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Eisleber Verein Kino 009 Eisleber Verein Kino 009: Zehntausende alte Fotos wieder entdeckt

Von Jörg Müller 08.11.2016, 13:00
Irmgard Haedicke und Ralf Matuschek vom Kinoverein sehen sich einige der historischen Fotos an.
Irmgard Haedicke und Ralf Matuschek vom Kinoverein sehen sich einige der historischen Fotos an. Peter Kramer

Eisleben - Es ist ein wahrer Fotoschatz, der dem Eisleber Verein Kino 009 jetzt dank einer glücklichen Fügung in die Hände gefallen ist: zehntausende Aufnahmen aus den 1920er bis 1950er Jahren - entstanden in Eisleben und Umgebung. Es handelt sich um den Nachlass von Kurt Haedicke (1898 bis 1958), der von Beruf Lehrer war und sein Leben lang privat fotografiert und gefilmt hat.

Material soll für zweiten Eisleben-Film verwendet werden

Ralf Matuschek vom Kinoverein ist bei seinen Recherchen für den zweiten Eisleben-Film auf die Sammlung gestoßen. Und Matuschek, der seit dem vergangenen Jahr auf der Suche nach interessanten historischen Motiven für den Film ist, ist nach einer ersten Sichtung begeistert von dem Material.

Die Kisten mit Kurt Haedickes Fotos sind über einen Umweg an den Kinoverein gekommen. „Sie hatten immer bei uns zu Hause gelegen“, erzählt seine Tochter Irmgard Haedicke, die bis heute in ihrem Elternhaus in Eisleben lebt. Vor Jahren habe sie dann angefangen, die alten Negative, Fotos und Filmrollen aufzuarbeiten.

2002 habe sie die Bilder an die Stadt Eisleben übergeben. Anlass war eine Langzeitdokumentation über die Lutherstadt, die damals in Arbeit war. „Ich habe das angeboten, damit die Sammlung nicht irgendwann verloren geht“, so die 78-Jährige. Später habe sie nichts mehr vom Verbleib des Materials gehört.

Als der Kinoverein im Zusammenhang mit seinem geplanten zweiten Eisleben-Film nach privaten historischen Fotos und Filmen zu suchen begann, erinnerte sich Frau Haedicke natürlich wieder an den Nachlass ihres Vaters und nahm Kontakt zum Verein auf.

Nachlass von Kurt Haedicke wird für Recherchen zur Verfügung gestellt

Als Matuschek davon hörte, konnte er es kaum fassen. „Wir hatten bei unseren Recherchen zwar schon viel Material gefunden. Aber gerade zwischen 1930 und 1950 gab es eine Lücke. Da hatten wir nichts.“ Die Sammlung, die sich mittlerweile im Bestand des Stadtarchivs befindet, wurde nach einigem Hin und Her dem Kinoverein für seine Arbeit zur Verfügung gestellt.

Wie Irmgard Haedicke berichtet, habe ihr Vater ab Anfang der 1920er Jahre als Lehrer an der damaligen Mädchenvolksschule - heute die Katharinenschule - gearbeitet. Unter anderem unterrichtete er Naturlehre und ging mit den Kindern dabei auch in Wald und Flur. „Für die damalige Zeit war das sehr fortschrittlich“, so Irmgard Haedicke.

In seiner Freizeit war er seit seiner Jugend als leidenschaftlicher Amateurfotograf und -filmer unterwegs. Dabei war er auf kein spezielles Gebiet festgelegt: Seine Aufnahmen zeigen normale Straßenszenen ebenso wie besondere Veranstaltungen. Aber auch Landschaften und Natur hielt er fest. Erhalten ist auch ein schönes Porträt von Carl Rühlemann, Lehrer, Heimatforscher und erster Leiter des regionalhistorischen Museums in Eisleben.

Wird es auch ein Buch mit den historischen Aufnahmen geben?

Ein Foto dokumentiert eine Filmvorführung für Kinder, die Kurt Haedicke damals als einer der Ersten veranstaltete. Aus dem Zweiten Weltkrieg kehrte Haedicke im Rollstuhl zurück und konnte nicht mehr als Lehrer arbeiten. „Er hat aber immer noch viel fotografiert“, so seine Tochter. Sie freut sich, dass der Nachlass ihres Vaters in guten Händen ist. „Es ist doch wunderbar, dass sich jemand dafür so interessiert.“

„Wir müssen jetzt erst einmal sehen, was wir in unseren Film einbauen können“, sagt Matuschek. „Das wird natürlich eine Wahnsinnsarbeit.“ Zumal es in der Familie Haedicke offenbar noch weitere Fotokisten gebe. „Das ist alles so interessant, dass ich sogar schon über ein Buch nachdenke“, so Matuschek.

Aber erst nach dem Film. Dessen Fertigstellung wird sich aber erst einmal verzögern: von ursprünglich Frühjahr auf Herbst kommenden Jahres. (mz)

Der Amateurfotograf Kurt Haedicke hat unter anderem Carl Rühlemann (unten) und eine Filmvorführung für Kinder fotografiert.
Der Amateurfotograf Kurt Haedicke hat unter anderem Carl Rühlemann (unten) und eine Filmvorführung für Kinder fotografiert.
Peter Kramer