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Fall Hannes S. Fall Hannes S.: Welche Rolle spielten die Ultras des Halleschen FC?

Von Clemens Boisserée 10.10.2016, 18:00
Der Bahnhof von Haldensleben.
Der Bahnhof von Haldensleben. Matthias Strauß

Halle (Saale) - Seit mehr als einer Woche kämpfen Ärzte um das Leben von Hannes S., dem Fußballfan des 1. FC Magdeburg. Seit mehr als einer Woche mehren sich die Fragen, wie es soweit kommen konnte.

Die Ermittlungen laufen zwar gegen Unbekannt, doch im Fokus steht noch immer eine Fangruppe des Halleschen FC, bei der es sich laut Polizei überwiegend um Mitglieder der Saalefront Ultras handelt. Auf der Rückreise von einem Auswärtsspiel des HFC trafen sie am Samstagabend um kurz vor Mitternacht in einem Regionalzug bei Haldensleben auf das spätere Opfer.

HFC-Fans drängten Hannes' Begleitung aus dem Zug

Hannes S., in Begleitung dreier Bekannter, trug Fankleidung des FCM und sei deshalb unmittelbar von den HFC-Fans angegangen worden. Daraufhin habe der 25-Jährige eine Zugtür geöffnet und sei aus der fahrenden Bahn gefallen. Erst eine Stunde später wurde er mit lebensbedrohlichen Kopfverletzungen im Gleisbett gefunden. Soweit der aktuell bekannte Ermittlungsstand der Polizei. Ob Hannes S. sprang oder geschubst wurde, ist nicht bekannt. 

Aufklärung konnten auch die drei Begleiter nicht leisten. Sie wurden bereits vergangene Woche befragt. Dabei beschuldigten sie laut Polizei die HFC-Fans, sie am Telefonieren gehindert zu haben, nachdem ihr Mitfahrer aus der Bahn stürzte. Am nächsten Halt seien sie schließlich aus dem Zug gedrängt worden. Allerdings soll die HFC-Gruppe auch verhindert haben, dass eine zweite Person durch die geöffnete Tür fiel. Entsprechende Schilderungen, die ein Zeuge schon vergangene Woche der MZ berichtete, wurden nun auch aus Polizeikreisen bekannt.

Neue Erkenntnisse in dem Fall sollten der mittlerweile gegründeten Ermittlungsgruppe vor allem die Videoaufnahmen der Regionalbahn liefern – doch die fragliche Szene erfassten die Kameras nicht. Nun sollen die übrigen Zuginsassen helfen, die aber hat die Polizei noch nicht vollständig identifiziert. Weitere Videosichtungen sollen neue Zeugen ausfindig machen. Von den bereits ermittelten 28 Hallensern sei unterdessen noch niemand befragt worden, sagte ein Polizeisprecher.

"Beruhigte Lage" - Polizei verzichtete auf Polizeigeleit

In der siebenköpfigen Ermittlungsgruppe sind neben den Polizeidirektion Nord in Magdeburg auch die Direktion Süd in Halle und die Bundespolizei aktiv. Sie stehen mit Beamten in Niedersachsen in Kontakt, die bereits vor dem Vorfall in Haldensleben auf die HFC-Fans trafen.

Bei Gifhorn sollen Teile der Gruppe einen Fahrgast attackiert haben. Die Polizei stellte Personalien fest, ließ die Hallenser anschließend aber ohne Polizeigeleit weiterreisen. Es sei zu „einer Beruhigung der Lage“ gekommen, woraufhin man auf eine Weiterbegleitung verzichtet habe, teilte die zuständige Bundespolizei mit. Wenig später kam es dann zu der schwerwiegenden Tragödie.

Am Montagmorgen gab es kurzzeitig Gerüchte, Hannes S. sei im Magdeburger Klinikum verstorben. Die Polizei wies diese aber schnell zurück. Hannes Freundin meldete sich über Facebook zu Wort. Der FCM-Fan kämpft weiter.