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Ikonen in der Stadt des WGT The Cure in Leipzig: Robert Smith spielt Songs aus fast 40 Jahren Bandgeschichte

08.11.2016, 20:39
Robert Smith (li.) steht mit The Cure-Urgestein Simon Gallup am Bass auf der Bühne.
Robert Smith (li.) steht mit The Cure-Urgestein Simon Gallup am Bass auf der Bühne. Alexander Baumbach

Leipzig - Bunt, laut, fröhlich, traurig - der Auftritt von The Cure am Dienstagabend war eine Achterbahnfahrt durch 40 Jahre Musikgeschichte einer Band, der immer wieder Etiketten aufgeklebt wurden. Die aber nur ein einziges Etikett tragen kann: The Cure.

Leadsänger Robert Smith betritt 20.48 Uhr die Bühne in der Arena Leipzig

Maßgeblich geprägt von Leadsänger Robert Smith betrat der Brite um 20.48 Uhr die Bühne der Arena, die zwar ausverkauft war - dennoch aber ab der Hälfte des Zuschauerraums auch bequem Platz zum Tanzen bot. Der war auch bitter nötig: nach einem bunten Mix von alten und neuen Songs zog das Quintett bereits nach einer Dreiviertelstunde mit „Lullaby“ eines der Lieblingslieder jedes Cure-Fans aus dem Fundus. Gut, dass gestandene Wavetänzer nicht mehr Platz brauchen, als von einem Fuß auf den anderen zu sinken.

Das Publikum des Abends ist genauso bunt durchmischt, wie die Songs auf der Playlist. Ganz junge Leute sind dabei, gerade einmal halb so alt wie einige der Songs von Robert Smith und Co. Daneben stehen die Edelgruftis, die sich sonst beim Wave-Gothic-Treffen an Pfingsten in Leipzig gegenseitig darin übertreffen, wer am meisten fotografiert wird. Dazwischen: Büroangestellte, Autoverkäufer, ganz normale Leute eben. Eines eint die bunte Truppe: sie sind total entspannt. Kein lautes Wort beim Anstehen in den überlangen Schlangen vor dem Einlass, kein Gemaule beim Drängeln. Eher im Gegenteil: man lächelt sich an. 

The Cure spielen Klassiker „A Forest“ rekordverdächtige acht Minuten

Nach rund anderthalb Stunden dann wird die Bühne grün. The Cure nehmen uns mit in den Wald. „A Forest“ - ein Klassiker des Liveprogramms, der gerüchteweise bei früheren Konzerten auch schon mal über zehn Minuten ausgespielt wurde - kommt in Leipzig auf rekordverdächtige acht Minuten. Nicht ganz unschuldig daran ist der dominante Bass von Simon Gallup, Cure-Urgestein seit 1978. Sein Instrument hängt so tief am mageren Leib des Künstlers, dass man Angst um die Kniescheiben des Kerls bekommt, der als einziger der Fünf in ständiger Bewegung ist. Und nein: er „gallupiert“ nicht über die Bühne. Aus dem Alter sind wir raus.

The Cure: Stimmungsvolles Bühnenprogramm in der Arena Leipzig

Eine Lichtexplosion reißt das Publikum wieder in die nächste Wachphase. „Shake, dog, shake“ lockt die Hände in die Höhe. Überhaupt ist das Bühnenkonzept der Briten im Beleuchtungssegment echt stimmungsvoll, dabei aber nicht erschlagend. Fünf Videowände im Zusammenspiel mit vielen Deckenstrahlern ergeben für den Lichtkünstler ein ausreichendes Besteck, die Musik zu begleiten. Dem Tontechniker wünscht man ein genauso gutes Händchen. Zwar wird die Arena über den Abend im Mittel recht angenehm mit Sound geflutet, dennoch gibt es Schrecksekunden, in denen Roger O’Donnells Keyboard oder Reeves Gabrels Leadgitarre beinahe untergehen. Einen stört das nicht: Jason Coopers Schlagzeug bleibt von den akustischen Seenotfällen verschont.

Robert Smith zum Leipziger Publikum: „See you again!“

Über die 1980er und 90 Jahre mit „Fascination Street“ und „The Walk“ geht es dann zum Finale, die auch diejenigen endgültig aus dem Häuschen bringen, die The Cure sonst nur beim Opa auf der Couch oder Radio anhören müssen. Gassenhauer „Friday I’m in love“ wird abgelöst von „Boys don’t cry“ gefolgt von „Close to me“. Tanzen ist jetzt Ehrensache. Wer mitsingt hat Glück, auch die weniger textsicheren gehen im Klangteppich der Arena nicht auf den Wecker. Um 23.23 Uhr ist das Spektakel zu Ende. Smith, der sonst auch nicht gerade als Labertasche bekannt ist, beendet mit einem Lächeln auf den rotgeschminkten Lippen das Konzert. „See you again!“ ruft er seinen Fans zu. Licht an. Ein Ausflug in die eigene Jugend ist beendet. Tausende schieben sich zurück ins richtige Bausparvertragsleben. Schön wars.

(mz)