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Bevölkerung im Burgenlandkreis Bevölkerung im Burgenlandkreis: Zeitz verliert als einzige größere Stadt Einwohner

Von Julia Reinard 09.10.2016, 10:00
Blick vom Rathausturm über Zeitz.
Blick vom Rathausturm über Zeitz. imago/Köhn

Zeitz / Halle (Saale) - Zeitz verliert Einwohner an andere Orte – und zwar als einzige der drei großen Städte im Burgenlandkreis. Das geht aus Daten, die das Landesamt für Statistik Sachsen-Anhalt für die MZ ausgewertet hat, hervor. Demnach sind zwischen 2011 und 2015 6 889 Menschen aus Zeitz weggezogen. In der gleichen Zeit haben sich aber nur 6 744 Personen neu oder wieder in der Stadt angemeldet.

Bevölkerungsrückung trotz zugezogener Flüchtlinge

Bei den Orten mit den meisten Zuzügen liegt Halberstadt mit 1490 Personen an der Spitze. Und das verschärft die tatsächliche Situation noch mal: Ein Großteil dieser Zuzüge geht auf Flüchtlinge zurück. Von der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber (ZASt) in Halberstadt aus waren sie insbesondere voriges Jahr im Land verteilt worden.

Allein zwischen Januar und August nahm der Burgenlandkreis 847 Personen auf, wobei der größte Andrang erst im Herbst verzeichnet wurde. Als freiwillige Zuzüge sollten sie nicht gezählt werden. Zieht man diese Zahl von den nach Zeitz Zugezogenen ab, ergibt sich sogar ein Saldominus von 1 635 Personen. Bei gleichem Vorgehen für Naumburg und Weißenfels steht dort trotzdem ein Plus von 341 und in Weißenfels eines von 981 Personen.

Die meisten Zugezogenen kommen aus Elsteraue

Was verrät die Statistik über die Situation in Zeitz? Mit 32 Prozent kommt knapp ein Drittel der angegebenen Zugezogenen aus dem Burgenlandkreis. Und da die Nachbarn die Gegend kennen und offenbar kommen wollen, kann Zeitz so unattraktiv nicht sein. Am häufigsten ziehen Menschen aus der Elsteraue (607), aus Kretzschau (327), Teuchern (180) und Gutenborn (178) nach Zeitz. An nächster Stelle folgt schon Leipzig (176) – wobei von dort im gleichen Zeitraum sowohl nach Weißenfels als auch nach Naumburg mehr als 200 Personen gekommen waren.

Wer umzieht, muss sich am neuen Wohnort anmelden – und am bisherigen Ort abmelden. Diese Informationen erhält zum Stichtag 31.12. das jeweilige Landesamt für Statistik von den Bürgerämtern. Da die Abmeldungen nicht ganz so regelmäßig vorgenommen werden wie die Anmeldungen, gleichen die Landesämter ihre Daten dafür prinzipiell ab, erläutert Monika Schöne, Sprecherin des Landesamts für Statistik Sachsen-Anhalt.

Die Daten werden für die Veröffentlichung aufbereitet. Eine Darstellung auf Gemeinde- und Stadtebene liegt aber nicht ohne weiteres vor. Diese Auswertung hat das Landesamt exklusiv für die MZ vorgenommen. Dafür mussten nicht nur die Daten von Zeitz für die Zuzüge, sondern alle über 14 000 Städte und Gemeinden in Deutschland für die Fortzüge aus Zeitz abgefragt werden. Für die Handhabbarkeit wurden nur Städte innerhalb Deutschlands mit mindestens 13 Zu- und Fortzügen gelistet.

Das heißt: Entweder kehren Zeitzer nicht so häufig aus Leipzig zurück oder Leipziger orientieren seltener nach Zeitz als in die anderen großen Städte des Kreises. Die nächsten Plätze in der Zuzugsstatistik belegen Menschen aus Weißenfels (154) und aus Naumburg (152). In beiden Fällen gehen jedoch deutlich mehr Menschen in die andere Richtung, also von Zeitz weg – nach Weißenfels sind es 309, nach Naumburg 282.

Bei Thüringern beliebt

Für Thüringer scheint Zeitz dagegen ein interessantes Ziel zu sein, so tauchen mit Gera (127), Meuselwitz (79), Eisenberg (39), Jena (36), Erfurt (32), Altenburg (31) und Pölzig (18) gleich sieben Städte aus dem Nachbarland als zuzugsstark auf. Weitere Entfernungen haben die Zugezogenen aus Berlin (47), Dresden (24), Magdeburg (19), Frankfurt am Main (17) und Chemnitz (17) hinter sich. Allerdings zeigt die Anzahl der Zuzüge hier schon, dass es im Jahr gerade mal drei, vier Personen waren, die von dort kamen – mitunter also eine Familie.

Abwanderer zieht es aufs Land

Wohin zieht, wer die Stadt verlässt? Aufs Land! Im Gegensatz zu den anderen Städten ziehen Menschen von Zeitz aus am häufigsten in die Elsteraue (532), also ins ländliche Umfeld. Erst auf Platz zwei folgt Leipzig (410) – sowohl in Naumburg als auch in Weißenfels stand die sächsische Metropole bei den Abwandernden an erster Stelle. Am dritthäufigsten geht es nach Weißenfels (309), gefolgt von Kretzschau (293) und Naumburg (282).

Dreistellig bleiben die Abwanderungen bei Gera (228), Halle (153), Teuchern (145) und Gutenborn (118). An den neuen Adressen zeigt sich: Die meisten Menschen möchten gern in der Nähe bleiben und ländlicher wohnen oder kehren in ihre Heimatorte zurück.

Wenige zieht es in Großstädte, darunter noch mal eine Minderheit in den Westen Deutschlands: In absteigender Reihenfolge sind das Jena (59), Berlin (54), Erfurt (44), Chemnitz (31), Magdeburg (28), Zwickau (21), Wuppertal (20), München (19) und Dortmund (19).

Weißenfels und Naumburg profitieren

Bei der Gegenüberstellung von Zu- und Fortzügen nach Ort stellt sich heraus, dass Zeitz vor allem bei ländlicheren Städten und Gemeinden ein Zuzugsplus verbucht: Am deutlichsten bei der Elsteraue (plus 75) gefolgt von Gutenborn (plus 60) und Teuchern (plus 35).

Mit den größeren Städten, aber auch mit Hohenmölsen (minus 23) und den sächsischen Gemeinden Zwenkau (minus 34) und Groitzsch (minus 26) ergibt sich ein Minus. Am größten ist es mit Leipzig (minus 234), aber auch Weißenfels (minus 155) und Naumburg (minus 130) profitieren zum Nachteil von Zeitz deutlich, wie die Statistik zeigt.

(mz)