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Kritik von der AfD Theaterprojekt in Dessau: Flüchtlinge tanzen gegen das Fremdsein

Von Ute König 06.10.2016, 14:22
Josef Eder hat das Stück mit den Jugendlichen erarbeitet.
Josef Eder hat das Stück mit den Jugendlichen erarbeitet. Jan-Pieter Fuhr

Dessau - „Nur durch persönliche Begegnungen kann man Ängste abbauen“, sagt Almut Fischer. Und sie spricht aus Erfahrung. Fischer leitet das „Young Players Project“, ein Jugendprojekt, das knapp 20 Dessauer Jugendliche und syrische Migranten zusammen brachte.

Gemeinsam setzten sie sich mit dem „Fremden“ auseinander und erarbeiteten mit professionellen Theaterleuten ein Tanz- und Theaterprogramm. Das Ergebnis ist am Freitag, 7. Oktober, um 18 Uhr unter dem Titel „Das Fremde - so nah“ zum ersten Mal in der Marienkirche zu sehen.

Was ist mir fremd?

Seit März haben sich die Jugendlichen zwischen 10 und 25 Jahren regelmäßig getroffen, um miteinander zu arbeiten. Was ist mir fremd? Wo bin ich fremd? Was löst Befremden in mir aus? All das waren Fragen, mit denen sie sich beschäftigten.

Fremd waren sie sich anfangs auch selbst. Aber eben nicht lange. „Die Jugendlichen sind schnell zu einer Gruppe zusammengewachsen“, sagt Fischer. Sie zogen an einem Strang, brachten ihre ganz persönlichen Erfahrungen ein und entwickelten zusammen ihr ganz eigenes Stück.

Selbst die erfahrenen Theatermacher, die ihnen zur Seite standen, sind begeistert. „Mir ist es ganz egal, woher jemand kommt“, sagt Choreograph Josef Eder. Die Arbeit sei trotzdem etwas Besonderes. „Es ist toll, dieses Engagement zu erleben.“ Für alle Jugendlichen war Tanz und Schauspiel vor März Neuland. „Aber sie sind mit einer unglaublichen Hingabe dabei.“

Projekt von der AfD kritisiert

Im Landtag in Magdeburg wurde das Projekt noch bevor es überhaupt gestartet war von Seiten der AfD allerdings heftig kritisiert. Gottfried Backhaus bezeichnete es in der Sitzung am 1. Juni als „manipulatives Theaterprojekt“.

Es ziele darauf ab, „Jugendlichen den Sinn für die Differenz zwischen dem Eigenen und dem Fremden abzuerziehen“. Almut Fischer setzt dagegen, dass es weder um Gleichmacherei gehe, noch darum die einzelnen Fluchtschicksale auszustellen.

„Natürlich geht es auch darum, die einzelnen Differenzen sichtbar zu machen. Die Unterschiede zwischen den Jugendlichen werden im Projekt zur kreativen Kraft!“

Von vielen Seiten gibt es jedoch Unterstützung. Der Freundeskreis des Anhaltischen Theaters ist Träger, vom Kultusministerium gab es finanzielle Mittel. Und das Anhaltischen Theater hat als Kooperationspartner den Titel „Das Fremde - so nah“ sogar zum Motto der aktuellen Spielzeit gemacht hat - das Banner am Großen Haus zeigt das ganz offensiv. (mz)