Monate ist es nun schon her, dass ein Paddler die Polizei über die Kiste am Ufer verständigt, in der die Überreste eines Toten liegen.

Erst sind die Ermittler zuversichtlich: der Mann ist noch nicht lange tot, er trägt ein auffälliges Tattoo. Dennoch gehen keine Hinweise, die dem Toten einen Namen geben könnten, bei den Beamten in der Polizeidirektion ein.

Ist jetzt der Durchbruch erreicht? Neben neuen Bildern vom Gesicht des Leichnams geben die Kriminalisten am Montag überraschende Ergebnisse des Kripo-Labors an die Öffentlichkeit. Der Tote stammt aus Osteuropa, lebte die letzten zehn Jahre im deutschen Binnenland. Überraschend präzise können die Wissenschaftler sagen, wo der Mann sich zu Lebzeiten aufgehalten hat. Offen bleibt dennoch, wer der Mann aus der Kiste ist.

Rechtsmedizin in Halle untersucht Leiche aus der Metallkiste

Rückblende: Es ist 13.20 Uhr an diesem 5. Juli, als die Polizei am Elbufer bei Vockerode feststellt, dass Unbekannte das Opfer eines Tötungsverbrechens, das schon Wochen zurückliegt, spektakulär „entsorgt“ haben.

Das Opfer ist zwischen 45 und maximal 60 Jahre alt, von athletischer Statur, etwa 75 Kilogramm schwer und 1,80 Meter groß. Die Feuerwehren aus Vockerode und Waldersee bergen die Kiste aus dem Fluss, anschließend wird sie zur gerichtsmedizinischen Untersuchung nach Halle gebracht.

Länderübergreifend werden mögliche Zusammenhänge zu aktuellen Vermisstenfällen geprüft: ohne Erfolg. Zwei interessante Spuren lassen die Kriminalisten hoffen: Auf dem linken Unterarm findet sich in schwarzer Farbe die Tätowierung „Michaela“, auf dem rechten Ringfinger trug der Leichnam einen goldenen Ring, der innen ebenfalls die Gravur „Michaela“ aufweist. Alle Zeugenaufrufe an die Öffentlichkeit laufen jedoch ins Leere.

Auch der nächste Spurenträger ist auffällig, aber nicht einzigartig: die Metallkiste, in der der Leichnam gefunden wird, ist eine Werkzeugtruhe, die in dieser Ausführung bis 1991 in großer Stückzahl produziert wurde. Sie trägt an der Vorderseite die markante Aufschrift „Albert Glück“ in schwarzer Farbe.

An der Innenseite des Deckels sind zwei Aufkleber: einer trägt die Aufschrift „Original BETRA Qualität“, der zweite zeigt zwei Mainzelmännchen und die Aufschrift „ZDF“. Die Kiste, da sind sich die Ermittler sicher, wurde von der Elbebrücke der Autobahn 9 in den Fluss geworfen.

Obwohl sofort ein Todesursachenermittlungsverfahren eingeleitet wird, um die Identität des Leichnams und die Umstände des Todes zu kläre, tappt die Polizei über Wochen und Monate im Dunkeln. Länderübergreifend werden mögliche Zusammenhänge zu aktuellen Vermisstenfällen geprüft.

Zwei interessante Spuren brachten die Ermittler bislang nicht auf die Spur des Mannes aus der Kiste: Auf dem linken Unterarm findet sich in schwarzer Farbe die Tätowierung „Michaela“, auf dem rechten Ringfinger trug der Leichnam einen goldenen Ring, der innen ebenfalls die Gravur „Michaela“ aufweist. Auf Grund des Zustandes der Leiche geht die Gerichtsmedizin davon aus, dass der Tod des Mannes mehrere Wochen vor dem Auffinden Anfang Juli 2016 eingetreten sein dürfte.

Der Getötete wurde in einer Kiste aufgefunden. Es handelt sich um eine Metallkiste ähnlich einer Werkzeugtruhe, die in dieser Ausführung bis 1991 in großer Stückzahl produziert wurde. Die Kiste trägt an der Vorderseite eine markante individuelle Aufschrift "Albert Glück" in schwarzer Farbe.

An der Innenseite des Deckels befinden sich zwei Aufkleber, wobei einer die Aufschrift „Original BETRA Qualität“ trägt. Der zweite Aufkleber zeigt zwei Mainzelmännchen und die Aufschrift „ZDF“. Ermittlungen der Kripo haben ergeben, dass die Kiste, in der sich der Leichnam befand, von der Elbebrücke der Bundesautobahn A9 in die Elbe gelangt ist.

Der Autobahnabschnitt zwischen Coswig und Vockerode wird stark durch Pendler, Touristen, den Güterkraftverkehr und auch von einheimischen Autofahrern frequentiert. Mit einem Fahrzeug wurde die Kiste auf die Brücke transportiert und dann von dort direkt in den Fluss geworfen. Aber auch hier laufen alle Zeugenaufrufe ins Leere. Keiner kennt die Kiste, niemand hat die Kistenwerfer bei ihrem Tun bemerkt. Das Landeskriminalamt lässt das Gesicht des Toten dreidimensional rekonstruieren und zwei neue Porträts anfertigen.

Und noch eine weitere Erkenntnis haben die Ermittler gewonnen: Das rechtsmedizinische Institut in München hat in den letzten Wochen am Leichnam biochemische Untersuchungen vorgenommen. Die Ergebnisse der sogenannten Isotopenanalyse lassen den Schluss zu, dass sich der bislang Namenlose seit mindestens zehn Jahren in Deutschland aufhielt, jedoch ursprünglich nicht aus Mitteleuropa stammt.

Den Untersuchungen zufolge dürfte der Tote etwa bis zu seinem 35. Lebensjahr im südöstlichen Europa aufgewachsen sein und gelebt haben. In Frage kommen das ehemalige Jugoslawien, Serbien, Rumänien und Bulgarien. Dann erst kam er nach Deutschland. Dort dürfte er eher im Binnenland und weniger an der Küste gelebt haben.

Die Isotopenanalyse macht sich eine naturwissenschaftliche Besonderheit zunutze: Wasser und Nahrungsmittel hinterlassen unauslöschliche „geochemische Fingerabdrücke“, die je nach Herkunftsregion in gewissen Anteilen in Zähnen, Knochen, Haaren und anderem Körpergewebe abgelagert werden.

Menschen nehmen meist Stoffe aus ihrer näheren Umgebung auf, somit spiegelt sich das Muster auch in ihrem Gewebe wider. Mit einem „Isotopenatlas“ von Vergleichsproben kann man im Optimalfall das Leben eines Individuums an Orten im Umkreis von bis zu 50 Kilometern nachvollziehen. Der Idealfall ist - auch bei Hunderten untersuchten Leichen in der Münchener Rechtsmedizin pro Jahr - sehr selten.
Die Polizei bittet um Hinweise. „Auch wenn Sie meinen, dass Ihre Wahrnehmungen nicht sachdienlich seien, können diese für die Polizei von großer Bedeutung sein. Scheuen Sie sich nicht, uns zu kontaktieren“, ruft Polizeipressesprecher Sebastian Opitz auf. Offen sind immer noch die Fragen:

Hinweise nimmt die Polizei telefonisch unter der Rufnummer 0340/6 00 02 91 oder per E-Mail: [email protected] entgegen.  (mz)