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"König von Deutschland" vor Gericht "König von Deutschland" vor Gericht: Hat Peter Fitzek Geld veruntreut?

Von Steffen Könau 21.10.2016, 19:32
Der selbst ernannte König Peter Fitzek bleibt in Untersuchungshaft.
Der selbst ernannte König Peter Fitzek bleibt in Untersuchungshaft. dpa

Halle (Saale) - Die Polizeiwagen stehen noch vor dem Landgericht in Halle, doch die überregionalen Medien fehlen am zweiten Prozesstag im Verfahren gegen den selbst ernannten König von Deutschland, Peter Fitzek, ebenso wie die meisten Neugierigen. Es kehrt Alltag ein in Saal 90, wo der 51-jährige Angeklagte diesmal im dunkelblauen Hemd mit königlichem Wappen in seinen Papieren kramt.

Kaum noch Kameras, keine Mikrofone. Fitzek wirkt gleich viel gelassener als zum Auftakt, er hört ruhig zu, wie die ersten Zeugen über Durchsuchungen in seinem Königreich berichten. Eine Kriminalbeamtin und eine Steueramtsfrau des Finanzamtes Halle sind geladen, die aufklären helfen sollen, wie das Untreue-Verfahren gegen Peter Fitzek eigentlich in Gang kam.

Allein: Beide kennen nur Ausschnitte der Ermittlungen und haben auch von den Durchsuchungsaktionen nur Teile erlebt. „Ich war damals mit in der Staatskanzlei“, sagt die Kriminalistin. „Die Staatskanzlei“, fragt Richterin Ursula Mertens. Sie meine den Hauptsitz des Königreichs, also das  Haus, „wo Herr Fitzek sein Büro hatte“.

Peter Fitzek beißt bei Richterin auf Granit

Natürlich schmunzelt er da, der Mann mit dem Zopf, der am ersten Verhandlungstag versucht hatte, das Gericht zu veranlassen, ihn nicht mehr „Fitzek“ zu nennen, weil er so nicht  heiße. Sondern Peter der Erste, Sohn des Horst.

Bei der Vorsitzenden Richterin biss Peter I., beredsamer Autodidakt in juristischen wie philosophischen und allen anderen Dingen, allerdings auf Granit: „Für mich sind Sie der Herr Fitzek.“

Inzwischen protestiert Peter Fitzek nicht mehr. Am Ende des ersten Verhandlungstages hatte er noch einmal beantragt, aus der Untersuchungshaft entlassen zu werden. Schließlich sei er willens, sich dem Verfahren zu stellen, ja, er selbst habe ja mit einem Anruf bei der Polizei darum gebeten, Anklage zu erheben.

Langes Verfahren um Peter Fitzek steht bevor

„Ich bin hier, weil ich hier sein will“, beharrt er heute. Doch Staatsanwältin Heike Geyer glaubt den Beteuerungen nicht. Fitzek habe in seiner persönlichen Erklärung zu Prozessbeginn erläutert, dass er Aufträge von seinem Schöpfer erhalte, die er dann umsetzen müsse.

„Das macht Sie für uns unberechenbar, weil wir die Zeichen ihres Schöpfers nicht empfangen“, sagt Geyer. Wenn der Angeklagte so ein Zeichen bekomme, lasse er sich vom Gericht nicht mehr beeinflussen, glaubt sie: „Also müssen wir uns Ihrer auf andere Art versichern.“

Denn das Verfahren ist lang, sehr lang sogar. Zwar hat Peter Fitzek schon eingeräumt, dass er es war, der rund 1,3 Millionen Euro von verschiedenen Konten abgehoben hat, auf die er als Chef der sogenannten Kooperationskasse des Königreiches Zugriff hatte.

Er behauptet allerdings, er habe das Geld im Sinne der Menschen verwendet, die es ihm zinslos und ohne jede Zweckbindung überlassen hatten. Allein gegen das Versprechen, Gutes damit zu tun.

Was hat Peter Fitzek mit dem Geld angestellt?

Was aber ist gut? „Wir sitzen nicht hier, weil Sie sich einen Porsche gekauft haben“, sagt Ursula Mertens, „aber der Verbleib der Gelder ist  unklar.“ Nicht nur, weil die königliche Buchhaltung in einem Gewirr von Vereinen, Konten und Vertrauten die Übersicht verlor.

Sondern auch, weil die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) im Zuge ihrer Ermittlungen wegen Fitzeks illegaler Bank- und Versicherungsgeschäfte Unterlagen sicherstellte, von denen es heute heißt, sie seien bei der Bafin „außer Kontrolle geraten“.

Mit anderen Worten weg. Was für Peter Fitzek heißen könnte, dass er der Untreue schuldig ist, weil er die Treue nicht nachweisen kann. Für den Angeklagten ein Alptraum. „Ich versuche immer, reinen Gewissens zu sein“, beteuert er am Ende des Verhandlungstages, als er erneut versucht, Staatsanwaltschaft und Gericht wortreich nahezubringen „was mein Wesen ist, mein Sein und wie das Königreich entstand“.

Richterin Mertens hört dem neuerlichen Redeschwall geduldig zu, unterbricht aber dann doch. „Herr Fitzek, für mich ist ihr Königreich ein Fantasieprodukt“, sagt sie, „und ob Sie ein guter Mensch sind, spielt für unser Verfahren auch keine Rolle.“ Es gehe allein darum, herauszufinden, ob Geld veruntreut worden sei. Das Verfahren wird in der nächsten Woche fortgesetzt. (mz)