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Türen bleiben zu BIG-Hotel in Wolfen schließt "bis auf Weiteres"

Von Stefan Schröter 09.10.2016, 09:00
Wer wird künftig den Betrieb des BIG-Hotels weiterführen?
Wer wird künftig den Betrieb des BIG-Hotels weiterführen? André Kehrer

Wolfen - Das Licht ist aus, die Türen sind zu, die Rezeption ist verwaist. Das BIG-Hotel in Wolfen ist seit mehreren Tagen zu. An den Eingängen hängen Zettel mit der Aufschrift: „Das Hotel bleibt aus betrieblichen Gründen bis auf Weiteres ab dem 30.09. 2016 geschlossen.“

In dem Gebäude, in dem einst Flüchtlinge im Gästehaus untergebracht werden sollten, können nun vorerst auch keine Touristen mehr den Hotel-Betrieb nutzen. Dabei hieß es vor einer Woche noch, das Hotel werde nicht geschlossen.

Schließung laut Eigentümer nur temporär

Nach Auskunft der Eigentümer handelt es sich bei der Schließung nur um einen temporären Zustand. Allerdings will der Leipziger Eigentümer, die Northgate Enterprises Group (NEG), das Hotel offenbar nicht mehr unbedingt alleine betreiben, sondern sucht noch jemand anderen.

Einen neuen Pächter kann das Unternehmen aber noch nicht präsentieren. Es hält sich daher bislang bedeckt bei MZ-Anfragen: „Aufgrund der schwebenden Verhandlungen mit Investoren und Partnern und dem schwebenden Verfahren mit dem Landkreis können wir keine weiteren Aussagen tätigen“, erklärte der Assistent der Geschäftsführung, André Voß. Deshalb ist auch unklar, wie lange die derzeitige Schließung dauern wird.

Schon zwei Verfahren beim BIG-Hotel

Das Leipziger Unternehmen schlägt sich beim BIG-Hotel aktuell also mit zwei Verfahren rum. Da ist zum einen die Betreibersuche. Zum anderen steht eine juristische Auseinandersetzung mit dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld im Raum. Die Behörde hatte einen mit dem Hotel geschlossenen Vertrag zur Asylunterbringung vor wenigen Wochen gekündigt. Jetzt geht die NEG eventuell den juristischen Weg, um Schadensersatz vom Landkreis einzuklagen.

Denn die Hoteleigentümer hatten laut eigenem Bekunden rund 500.000 Euro in das Hotel gesteckt, um es auf die Flüchtlinge vorzubereiten. 170 neue Betten wurden im Gästehaus aufgestellt, der Brandschutz in dem Gebäudeteil noch einmal erhöht.

Doch Flüchtlinge im BIG-Hotel sind derzeit landkreisseitig kein Thema mehr. Schwer vorstellbar aber, dass das Objekt nach Sanierungen in sechsstelliger Höhe generell geschlossen bleiben könnte. André Voß ist trotz der schwebenden Situationen zuversichtlich, dass Touristen, Arbeiter und Unternehmer wieder in der Damaschkestraße übernachten können. „So ein großes Hotel ist wichtig für die ganze Region.“

Internetseite veraltet - Buchungsanfragen scheitern

Derzeit scheitern aber Übernachtungsanfragen. Auf Buchungsportalen im Internet kommt bei jedem Datum die Angabe, dass das Hotel „zum ausgewählten Zeitpunkt nicht verfügbar“ ist. Die Internetseite des BIG-Hotels ist dagegen veraltet. Sie weist noch die früheren Hoteleigentümer aus. Auch Buchungsanfragen nimmt die Seite www.big-reisehotel.de weiterhin ohne Fehlermeldung an. Doch Bucher sollten sich keine Hoffnungen machen, dass sie eine (positive) Antwort erhalten.

Stadt Bitterfeld-Wolfen engagiert Anwalt im Fall BIG-Hotel

Derweil hat sich die Stadt Bitterfeld-Wolfen wegen des Themas BIG-Hotel rechtlichen Beistand genommen. Das gab die Oberbürgermeisterin Petra Wust (parteilos) bei der Stadtratssitzung in dieser Woche bekannt. Dabei geht es laut Wust um ein Normenkontrollverfahren. Ein solches hatte die Anwältin von NEG angeschoben, um die von der Stadt aufgestellte bauliche Veränderungssperre in der Damaschkestraße anzufechten. Die Veränderungssperre war für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld maßgeblich, als sie den Antrag der BIG-Hotel-Eigentümer für die Flüchtlingsunterbringung ablehnte. Laut der Anwältin von NEG ist die verhängte Veränderungssperre rechtswidrig. Die Stadt sieht das jedoch anders. (mz)