Spektakel auf Burg Falkenstein: Spektakel auf Burg Falkenstein: Kleine Ritter durchbrechen Schildwall

Pansfelde - „Was seid ihr?“ „Greifenritter!“ „Geht das noch lauter?“ „G-r-e-i-f-e-n-r-i-t-t-e-r!“ „Was habt ihr?“ „Mut!“ „Was könnt ihr nicht sehen?“ „Blut“ „Was wollt ihr vom Volke hören?“ „Jubel!“

Und das Volk jubelt. Denn einem Burgfest-Besuch steht jetzt, nachdem Eilika, Moritz, Felix, Yorc und Titus den feindlichen Schildwall durchbrochen, die Belagerung beendet und den Weg zwischen dem Ostzwinger des Falkensteins und der Vorburg freigemacht haben, nichts entgegen.

Zum 22. Mal hat um den Tag der Deutschen Einheit herum das Mittelalter auf der zwischen 1120 und 1180 auf einem Felsen hoch über dem Selketal erbauten Burganlage Einzug gehalten - und mit ihm Gaukler und Spielleute, Händler, die Holz- und Lederwaren, Keramik und mehr feil boten, Edeldamen und eben auch die Rittersleut’ um Torsten Störmer als Ludewig von Hammaburg vom Verein „Gelebtes Mittelalter“, bei denen sich Eilika und die Jungs - sie kommen aus Lüneburg beziehungsweise Berlin und machen mit ihren Eltern gerade Familienurlaub in Ballenstadt - spontan verdingten.

„Die Kinder spielen gern Ritter“, erzählt die Mutter von Moritz und Felix, die ebenfalls ein Leibchen übergestreift bekam und ins Spiel integriert wurde. „Und das hier“, sagt sie, „ist eine ganz tolle Sache.“ Auch ihr Mann war angetan von der „Choreografie“, die sich die Greifenritter ausgedacht haben - angefangen vom Einschwören der kleinen Truppe über den gescheiterten Versuch, den Feind niederschreien zu wollen, wenn er sich schon nicht mit Grießbrei ködern lässt, bis hin zum Ritterschlag.

Was hier in nicht mal einer Stunde vollzogen wurde, dauert sonst 14 Jahre. Die Ausbildung zum Ritter, sie zieht sich. Das war schon im Mittelalter so und die Stufen gelten auch für Vereinsmitglieder, erklärt Martina Korte als Odina von Letteburg.

Man steigt ein, so wie der zehnjährige Page Nick, der am liebsten schon einen Schritt weiter wäre, und wird dann erst mal - wie Leo, zwölf Jahre - zum Knappen befördert. Mit den anderen geht es von Markt zu Markt. „Bis zu 20 Veranstaltungen haben wir im Jahr. Wir zeigen, wie es gewesen sein könnte, kleiden uns authentisch und schlafen in Zelten.“

Und sonst? War trotz unbeständiger Witterung einiges los auf der Burg, wurden Märchen erzählt, Waffen- und Rüstungsgegenstände erklärt und erlebte der historische Roman „Speculum“ (die MZ berichtet) am Ort seines Geschehens Premiere.

Sogar eine Mittelalterhochzeit wurde gefeiert. Der Schmiedemeister Karsten Stadermann aus Gangloffsömmern in Thüringen gab seiner Birgit, die er über das Fernsehen kennengelernt hat, das Ja-Wort. Zwar kein rechtskräftiger, wohl aber symbolischer Akt: „Ich will damit zeigen, wie wichtig mir diese Frau ist“, sagt Stadermann, der eine Viertelstunde vor der mittelalterlichen Zeremonie, die „für uns mehr Verlobung“ ist, immer noch an seiner Feldschmiede stand. Und warum ausgerechnet auf der Burg Falkenstein? „Weil hier alles angefangen hat.“ (mz)