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Derby ohne HFC-Fans? Derby ohne HFC-Fans?: Fanbusse für das Spiel gegen den 1. FC Magdeburg werden abgesagt

Von Daniel George und Christoph Karpe 05.11.2016, 05:00

Halle (Saale) - Plötzlich flog eine Warnbake mitten auf die Straße, direkt vor den Neun-Sitzer an der Spitze des Konvois. Der musste stoppen. Ein Dutzend vermummte Männer tauchten auf. Sie setzten sich den Mundschutz ein und schwangen Baseballschläger. Nur mit Mühe konnte das Auto aus Halle die Warnbake überfahren, die folgenden Busse ebenfalls entkommen.

So schildern Augenzeugen die Geschehnisse vor dem Derby des Halleschen FC beim 1. FC Magdeburg in der vergangenen Saison. Jürgen Böhm, der für die HFC-Fans immer die Auswärtsbusfahrten organisiert, möchte sich zu Details nicht äußern. Doch er sagt, unabhängig von diesem einen Vorkommnis: „Es gab in den vergangenen zwei Jahren eine unzureichende Absicherung der Fahrten durch die Polizei.“

Rache-Aktionen wegen des Todes von Hannes S. befürchtet

Böhm hat die geplanten Busse für das Aufeinandertreffen am 26. November in Magdeburg deshalb abgesagt. „Ich konnte die Sicherheit der Mitfahrer nicht garantieren“, nennt er den Grund. Doch wie die MZ aus Fankreisen erfuhr, wird es wohl nicht bei den Bus-Absagen bleiben: Es droht ein Derby ohne HFC-Fans!

Die Anzeichen verdichten sich, dass die aktive Fanszene des Halleschen FC in der kommenden Woche ihre Derby-Absage bekanntgeben will. Würde bedeuten: Die Ultras treten den Weg in den Norden Sachsen-Anhalts nicht mit an. Nach dem tragischen Tod des Magdeburger Fans Hannes S. planen vereinzelte FCM-Anhänger angeblich Racheaktionen - so erzählt man es sich zumindest unter den halleschen Fans. Der 25-Jährige Hannes S. war Anfang Oktober aus einem fahrenden Zug gestürzt und an den folgen des Unglücks verstorben. Vorausgegangen war ein Konflikt mit HFC-Fans, die ebenfalls im Zug waren.

Rund 50 HFC-Anhänger mussten bei der Polizei aussagen

Die genauen Umstände sind noch unklar. In den vergangenen Tagen vernahm die Polizei mehrere Fans des Halleschen FC an ihrem Wohn- oder Arbeitsort. Die Staatsanwaltschaft Magdeburg spricht von „zahlreichen Befragungen“. Nach MZ-Informationen mussten rund 50 HFC-Anhänger aussagen.

Sieben Busse waren ursprünglich für das Derby beim 1. FC Magdeburg geplant. Sie waren ausverkauft. Doch nun fährt kein einziger - zumindest keiner, der von Jürgen Böhm organisiert wird. „Es gibt ja noch andere Busorganisationen“, sagt er. Dass die HFC-Fans auf diese ausweichen, ist allerdings äußerst unwahrscheinlich. „Ich hätte die Busse aufgrund der zuletzt mangelhaften Polizeipräsenz vielleicht auch so abgesagt“, meint Jürgen Böhm, sagt dann aber doch: „Man kann es nicht von der Hand weisen: Der Fall Hannes hat die Situation natürlich verschärft.“ Wahrscheinlich so weit, dass der Gästeblock der MDCC-Arena am 26. November nahezu leer bleiben wird.

HFC-Fanbeauftragter: Polizei konnte uns nie richtig schützen

Andreas Wolf, der Fanbeauftragte des Halleschen FC, wollte das auf MZ-Nachfrage am Freitagnachmittag nicht bestätigen. Zu den Bus-Absagen meinte er aber: „Die Polizei konnte uns in den letzten zwei Jahren nie richtig schützen. Die Angst vor Angriffen war einfach zu groß.“

Auch Michael Schädlich hat die Diskussionen in den vergangenen Tagen und Wochen verfolgt. „Ich kenne das Thema der Bus-Absage“, meint der Präsident des HFC. Und: „Vielleicht wirkt das in dieser Situation sogar deeskalierend.“ Nur: „Was passiert mit den Dutzenden privaten Pkw, die nach Magdeburg fahren?“, fragt er.

Absprache mit FCM-Ultras?

Denn: Den HFC-Fans bleibt im Grunde nur noch die Anreise mit den Privat-Pkw. Der Hauptbahnhof Halle ist schließlich vom 21. bis 28. November voll gesperrt. „Ein Sammeltransport wäre natürlich wesentlich einfacher zu kontrollieren“, sagt Michael Schädlich. Doch wie es auch kommt: „Die Sicherheit muss im Vordergrund stehen“, erklärt er.

Die bevorstehende Derby-Absage der HFC-Ultras könnte einen gemeinsamen Hintergrund haben: Gerüchten zufolge haben sich Mitglieder des Block U, der FCM-Ultras, und der Saalefront, der HFC-Ultras, getroffen und den Verzicht vereinbart. Im Gegenzug sollen die Magdeburger Ultras im Rückspiel Ende April nächsten Jahres demnach auf eine Reise nach Halle verzichten. (mz)